Wechel-Jahre

Es trifft jeden, auch den MannAus der Idsteiner Zeitung vom 10.03.2009

Von Susanne Gross „Wechseljahre – Es trifft jeden – auch den Mann“. Weit gefehlt, wer hinter dieser Behauptung einen wissenschaftlichen Vortrag über die Zeit bis zur Menopause erwartet hatte. Christina Ketzer und Carola von Klass lieferten den Zuschauern einen Reigen an heiteren Soli und pointierten Dialogen rund um die Themen Alter, Schönheit und Jugend. Vor ausverkauftem Haus feierte das Künstlerduo „Allerhand“ mit seiner Show zwischen Comedy und Kabarett Premiere im Idsteiner Speicher. „Uns geht es darum, dem Publikum eine vielfältige Mixtur aus Nachdenklichem, Albernem und Drastischem zu bieten. Die Zuschauer sollen sich in den Inhalten der Stücke wieder erkennen können“, umschrieben die beiden Künstlerinnen ihr Hauptanliegen.

Carola von Klass und Susanne Ketzer

Gekennzeichnet war der Abend von der Spielfreude der beiden Frauen und der abwechslungsreichen Programmgestaltung. Der Funke zum Publikum sprang schnell über. Ihre ungeschminkt doch warmherzig vorgetragenen Spiegelungen alltäglicher Probleme setzte auf Themen, denen Männer und Frauen tagtäglich begegnen: Freundinnen, die der Weg ins Fitness-Studio führt, um dem Schönheits-, Schlankheits- und Jugendwahn zu huldigen, eine megacoole Geschäftsfrau, die sich nur noch in en Worthülsen voller Anglizismen zu verständigen weiß, eine mit ihrem Sexualleben zufriedene Frau, die sich nur aufgrund von Dossiers in Frauen-Zeitschriften zu einer fachmännischen Beratung gezwungen sieht.
Die Wandlungsfähigkeit der beiden Darstellerinnen unterstrich jeden einzelnen der dreizehn Programmpunkte. In sekundenschnelle verwandelte sich Carola von Klass von der eleganten Dauertouristin mit Sonnenbrille, Strohhut und Chiffonschal in eine abgeklärte Sex-Therapeutin. Saß Christina Ketzer gerade noch im Korbsessel und präsentierte sich als früh verwitwete Fünfzigjährige, die sich noch ein Kind wünscht, fachsimpelte sie gleich darauf als leicht genervte Religionsberaterin.
Zusammen mit den wechselnden Outfits machten ihre gut gewählten Gesten die Auftritte so überzeugend. Als sächselnde Dresdnerin streckte sich Carola von Klass breitbeinig, in Jeans und Turnschuhen, vor dem Publikum aus. Ihre Rolle als lispelnde Frau, deren Traum eine Tätigkeit als Telefonistin oder Rundfunkmoderatorin ist, charakterisierte sie durch deren strenge Frisur, eine konservative Brille und zu X-Beinen zusammengestellte Knie.
Christina Ketzer brillierte als Englisch sprechende Professorin mit ihrem Vortrag über „Virile Pseudoklimakteriologie“. Das Publikum jauchzte vor Vergnügen, als die Schauspielerin die Wechseljahre beim Mann in Abrede stellte. Stattdessen vertrat sie die Auffassung, dass Männer Seitensprünge begehen, da sie dem natürlichen Impuls zur Fortpflanzung nachgeben. „Er ist fort, um zu pflanzen“, legte sie die deutsche Sprache aus und erntete anhaltende Lacher aus den Reihen des Publikums. Die Besucher bedankten sich mit Blumen und begeistertem Applaus für den kurzweiligen und amüsanten Abend.


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