„Mit der Träne im Knopfloch“ Christine Hinz mit der letzten Ausstellung im SPEICHER

Von Liudmila Shkirtovskaya KULTUR LOKAL Christine Hinz zeigt als letzte Ausstellerin im Idsteiner Speicher eine Auswahl ihrer Werke / Atelier vor Schließung IDSTEIN - „Innere Bilder aus Ton, dem Feuer ausgesetzt“ gibt es derzeit im Kunstatelier Speicher in der Borngasse zu bewundern. Die Ausstellung von Christine Hinz eröffnete am Samstagmorgen mit einer Vernissage. Neben zahlreichen Skulpturen auf Podesten präsentiert die Künstlerin aus Bermbach auch Fotovergrößerungen, die ihre Werke abbilden. Der gemeinsame Nenner der Ausstellung ist das Feuer, in dem die Werke aus Ton „geboren“ werden. Die Thematik der Skulpturen ist jedoch sehr vielfältig. Stilisierte Menschengestalten, geometrische Formen und Elemente aus der Natur bilden ein großes Ganzes. „In der Ausstellung sehen Sie einige Einflüsse aus der Natur. Mich inspirieren meist ganz alltägliche Dinge. Oft verarbeite ich auch meine eigenen Emotionen in den Skulpturen“, schildert Hinz. Auch aktuelle politische Ereignisse kommen in den Gebilden der Künstlerin zum Ausdruck. So habe Hinz in der Skulptur „verbrannte Erde“ ihre Eindrücke zum Leid der Menschen in Kriegsgebieten, wie etwa Syrien, eingefangen. Starke Kontraste Den dunklen und zum Nachdenken stimmenden Exponaten stehen aber auch ganz heitere und aufmunternde Stücke gegenüber, wie die leicht und filigran wirkende Skulptur „Mein Freund, der Baum“. Für ihre Werke findet Christine Hinz immer die richtigen Worte. So erkennt der Literaturliebhaber in den Bezeichnungen der Skulpturen das eine oder andere Zitat von Schiller, Hesse oder Nietzsche. „Ich liebe Literatur und verwende auch sehr gerne literarische Texte in Verbindung mit meinen Skulpturen. Ich finde, das unterstreicht zusätzlich die Aussagekraft der Plastik“, erklärt Hinz, die ihre Ausstellung mit dem Gedicht „Voll Blüten“ von Herman Hesse eröffnete. So vielfältig wie die in der Ausstellung behandelten Themen sind auch die Materialien, die den Ton als Grundstoff der Skulpturen ergänzen und vollenden. In den ausgestellten Stücken sind unter anderem Spiegel, Plexiglas, Maschendraht sowie rostige Ketten und weitere Metallelemente verarbeitet. „Aktuell experimentiere ich viel mit Magneten. Das eröffnet mir beim Modellieren ganz neue Möglichkeiten“, verrät Hinz. „Dabei entstehen dynamische Gebilde, deren Elemente nach Belieben verschoben oder verkehrt herum angebracht werden können“. Von Glasuren habe sich die Künstlerin nahezu vollständig abgewendet. „Ich mag es, wenn der Oberfläche der Objekte das Feuer anzusehen ist. Manchmal poliere ich sie, bis sie ganz glatt ist. Das ist sehr mühsam, doch das Ergebnis ist besonders schön und die Arbeit wirkt auf mich meditativ“, verrät Hinz. Für Speicher-Betreiberin Reike Veldman ist die Ausstellung der Bermbacher Künstlerin etwas ganz Besonderes, denn sie ist die Letzte, die ihre Arbeiten in Veldmans Räumlichkeiten präsentieren darf. Danach schließt das Kunstatelier für immer seine Pforten. „Zehn Jahre Speicher, zehn Jahre Idsteiner Geschichte – die Stadt verliert ein kulturelles Kleinod“, bedauert Hinz, die sich noch bis zum 25. Oktober auf Besucher in der Borngasse freut.

Christine Hinz im SPEICHER

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