„Künstler kommen gerne wieder“

Jubiläum Reike Veldman initiierte vor 10 Jahren den Kunst- und Kulturtreff SPEICHER /Sorgen um die Zukunft. Aus der Idsteiner Zeitung vom 11.06.2015 IDSTEIN - Vor zehn Jahren setzte Reike Veldman ihre Idee eines Kulturtreffs in der Idsteiner Altstadt um. In diesem Jahr feiert sie mit dem Speicher ein kleines Jubiläum. Diese Zeitung sprach mit ihr. Frau Veldman, der Idsteiner „Speicher“ besteht seit zehn Jahren. Sind Sie stolz, dass sich Ihre Idee der Kulturangebote so gut in der Kulturstadt Idstein platziert hat? Ja, ich bin stolz und sehr zufrieden mit der Reaktion der Besucher auf die Ausstellungen und Veranstaltungen. Das Ambiente des Speichers wird immer wieder gelobt, und die Künstler können für kleines Geld ausstellen, sodass ich nicht nach Künstlern suchen muss. Ich habe mit dem Speicher nie ein finanzielles Interesse verbunden und gerne meine ganze Kraft in diese Aktion gesteckt. Warum haben Sie vor zehn Jahren den Speicher als Veranstaltungsort initiiert? Ursprünglich wollte ich in diese Scheune eine Wohnung der alten Brauerei Merz einbauen, habe dann aber davon Abstand genommen, da mir das kulturelle Leben in Idstein sehr am Herzen liegt und ich etwas bewegen wollte. Wie viele Veranstaltungen fanden – überschlägig – dort bis heute statt? Da ich jeden Monat eine neue Ausstellung mit regionalen aber auch ausländischen Künstlern durchführe, sind das etwa 200 Ausstellungen, Theater und Konzerte, Kabarett, Lesungen und Workshops. Die Akustik im Raum ist sehr gut und als Zimmertheater ist der Speicher ideal. Wie ist die Resonanz bei Künstlern und Besuchern? Die Resonanz ist sehr gut. Die Künstler kommen gerne wieder und die Besucher sehen, was man mit viel Eigeninitiative aus einer baufälligen Scheune machen kann und freuen sich über das Dachgärtchen und den schönen Blick auf Hexenturm, Schloss und Rathaus. Ich denke meiner Tochter, einer Architektin, ist mit dem Speicher etwas Großartiges gelungen.

Reike Veldman

Was waren für Sie bis heute die Höhepunkte im Speicher?
Höhepunkte waren das überaus erfolgreiche Kabarett Allerhand, mit Carola von Klass und Christine Ketzer. Die beiden Schauspielerinnen starteten hier ihr Kabarett und hier fanden auch die Premieren statt. Die Karten sind immer schon drei Monate im Voraus ausverkauft.
Auch der Film, den das hessischen Fernsehen hier gedreht und schon dreimal gesendet hat, war so ein wichtiger Höhepunkt. Mir sind aber auch die kleinen Höhepunkte wichtig, wenn die Besucher begeistert von dem schönen Innenhof, den Räumlichkeiten und Ausstellungen oder Veranstaltungen sind.

Wo hat es auf der anderen Seite gehakt bei Veranstaltungen?
Gehakt hat es bei der Finanzierung. Ich wollte die Miete für den Raum klein halten, konnte das auch, als die Volkshochschule und andere den Raum in der Woche für Yoga nutzten. Seit die VHS vor zwei Jahren in größere Räume gewechselt ist und auch keine anderen regelmäßigen Veranstaltungen werktags stattfinden, steht der Speicher in der Woche und mit 90 Euro Miete für drei bis vier Wochenenden oder eine Veranstaltung, reicht das Geld einfach nicht für die Unterhaltung.
Außerdem habe ich festgestellt, dass in Idstein die Kulturschaffenden nicht zu einer Zusammenarbeit zu bewegen sind. Ich hätte mir mehr gemeinsame Aktionen oder zumindest Absprachen gewünscht. Man arbeitet eher gegen- als miteinander, und das finde ich kontraproduktiv. So hatte ich die Idee, die Kunststätten in Idstein durch eine Art Kunstwalk zu verbinden. Ein Pflasterstein mit einem K und eine kleine Broschüre für die Touristen hätte dazu ausgereicht. Die Idee wurde jedoch nicht aufgegriffen.

Was planen Sie für die Zukunft?
Aus den genannten Gründen gibt es ohne die tatkräftige und finanzielle Unterstützung von Ehrenamtlichen und Sponsoren sowie die Zusammenarbeit mit anderen Kulturschaffenden keine Zukunft für den Speicher.

Am 21. Juni wird bei Ihnen im Speicher das zehnjährige Bestehen gefeiert. Auf welches Programm können sich Besucher freuen?
Ich habe keine Kosten gescheut, eine sehr gute Jazzband engagiert, und einige Künstler, die bei mir aufgetreten sind, werden kleine Kostproben Ihres Könnens geben.
Was ist Ihre ganz persönliche Meinung zum Speicher-Jubiläum?
Ich bin ein sehr positiv denkender und gastfreundlicher Mensch, der Freude daran hat, wenn sich andere Menschen bei mir wohlfühlen. Das habe ich in den zehn Jahren allenthalben gespürt und auch meine Ferienwohnung im Vorderhaus wird von den Touristen aus In- und Ausland gern genutzt. Insofern kann ich zufrieden auf die zehn Jahre zurückblicken.
Das Interview führte Volker Stavenow.

Alle Meldungen