Klänge gehen unter die Haut

Konzert im SPEICHER mit Horst Peter vom Meeresstrand zur Sommerwiese. IDSTEIN - (ach). Es ist das vorletzte Konzert im „Speicher“. Eines, das den Blick nach innen lenkt. Die Klangmassage von Horst Peter bringt Saiten zum Schwingen, die im Alltag nicht immer Raum haben. Der gebürtige Mainzer mit Wohnsitz in Taunusstein ist mit Musik groß geworden, spielte Blockflöte in der heimischen Pfarrkirche, erinnert sich an Hausmusikabende im Familien- und Freundeskreis. Der Vater, selbst mit allerlei Instrumenten vertraut, schenkte dem Sohn ein Saxofon, half ihm, sich musikalisch weiter zu entwickeln. Beide Instrumente, Flöten wie Saxofon, kommen am Sonntagabend unter dem hohen Dachfirst des „Speichers“ zum Einsatz, unterstützt von Keyboards und Stimme. Ermunterung durch Ehefrau Seit fünf Jahren ist der gelernte Cutter nun schon als Solist unterwegs, ermuntert von seiner Ehefrau, die selbst komponierten Fragmente auszubauen und damit aufzutreten. Neben der Arbeit an eigenen, von seiner Intuition inspirierten Arrangements, arbeitet der Autodidakt an verschiedenen Gemeinschaftsprojekten. Anfang 2014 startete er zuletzt ein neues musikalisches Experiment und gründete mit Michael Mehler, Gitarrist und Sänger, die Gruppe „Sternestaub“. Aber im „Speicher“ ist er solo unterwegs, spielt Stücke aus seinen CDs „Novemberwind“ und „Engelreise“. Der „Novemberwind“ beginnt und endet am Meer. Die Zuhörer hören die Brandung rauschen, Keyboard und Playback, begleitet von Flöten und Stimme, entführen raus in die Natur. Man glaubt, Blätter fallen, Regen prasseln, Wind peitschen, Wale singen, Tang und Salz riechen zu können. Zwei besondere Lautsprecher, sogenannte Naturschallwandler, verteilten die Klangdusche harmonisch und wohltemperiert im Raum. Es bleibt lange eher leise. Doch dann, nach einer Stunde, greift Horst Peter endlich zum Saxofon. Das ist lauter, bleibt aber auch im weiteren Verlauf des Konzerts im Hintergrund, lässt sich nur sparsam und melancholisch vernehmen. Es sind die Flöten, die vielen unterschiedlichen Flöten, die kleinen und die großen, die den Ton angeben, oft begleitet von Pianoklängen. Auf der „Engelreise“ im zweiten Teil des Konzerts, führt Peter die Zuhörer weg vom Meer, hin zu einer akustischen Sommerwiese voll zwitschernder Vögel, bevölkert von allerlei Fabelwesen, die durch den Wald tanzen, der würzig-zarte Duft von Gras und Blüten liegt in der Luft. „Es ist mein Ziel, die Menschen zu berühren“, sagt Peter in der Pause. Wer offen ist für seine meditative Musik, wer sich darauf einlässt, der kann viel erleben auf seinen Klangreisen. Der kommt weit herum und fühlt sich dennoch ruhig und geerdet.

Der gelernte Cutter Horst Peter lenkt den Blick nach innen.

„Mit der Träne im Knopfloch“ Christine Hinz mit der letzten Ausstellung im SPEICHER

