Von Lebensbildern --aus der Idsteiner Zeitung v. 11.07.2011

Menschen als Pflanzen, poetische Lichtspiele in filigranen Papierobjekten, Reflektionen über Kriegsenkel – Aspekte aus „Geheimnisvolle Welten“. Cornelia Oestreich-Seemayer gewährt den Besuchern der gleichnamigen Ausstellung Einblicke in ihre reflektierten und transformierten Auseinandersetzungen mit Lebensprozessen und Menschen.

Objekt von C. Oestreich-Seemayer

Zweiundzwanzig Bilder, dazu ein Mosaik, Arbeiten aus Speckstein, Buchpapier, Pergament und japanischem Batikpapier präsentiert die in Steinfischbach lebende Künstlerin und Leiterin von „Creative Wirkstatt“ im Idsteiner Kulturforum Speicher. Kennzeichnend für die Arbeiten von Cornelia Oestreich-Seemayer sind die Vielfalt der von ihr genutzten Techniken sowie die teilweise ungewöhnlichen Materialien: Sie wählt Tempera oder Pigmente, setzt Pflanzenfarben auf Holz oder greift zu Aquarell, Mischtechniken oder Gouache. Auf diese Weise verleiht sie ihren oft langjährigen Auseinandersetzungen mit Beobachtungen und inneren Fragestellungen Gestalt. Menschen und Menschliches als Ausgangspunkt und Zentrum.

Ihre „Geheimnisvollen Welten“ bleiben naturgemäß frei von Festlegungen. Jeder Betrachter kann die Bilder auf seine Art interpretieren. Die Titel der einzelnen Arbeiten liefern Anhaltspunke, was die Künstlerin bei der Herstellung und im Schaffensprozess bewegte. Sie laden ein, tiefer in das Wesen des Bildes einzusteigen, dennoch gewähren sie ausreichend Raum, um Malerei und Objekte ästhetisch zu genießen.

Cornelia Oestreich-Seemayers Malerei stammen überwiegend aus zwei Zyklen: Sie präsentiert Arbeiten aus den Serien „Menschen als Pflanzen“ und „Kriegsenkel“. So gestaltet sie einerseits Männer und Frauen entsprechend deren Persönlichkeiten in floraler Gestalt. Ihre Bilder, die sich mit der zweiten Nachkriegs-Generation beschäftigen, bleiben abstrakte, farbflächige Kompositionen. Die Künstlerin setzt dabei auf matte, erdige Farben oder auf leichte, helle Nuancen von Grün und Violett.

Das Bild „Lebenstempo“ fasziniert durch seine einander überlagernden Elemente. Die Künstlerin hat aus Gouache eine Spirale gestaltet, die im Zentrum von sechsundfünfzig kleinen Quadraten bedeckt wird. In die geordneten geometrischen Formen fügen sich vereinzelt Blätter, welche die Dynamik der Spirale aufgreifen. So verschmelzen in dieser Arbeit Lebendigkeit und Wachstum mit Ordnung und Systematik - und bilden ein Gleichnis für die Kontrapositionen des Lebens.

Filigran und poetisch wirken Cornelia Oestreich-Seemayers Arbeiten aus Papier. Eine Schale aus japanischem Batikpapier, koloriert und mit Wachs überzogen, leuchtet je nach Lichteinfall in transparenten Rosatönen oder lichtundurchlässig matt. Duftig kommen ihre mobile-artigen, auf Draht befestigten Pergamente daher: Gefaltet, abgenäht und farbig angelegt strahlen sie Leichtigkeit und Freude aus. Mal wirken sie heiter und leicht, dann wieder kompakt und flächig.

Die Komplexität von Cornelia Oestreich-Seemayers Wahrnehmungen drückt sich somit in der Vielzahl der verwendeten Techniken und in den Objekten selbst aus: Je, nach Blickwinkel oder Lichteinfall gewähren sie unterschiedlichste Zugänge und Deutungen und bewahren sich die Rätselhaftigkeit von geheimnisvollen Welten.

Die Ausstellung dauert bis zum 24.7. - Öffnungszeiten des Kulturforums Speicher, Borngasse 23, Samstag und Sonntag 11–18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Zur Ausstellung werden zwei Mal-Workshops angeboten: „Zufallskunst“ am 16.7. und „Malen auf ungewöhnlichen Malgründen“ am 23.7. Jeweils 15 bis 17:30 Uhr. Kosten: 15 Euro plus Material. Anmeldung unter 06087-9899828.

Susanne Gross



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