„Kachelbilder von E. Schmidt „aus der IZ vom 22.06.2010

Von Susanne Gross Eine Ausstellung in der man lauthals lachen kann, schmunzelnd durch die Räume schlendert, zustimmt oder den Kopf schüttelt, bietet der Idsteiner Speicher. Der Taunussteiner Maler und Grafiker Eber Schmidt zeigt zum zweiten Mal seine „Spülmaschinengeeigneten KACHEL-BILDER“. Achtundvierzig überwiegend neue Arbeiten präsentiert der Künstler in seinen humorvollen, makaberen und kritischen Zeichnungen auf schlichten 15 mal 15 Zentimeter großen Haushaltskacheln. Typisch für die Ausdrucksweise des Künstlers ist die Reduzierung der verwendeten Farben. Zumeist begnügt er sich mit schwarz und rot. Der kreativen Umsetzung von Wortspielereien kommt zudem eine große Bedeutung in seinem Schaffen zu. Bei der Wahl seiner Themen kennt Eber Schmidt keine Grenzen. Er beginnt bei Adam und Eva und greift ebenso kritisch Tendenzen der Gegenwart auf. Schwerpunkte bei der aktuellen Ausstellung bilden Reflektionen über typische Verhaltensweisen von Mann und Frau, Kritisches zur Kirche sowie Augenzwinkerndes zur menschlichen Sexualität

Borngasse 23 Foto: Klaus Gottschick

Zeitkritisch äußert er sich in einer Arbeit aus dem Jahr 2009. „Klobalität“ zeigt unsere Weltkugel auf einer geöffneten Toilettenschüssel. Als krönendes Detail erweist sich die Aneinanderreihung von Dollarscheinen auf dem Toilettenpapier.

Makaber gestaltet Eber Schmidt die Arbeit „Ha-la-li“. Der Künstler platziert fünf Jäger in der oberen Hälfte der Kachel. Die Männer halten ihre Jagdhörner in die Luft, um zum Halali zu blasen. Darunter liegen die erlegten Wildschweine in Reih und Glied.

Ironischerweise befindet sich ein erschossener Jagdhelfer in leuchtender Warnweste unter den Opfern. Wie den Tieren wurde auch ihm ein Eichenlaubblatt in den Mund gesteckt.
Die Arbeit „Geschlechterspezifische Erkenntnis“ setzt sich aus vier Kacheln zusammen. Adam und Eva stehen in einer Landschaft mit Kokospalme und südländischem Baum. Eva hält Adam ein rotes Feigenblatt vor sein Geschlecht. Ironischerweise bedeckt Adam jedoch Evas Mund mit einem Blatt. Das Werk „… nichts anzuziehen“ zeigt Eva unentschlossen bei der Wahl zwischen einem grauem und einem rotem Feigenblatt. Hier spielt Eber Schmidt stereotype Rollenmuster von Mann und Frau durch.
Auch vor Anmerkungen zur Kirche macht der Künstler keinen Halt. Bei „KonDom“ stülpt er rosa Verhütungsmittel über die Türme einer Kirche, in die gerade eine Schar Gläubige strömt. Die „Beichtkachel“ rundet diesen Zyklus ab. Hierbei zeigt er einen Priester hinter diagonalen Gittern, die einen Beichtstuhl imitieren.
Sexualität spielt in den Bildern „Von Phall zu Phall“ oder „Ohrgasmus“ eine Rolle. Bei „Equipment“ zeigt er einen nackten Mann in unterschiedlichen Phasen der Erregung. Sie steigert sich von „Software“ im linken Bildteil zu „Hardware“ auf der rechten Hälfte. Hier steht der erregte Penis des Mannes steil nach oben.
Eber Schmidt hält sich in seinen Arbeiten die Treue, wenn er eine ureigene Art quer zu denken bildlich umsetzt. Schon mit der Ergänzung von einem Buchstaben verändert er das Wort und schafft komplett neue Sinnzusammenhänge. und Verfremdungen.
Die Ausstellung dauert bis zum 27. Juni. Öffnungszeiten jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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