Von Liudmila Shkirtovskaya KULTUR LOKAL Christine Hinz zeigt als letzte Ausstellerin im Idsteiner Speicher eine Auswahl ihrer Werke / Atelier vor Schließung IDSTEIN - „Innere Bilder aus Ton, dem Feuer ausgesetzt“ gibt es derzeit im Kunstatelier Speicher in der Borngasse zu bewundern. Die Ausstellung von Christine Hinz eröffnete am Samstagmorgen mit einer Vernissage. Neben zahlreichen Skulpturen auf Podesten präsentiert die Künstlerin aus Bermbach auch Fotovergrößerungen, die ihre Werke abbilden. Der gemeinsame Nenner der Ausstellung ist das Feuer, in dem die Werke aus Ton „geboren“ werden. Die Thematik der Skulpturen ist jedoch sehr vielfältig. Stilisierte Menschengestalten, geometrische Formen und Elemente aus der Natur bilden ein großes Ganzes. „In der Ausstellung sehen Sie einige Einflüsse aus der Natur. Mich inspirieren meist ganz alltägliche Dinge. Oft verarbeite ich auch meine eigenen Emotionen in den Skulpturen“, schildert Hinz. Auch aktuelle politische Ereignisse kommen in den Gebilden der Künstlerin zum Ausdruck. So habe Hinz in der Skulptur „verbrannte Erde“ ihre Eindrücke zum Leid der Menschen in Kriegsgebieten, wie etwa Syrien, eingefangen. Starke Kontraste Den dunklen und zum Nachdenken stimmenden Exponaten stehen aber auch ganz heitere und aufmunternde Stücke gegenüber, wie die leicht und filigran wirkende Skulptur „Mein Freund, der Baum“. Für ihre Werke findet Christine Hinz immer die richtigen Worte. So erkennt der Literaturliebhaber in den Bezeichnungen der Skulpturen das eine oder andere Zitat von Schiller, Hesse oder Nietzsche. „Ich liebe Literatur und verwende auch sehr gerne literarische Texte in Verbindung mit meinen Skulpturen. Ich finde, das unterstreicht zusätzlich die Aussagekraft der Plastik“, erklärt Hinz, die ihre Ausstellung mit dem Gedicht „Voll Blüten“ von Herman Hesse eröffnete. So vielfältig wie die in der Ausstellung behandelten Themen sind auch die Materialien, die den Ton als Grundstoff der Skulpturen ergänzen und vollenden. In den ausgestellten Stücken sind unter anderem Spiegel, Plexiglas, Maschendraht sowie rostige Ketten und weitere Metallelemente verarbeitet. „Aktuell experimentiere ich viel mit Magneten. Das eröffnet mir beim Modellieren ganz neue Möglichkeiten“, verrät Hinz. „Dabei entstehen dynamische Gebilde, deren Elemente nach Belieben verschoben oder verkehrt herum angebracht werden können“. Von Glasuren habe sich die Künstlerin nahezu vollständig abgewendet. „Ich mag es, wenn der Oberfläche der Objekte das Feuer anzusehen ist. Manchmal poliere ich sie, bis sie ganz glatt ist. Das ist sehr mühsam, doch das Ergebnis ist besonders schön und die Arbeit wirkt auf mich meditativ“, verrät Hinz. Für Speicher-Betreiberin Reike Veldman ist die Ausstellung der Bermbacher Künstlerin etwas ganz Besonderes, denn sie ist die Letzte, die ihre Arbeiten in Veldmans Räumlichkeiten präsentieren darf. Danach schließt das Kunstatelier für immer seine Pforten. „Zehn Jahre Speicher, zehn Jahre Idsteiner Geschichte – die Stadt verliert ein kulturelles Kleinod“, bedauert Hinz, die sich noch bis zum 25. Oktober auf Besucher in der Borngasse freut.

