„Wiederauferstehung“ die Ausstellung von Alexandra de Kempf

Aus der Idsteiner Zeitung, von Susanne Gross : Sie ist schön, selbst in ihrem Zweifel und voller Anmut in ihrer Selbstoffenbarung. Ihre Haarpracht ähnelt einer Turmschnecke. Darin eingewirkt sind feine Messingdrähte, deren Enden in Spiralen auslaufen. In ihrer rechten Hand hält sie ein Stück Bauchdecke. Der Blick in den entblößten Leib öffnet die Sicht auf eine mit Geflecht überzogene Höhle. Dahinter: Ein ovaler Onyx. „The enemy within“. Der innere Feind - eine der ausdrucksstarken Arbeiten Alexandra de Kempf. Die gebürtige Venezuelanerin stellt unter dem Titel „Wiederauferstehung“ 14 Collagen und 42 Skulpturen aus Steinzeug und Porzellan im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. Die in Waldems-Bermbach lebende Künstlerin präsentiert damit erstmals ihre Arbeiten in einer sehr sehenswerten Einzelausstellung Öffnungszeiten : Sa. u. So. 11:00 bis 17:00 Uhr Eintritt frei !

Schneckenfrau

Alexandra de Kempfs ausgestellte Werke sind die Ernte der letzten zehn Monate. Ihre phantasievollen und phantastischen Collagen, Frauenkörper, Köpfe und Torsi verkörpern stets eine Emotion. Sie versinnbildlichen diese Aussage auf gleichermaßen ästhetische wie ausdrucksstarke Art und Weise und zeigen Einflüsse und Verschmelzungen unterschiedlicher Kulturkreise.
In ihren Bildern verbindet Alexandra de Kempf Papier, Acrylharz, Softpastel und Polyesterharz zu leuchtenden Collagen. Zehn davon widmet sie Frauenköpfen Immer wieder tauchen Schmetterlinge auf. Fische, Vögel und Blüten bereichern diesen Kosmos, dessen zentrales Thema doch stets der Mensch ist. Bei der Arbeit „Bruchstücke einer Frau“ umschwirren blaue Schmetterlinge eine weibliche Büste mit rotblondem Pagenschnitt. Rotgeschminkte Lippen betonen ihre Weiblichkeit. Das rechte Auge liegt in der längs geteilten Frucht einer Papaya. Auf dem Kopf der Frau thronen lila Blüten, aus denen ein Frosch herauslugt. Ihr Körper und ihr Gesicht sind überlagert von Streifen. Diese Schnittstellen teilen, zerstückeln, verletzen die Frau und fügen sie gleichermaßen wieder zusammen.
Alexandra de Kempf arbeitet auch bei ihren keramischen Arbeiten in Serien. So gibt es eine Reihe die sich „Las Meninas„ nennt - nach dem alten spanischen Wort für Kinder. Die kleinen, gedrungenen Figuren ohne Beine und Füße tragen allesamt einen Frauennamen. Charakteristisch für die Figuren ist deren Kopfschmuck, der ihnen Individualität und Schönheit verleiht: Ein Korb mit Ananas und Bananen auf dem Haupt von Carmen oder ein Vogel bei Matea. Die kleinen Menschen strahlen Originalität und Authentizität aus und verfügen über eine stille Erlaubnis, schön, individuell und besonders zu sein.
Alexandra de Kempf gelingt es in ihren Arbeiten selbst schmerzvolle Prozessen Anmut und Ästhetik zu verleihen: Bei der Arbeit „Gespalten“ klafft ein gebeugter Frauenkörper an zwei Stellen auf. Doch trotz der Brutalität der Verletzungen bewahrt die Figur sich ihre Schönheit und Würde. In der Plastik. In „Swirlthougts“ versinnbildlicht Alexandra de Kempf kreisende Gedanken. Die Künstlerin formte einen überlängten, als Spirale aufgezogenen Kopf, der die Zerrissenheit und Begrenzung ewiger Denkmuster zum Ausdruck bringt.
In der Ausstellung werden die Betrachter Zeuge der Wiederentdeckung und Entfaltung kreativer Kraft einer Künstlerin, die über ein Architekturstudium und ihre Arbeit als Pädagogin nun ihre Kunst wieder auferstehen lässt.
Die Ausstellung ist bis zum 20. November im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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