Christine Hinz im SPEICHER

Im Spannungsfeld der Gegensätze

Von Marion Diefenbach KULTUR LOKAL Nachdenklich stimmende Ausstellung des Künstlers Rudolf Petzinger im Speicher IDSTEIN - Wer derzeit die erste Treppe in der Idsteiner Kunstgalerie Speicher hinaufgeht, schaut in Gesichter geradezu erschütternder Intensität. Die Nachbarn aus Erbach, die der Bad Camberger Künstler Rudolf Petzinger zwischen 2008 und 2012 in Situationen wie „Fasching“, „Ständchen“ oder „Freunde“ in Ölfarbe und Lack gebannt hat, haben in ihrer fotografischen Präzision unerhörte Ausstrahlung. Er habe dabei „um jeden Schatten, jede Falte“ gekämpft, denn in dieser Phase sei es ihm vorrangig um die Frage gegangen, welche Kraft aufgewandt werden müsse, um zu bestehen, das eigene Ich nicht untergehen zu lassen. Aus dem Leben Wie in seiner Ausstellung „Sehen und Denken entzündet Fantasie“ zu sehen, hat er sich inzwischen Motiven zugewandt, „die alle betreffen“: „Im Pub“ zeigt eine wieder höchst präzise dargestellte Frau mit Getränk im Mittelpunkt, deren Anspannung greifbar zu sein scheint, auf einem nur angedeuteten Sofa in abstraktem Ambiente. Im Kontrast zwischen Abstraktion und Realismus sieht Petzinger die drängenden Fragen unserer Zeit. Geprägt von Hektik und Zufällen, „medialen, ökonomischen, sozialen und politischen Nebelfeldern“, wie er es formuliert, gehe der Mensch umso mehr auf die Suche nach Ruhe und Kontrapunkten, nach sich selbst, so der Künstler. Fast schon verstörend wirken die Gegensätze in „Holla – ein Flieger“. Zwei liegende Frauen mit Kleinkindern setzen dazu an, die Babys „fliegen“ zu lassen: Allerdings ist eine der Frauen nur skizziert, und eines der Kinder hat kein Gesicht. Ähnlich starke Ausdruckskraft hat „Kreisverkehr“, ein großformatiges Werk mit einer Kerze im Mittelpunkt, die in leuchtende Farbkreise gesetzt ist und den Blick magisch anzieht. Für die Suche steht auch das Werk „Die Schnecke“ – der fotografisch wirkende Rosenstrauch und die dicke graue Katze lassen es dem Betrachter zur Aufgabe werden, das eigentliche Motiv klein und halb verdeckt aufzufinden. Einige neuere Werke („Transparenz“ 1-6 oder „Am Fenster“ 1-3) sind ausschließlich abstrakt; neben den Öl-/Lackbildern gibt es auch eine kleine Auswahl von Bleistiftskizzen und Pastellkreidezeichnungen zu sehen. Überall stehen die Fragen im Vordergrund: essenzielle Fragen nach Identität, Wahrheit und Menschlichkeit.

R.Petzender vor seinem Werk

Studium in Frankfurt

Die Vielseitigkeit des 1952 in Dudenhofen/Rodgau geborenen und Malers kann platzbedingt im Speicher nur angedeutet werden. 1971 bis 1975 hat Petzinger nach dem Abschluss einer Lehre als Schaufenstergestalter an der Kunstschule Westend in Frankfurt studiert. Seit 1976 sind seine Werke in Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland zu sehen. Zuletzt waren seine Gemälde in Nieuwpoort/Belgien ausgestellt. Im Jahre 1984 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Rodgau.

„Farben bringen Empfindungen“ Erika Kaiser stellt ihre Werke im Idsteiner Speicher bis 23.August aus.

Aus der Idsteiner Zeitung von Hendrik Jung - Steigt man in diesen Tagen die Treppen der Idsteiner Atelier-Galerie Speicher empor, so gewinnen die ausgestellten Arbeiten mehr und mehr an Figürlichkeit. Trotz des Ausstellungstitels "Abstrakte Malerei: sehen-fühlen-erkennen" ist unter den 27 ausgestellten Werken von Erika Kaiser keineswegs nur abstrakte Kunst zu sehen. "Farben bringen Empfindungen in unser Leben, die die Realität nicht bieten kann", betont die Malerin aus Taunusstein bei der Eröffnung der Schau. Tatsächlich erzeugt eine Komposition aus Königsblau und Gold beim Betrachten ein erhebendes Gefühl. Rote Häuser in schwarzer Nacht dagegen bieten Spielraum für verschiedene Interpretationen. Sie können genauso gut bedrohlich wirken, wie man mit ihren glühenden Wänden auch Wärme assoziieren kann. Die violette Note eines Bildes von drei Landfrauen dagegen weist ziemlich eindeutig darauf hin, dass es sich um eine mediterrane Landschaft handelt. Oft sind es auch die herrschenden Kontraste, die Anregung zum Nachdenken geben. ÖFFNUNGSZEITEN Die Ausstellung "Abstrakte Malerei: sehen-fühlen-erkennen" mit Arbeiten der Taunussteiner Malerin Erika Kaiser ist noch bis zum 23. August im Speicher in der Borngasse 23 in Idstein zu sehen. Die Ausstellung ist jeweils samstags und sonntags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.speicher-idstein.de.

Erika Kaiser vor ihren Werken

Abstrakte Bilder

So betont die pechschwarze Skulptur mitten in einem frühlingshaft blühenden Garten dessen Farbfülle. Genauso verhält es sich mit dem grauen Gestein und den leuchtend orangenen Blüten einer nordischen Landschaft. „Abstrakte Bilder fordern Fantasie und Intuition", erläutert Erika Kaiser, warum sie sich bei vielen ihrer Arbeiten auf Andeutungen beschränkt. Zweifelsfrei gehören jedoch Blumen zu einer wichtigen Inspirationsquelle für die Spätberufene. Erst seit Ende ihres 40-jährigen Berufslebens widmet sie sich der Malerei, hat aber auch bereits 25 Jahre lang selbst einen Malkurs geleitet.

Mal sind es Vasen mit üppigen Blumensträußen, die Blüten in allen Regenbogenfarben aufweisen. Dann ist es eine Frühlingswiese, auf der frühe Tulpenknospen und späte Schneeglöckchen gemeinsam für Blumenfülle sorgen. Doch nicht nur bei den floralen Motiven sind es die Farben, die den Eindruck des Betrachters prägen. Gleich mehrere Arbeiten tragen Titel, die auf einen Blick auf unsere Welt von oben hinweisen.

Verschiedene Bereiche

Eines davon ist von Erdfarben geprägt, sodass die darauf angedeuteten Figuren an Höhlenmalereien denken lassen. Dann wieder erinnert ein tosendes Blaugrün daran, dass die Erde aufgrund ihrer Wassermassen auch der Blaue Planet genannt wird.

Eine dritte Variante, bei der Grün und Blau durch graue Flächen ergänzt sind, bezieht auch die Landmassen mit ein. Eine andere Arbeit heißt „geordnete Unordnung". Aus den verschiedenen Farbbereichen scheint sich hier eine menschliche Figur in dunklem Blau herauszubilden. Aber vielleicht handelt es sich ja auch nur um eine Empfindung, die mit der Realität gar nichts zu tun hat.

Von Schrottmodels bis Napoleon:Kurzweiliger Abend mit Carola von Klass und Christina Ketzer im Idsteiner SPEICHER

Von Marion Diefenbach IDSTEIN - Sie treten vor das Publikum und zicken sich erstmal kräftig an: die große, schlanke, tief gebräunte Carola von Klass, „zu der alle aufschauen“, und die kleine, leicht rundliche, blasse Christina Ketzer, die sich daneben wie „Mutter Beimer“ fühlt. Man schreibe doch nur ihr „Herz und Tiefgang zu“, schnurrt von Klass. „Ja, wenn’s halt nix zu gucken gibt…“, kontert Ketzer. Sie passen zusammen wie Ying und Yang, vielleicht auch und gerade wegen der nicht nur körperlichen Unterschiede, die beiden gelernten Schauspielerinnen, die „vor sieben Jahren mit den ‚Wechseljahren‘ (das 1. Programm) angefangen“ haben und treue Stammgäste im Idsteiner Speicher sind. „Botox-Tage“ für Männer Im diesmal prall gefüllten Kulturspeicher („Es sind Botox-Tage, 20 Prozent Rabatt, deshalb auch die vielen Männer“) präsentieren sie in „Viel Holz vor der Hütte, wenig im Kasten!“ ihre Spezialität: Witzige, kurze Sketche, für die sie immer wieder blitzschnell in andere Rollen schlüpfen – Kleidungsstücke, Perücken, Dialekte und Akzente inklusive. Viele Alltagsszenen, vom Friseur über das Navi und die Boulevardpresse bis zu „Germany’s next Schrottmodel“ wirken vor allem durch die darstellerische Präzision und viel Wortwitz sehr kurzweilig: So etwa das Bestattungsinstitut „Tiefer gelegt“, in dem nach der Entscheidung für Erdbestattung (der Verstorbene war wasserscheu und hat sich mal die Schnute verbrannt) und Präsentation der endlosen Palette von Sargausführungen (sogar mit Guckloch und Vorhang) die Wahl auf die exklusive Teakholzvariante mit Silbergriffen und Brüsseler Spitze fällt. Dazu ein Kranz aus Springkraut und Löwenzahn sowie Gianna Nanninis „Bello“ als Trauermusik ergeben einen stolzen Preis von über 9000 Euro – aber der Hund ist es eben wert.

Foto Mallmann

Ihre Lieblingswörter „Stromaggregat“, „Dialektik“ und „Daumengelenkssattelarthrose“ hat Ketzer nahtlos in einen fast schon philosophischen Text zum Thema „Stille Wasser“ eingearbeitet, den sie dem staunenden Publikum vorliest. Von Klass zieht als „Carlotta Caramba“, persönliche Referentin von Silvio Berlusconi, über den Napoleon-Komplex kleiner Männer her; bei DSDAS (Deutschland sucht den alpenländischen Superstar) singen sich beide gar mit Filzhüten und Reimen auf „Es klappert die Mühle“ ins Finale. Von der „Präkognitiven Verbalisierung“ mancher Fußballer über die Krankenhausaufnahme für Ausländer auf Denglisch wegen „Zippele oder Inflammation im Frisbee (Kniescheibe)“ oder die Telefonberatung beim Möbelzusammenbau auf drei bis vier wählbaren Intelligenzstufen (hoch, mittel, gering und Notarzt) bis zur von Regenallergie geplagten Frau Wurzwinkel, die nach Behandlung durch einen indischen Arzt jetzt statt dessen unter Warzen leidet und diese auf indisch bespricht, bleibt keine schrill-schräge Absurdität aus… Das überwiegend ältere Publikum hat einen locker-leichten und amüsanten Abend verbracht und verlangt zwei Zugaben.

Mit Spannung und Lust an der Farbe

Gemeinschaftsausstellung "Grenzenlos" von Ljerka Wohner und Gunhild Kauhle. Aus der Idsteiner Zeitung : von Marion Diefenbach IDSTEIN - Sie verzichten auf die Ansprache eines Kunsthistorikers, um ihre Bilder selbst sprechen zu lassen: Unter dem Titel „Grenzenlos“ ist bis 19. Juli im Speicher Abstraktes und Gegenständliches von zwei Künstlerinnen zu sehen. Viele von Ljerka Wohners wuchtig-kraftvollen oder zart und doch energiegeladenen Acrylmalereien bzw. Collagen mit Naturmaterialien und Papier haben keinen Titel oder heißen einfach „Abstraktion“ oder „Kleinformat“ – man muss sie sich ansehen und wirken lassen. Grob strukturiert und/oder im Hell-/Dunkel-Kontrast, oft auch in wenigen Farben mit stufenlosen Übergängen und vielen Schichten, die wirklich „grenzenlos“ zu sein scheinen – und dem Werk überraschende Tiefe verleihen. Die gelernte Grafikerin (Lithographie) hat von klein auf gemalt und gezeichnet; im Laufe der Jahre bildete sie sich zur Malerin aus, arbeitete mit Aquarell, Öl, Pastell und schließlich Acryl. Die komplexen Collagen entstünden oft aus Bitumenlack, Kreide, Ölpastell und Acryl in übereinander aufgetragenen Schichten. Das immer wieder Verwerfen und von vorn Beginnen spiegele ihre Empfindungen und inneren Prozesse wider, sagt sie, und der aufmerksame Betrachter spürt, dass es hier nicht um vorgegebene Strömungen oder Pläne geht, sondern um spontane Entwicklungen „aus dem Bauch heraus“, und entsprechend eindringlich sind die Ergebnisse.

L.Wohner u. G.Kaule im Speicher Foto: Mallmann

Wohner und Kaule haben sich bei einem gemeinsamen Malkurs in der Toskana kennengelernt. Vom Stil her zusammenpassende Werke haben sie auf der unteren Speicher-Ebene zusammengestellt; dazu gehören farbenfrohe gegenständliche Aquarelle von Kaule, ursprünglich Biologieingenieurin, die über einen Kunstmarkt zur Malerei kam und sich seit 1990 in zahlreichen Malerei- und Druckgrafikkursen immer neue Techniken aneignet.

Sie spricht von einer Offenbarung: Farben, Formen, Überschneidungen, Natur und vor allem „Sehen“. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, ihren Eindrücken Ausdruck zu verleihen, stieß sie auf Tiefdrucktechniken: Im oberen Bereich des Speichers sind Werke wie „Zauberschloss“ oder „Dresden, Frauenkirche“ in Aquatinta zu sehen, die wie feine Zeichnungen in Schwarzweiß wirken, „Eiswelt“ dagegen hat einen bläulichen Einschlag, der geradezu zum Frösteln anregt... Farbig umgesetzt sind auch afrikanische Einflüsse in „Im Sudan“ oder „Durch die Wüste“; eindrucksvoll auch „In Bhutan“ ganz in Gelb.

Bei dieser Technik müsse die Malfläche zunächst aufgeraut werden, erklärt sie, dann mit Kolophonium bestreut und nach dem Erhitzen geätzt werden – die Dauer der Ätzung bestimme die Farbe. Wenn nach 30 Minuten Ätzung tiefschwarz übrig bleibt, müsse also vorher alles abgedeckt werden, was weiß bleiben soll. Dazu gehöre viel Konzentration und Überlegung, und danach fühle sie sich wie in einem Krimi, fügt sie hinzu, und diese Spannung zeigen auch die Exponate.

Feier mit Träne im Knopfloch im „SPEICHER“

Von Marion Diefenbach IDSTEIN - Der malerische Innenhof mit all seinen Nischen ist liebevoll geschmückt und mit Veranstaltungspostern der vergangenen zehn Jahre versehen. Überall stehen selbst zubereitete Häppchen bereit. Der gesponserte Wein wird von Familienmitgliedern ausgegeben, „Ain’t no sunshine“ tönt in mitreißenden Gitarrenvariationen der hochkarätigen Jazzband Tri-o-lait (Martin Seebens, Manfred Crössmann, Willy Eltgen und Bettina Schwer) aus dem Innenraum auf der oberen Etage durch die offenen Fenster zu den zahlreichen Besuchern ins Freie, wo leider zunächst wirklich kein Sonnenstrahl zu sehen ist. Die ganz überwiegende Mehrheit der Gäste der Feier zum zehnjährigen Bestehen des „Speicher“ hat selbst schon dort ausstellen oder die eigene Kunst präsentieren können, und so hat Betreiberin Reike Veldman kaum Arme genug, um die Blumen und Geschenke entgegenzunehmen. In einer bewegenden Ansprache schildert sie die Entstehung des Kulturforums „Speicher“ in der 1704 erbauten ehemaligen Brauerei Merz, in der sie nach Schicksalsschlägen aus eigener Kraft und eigenem Antrieb am 17. Juni 2005 das Atelier eröffnet hat. „Speicher“ als Ableitung vom lateinischen „spicarium“ sei die Bezeichnung für einen wertvollen Raum zur Aufbewahrung – auch in der EDV und unserem Gehirn – und drücke so ihre Absicht aus, „Nahrung für die Seele zu speichern“, indem sie möglichst vielen ausländischen wie regionalen Künstlern Gelegenheit zur Präsentation gebe. Mangels praktischer und finanzieller Mithilfe etwa von Kulturring oder Stadt sowie zunehmender Konkurrenz unter anderem durch die Galerie Artefact und den Kulturbahnhof sei sie allerdings gezwungen, das Kulturforum Ende des Jahres „auf der Höhe des Erfolgs“ einzustellen, da es mehr und mehr zum Zuschussbetrieb werde, auch wenn sie „sehr viel Spaß“ daran gehabt habe, so Veldman.

Reike Veldman mit Gästen. Foto : Mallmann

Zu den Programmpunkten der Matinee gehören Darbietungen der „Tonsüchtigen“ (Silke Walde und Michael Knopke) in Form klassisch angehauchter Interpretationen etwa von „Ich hab getanzt heut Nacht“ oder „I feel pretty“, sowie das „Duo2sam“ (Birgit Bentler und Wolfgang Hocke), das zu Gitarrenklängen das Thema Beziehungen zwischen Melodram und bissiger Satire („Go Jonny go, wenn du weg bist, bin ich froh“) in gekonnten Akzent- und Dialektvariationen verarbeitet. Auch das Kabarett-Duo „Allerhand“ (Christina Ketzer und Carola von Klass), das seit fünf Jahren regelmäßig im Speicher zu erleben ist, serviert einen Sketch zur Partnervermittlung „Nimmisch uff Hessisch“ und parodiert zwei angetrunkene Damen am Rande von Veranstaltungen, eine davon auf der Mopsmesse auf der Flucht vor dem „Schwipsschwager“. Es folgen stilvolle Eigenkompositionen mit Gitarre von „Ar Lonz“ (Angela Fischer und Rolf Lonz), bevor Tri-o-Lait mit Jazz, Bossanova und Weltmusik den Frühschoppen ausklingen lässt.

Schlager-Reise durch die 70er Jahre

T-Art-Orte : Vergnüglicher Nostalgieabend mit den "Tonsüchtigen" im Idsteiner "SPEICHER" Aus der Idsteiner Zeitung von Marion Diefenbach IDSTEIN - Mit schwungvollem „Theater, Theater“ von Katja Ebstein eröffnet die Sängerin im bunten Blümchenkleid und Schlaghose mit gelbem Stirnband über den hellblonden Locken und gelben Peace-Ohrringen die unterhaltsame Zeitreise durch die 70er Jahre unter dem Titel „Alles nur Theater“ im voll besetzten Idsteiner Speicher. Von Mary Roos bis Mireille Mathieu, von Boney M. bis Henry Valentino – die „Tonsüchtigen“ alias Silke Walde und Michael Knopke servieren ihr stimmungsvolles Potpourri mit viel Humor und komödiantischem Talent und rufen dabei beim altersmäßig entsprechenden Publikum erkennbar viele Erinnerungen wach. Ohrwürmer wie „Er gehört zu mir“ (Marianne Rosenberg) oder „Im Wagen vor mir“ (Henry Valentino), Peppiges von Abba wie „Dancing Queen“ oder „Mamma Mia“, Gefühlvolles wie „Nur die Liebe lässt uns leben“ (Mary Roos) oder ein Megamix von Boney M. präsentiert Walde, studierte Opernsängerin und Gesangslehrerin an der Musikschule Hünstetten-Taunusstein, mit voluminöser Sopranstimme und teilweise erfrischend frechem Gesichtsausdruck. Ausbildung im Chorgesang Bei Duetten wie „Sommermelodie“ (Cindy und Bert) oder „Du gehst fort“ (Adam und Eve) übernimmt der Limbacher Michael Knopke, sonst für die Begleitung am Keyboard zuständig, den zweiten Gesangspart. Er hat seine musikalische Ausbildung bei den Limburger Domsingknaben genossen und leitet mehrere Chöre, etwa in Niederbrechen, Limbach und Frankfurt, ist aber auch an der Musikschule tätig. Erstmals zur rhythmischen Unterstützung dabei ist Anke Kirstein, die mit verschiedenen Rhythmusinstrumenten vor allem bei den poppigeren Songs den Takt angibt. Und während manche Pophits wie etwa „Nur die Liebe lässt uns leben“ oder „Mamma Mia“ infolge der Tremoli und der hohen Tonlage etwas gewöhnungsbedürftig bleiben, gewinnen andere – wie etwa „Super Trooper“ (Abba) – in tieferer Lage einen wunderbar weichen Klang. Eine besondere Note verleihen die Künstler dem Abend nicht nur durch die informativen Ankündigungen jedes Songs etwa mit Originalinterpret und Erfolg oder Scheitern beim Grand Prix, sondern vor allem geschickt eingeflochtene, heitere Texte wie etwa „Die Führerscheinprüfung“ von Otto oder „Kleiderwahl“ von Loriot, die mit erkennbarem Spaß vorgelesen oder gespielt werden. Die „Tonsüchtigen“ haben sich vor etwas mehr als drei Jahren formiert und nach Zusammenstellungen zu den 20er, 50er und 70er Jahren sowie Evergreens und Weihnachtsprogrammen inzwischen ein neues Programm mit vielen Chansons, das sie unter dem Titel „Berlin – Paris – Wien“ bereits erfolgreich in Wallbach aufgeführt haben. Sie werden außerdem mit anderen Künstlern beim 10. Speicher-Jubiläum am Sonntag, 21. Juni, um 11 Uhr den musikalischen Frühschoppen mitgestalten.

Die Tonsüchtigen

„Künstler kommen gerne wieder“

Jubiläum Reike Veldman initiierte vor 10 Jahren den Kunst- und Kulturtreff SPEICHER /Sorgen um die Zukunft. Aus der Idsteiner Zeitung vom 11.06.2015 IDSTEIN - Vor zehn Jahren setzte Reike Veldman ihre Idee eines Kulturtreffs in der Idsteiner Altstadt um. In diesem Jahr feiert sie mit dem Speicher ein kleines Jubiläum. Diese Zeitung sprach mit ihr. Frau Veldman, der Idsteiner „Speicher“ besteht seit zehn Jahren. Sind Sie stolz, dass sich Ihre Idee der Kulturangebote so gut in der Kulturstadt Idstein platziert hat? Ja, ich bin stolz und sehr zufrieden mit der Reaktion der Besucher auf die Ausstellungen und Veranstaltungen. Das Ambiente des Speichers wird immer wieder gelobt, und die Künstler können für kleines Geld ausstellen, sodass ich nicht nach Künstlern suchen muss. Ich habe mit dem Speicher nie ein finanzielles Interesse verbunden und gerne meine ganze Kraft in diese Aktion gesteckt. Warum haben Sie vor zehn Jahren den Speicher als Veranstaltungsort initiiert? Ursprünglich wollte ich in diese Scheune eine Wohnung der alten Brauerei Merz einbauen, habe dann aber davon Abstand genommen, da mir das kulturelle Leben in Idstein sehr am Herzen liegt und ich etwas bewegen wollte. Wie viele Veranstaltungen fanden – überschlägig – dort bis heute statt? Da ich jeden Monat eine neue Ausstellung mit regionalen aber auch ausländischen Künstlern durchführe, sind das etwa 200 Ausstellungen, Theater und Konzerte, Kabarett, Lesungen und Workshops. Die Akustik im Raum ist sehr gut und als Zimmertheater ist der Speicher ideal. Wie ist die Resonanz bei Künstlern und Besuchern? Die Resonanz ist sehr gut. Die Künstler kommen gerne wieder und die Besucher sehen, was man mit viel Eigeninitiative aus einer baufälligen Scheune machen kann und freuen sich über das Dachgärtchen und den schönen Blick auf Hexenturm, Schloss und Rathaus. Ich denke meiner Tochter, einer Architektin, ist mit dem Speicher etwas Großartiges gelungen.

Reike Veldman

Was waren für Sie bis heute die Höhepunkte im Speicher?
Höhepunkte waren das überaus erfolgreiche Kabarett Allerhand, mit Carola von Klass und Christine Ketzer. Die beiden Schauspielerinnen starteten hier ihr Kabarett und hier fanden auch die Premieren statt. Die Karten sind immer schon drei Monate im Voraus ausverkauft.
Auch der Film, den das hessischen Fernsehen hier gedreht und schon dreimal gesendet hat, war so ein wichtiger Höhepunkt. Mir sind aber auch die kleinen Höhepunkte wichtig, wenn die Besucher begeistert von dem schönen Innenhof, den Räumlichkeiten und Ausstellungen oder Veranstaltungen sind.

Wo hat es auf der anderen Seite gehakt bei Veranstaltungen?
Gehakt hat es bei der Finanzierung. Ich wollte die Miete für den Raum klein halten, konnte das auch, als die Volkshochschule und andere den Raum in der Woche für Yoga nutzten. Seit die VHS vor zwei Jahren in größere Räume gewechselt ist und auch keine anderen regelmäßigen Veranstaltungen werktags stattfinden, steht der Speicher in der Woche und mit 90 Euro Miete für drei bis vier Wochenenden oder eine Veranstaltung, reicht das Geld einfach nicht für die Unterhaltung.
Außerdem habe ich festgestellt, dass in Idstein die Kulturschaffenden nicht zu einer Zusammenarbeit zu bewegen sind. Ich hätte mir mehr gemeinsame Aktionen oder zumindest Absprachen gewünscht. Man arbeitet eher gegen- als miteinander, und das finde ich kontraproduktiv. So hatte ich die Idee, die Kunststätten in Idstein durch eine Art Kunstwalk zu verbinden. Ein Pflasterstein mit einem K und eine kleine Broschüre für die Touristen hätte dazu ausgereicht. Die Idee wurde jedoch nicht aufgegriffen.

Was planen Sie für die Zukunft?
Aus den genannten Gründen gibt es ohne die tatkräftige und finanzielle Unterstützung von Ehrenamtlichen und Sponsoren sowie die Zusammenarbeit mit anderen Kulturschaffenden keine Zukunft für den Speicher.

Am 21. Juni wird bei Ihnen im Speicher das zehnjährige Bestehen gefeiert. Auf welches Programm können sich Besucher freuen?
Ich habe keine Kosten gescheut, eine sehr gute Jazzband engagiert, und einige Künstler, die bei mir aufgetreten sind, werden kleine Kostproben Ihres Könnens geben.
Was ist Ihre ganz persönliche Meinung zum Speicher-Jubiläum?
Ich bin ein sehr positiv denkender und gastfreundlicher Mensch, der Freude daran hat, wenn sich andere Menschen bei mir wohlfühlen. Das habe ich in den zehn Jahren allenthalben gespürt und auch meine Ferienwohnung im Vorderhaus wird von den Touristen aus In- und Ausland gern genutzt. Insofern kann ich zufrieden auf die zehn Jahre zurückblicken.
Das Interview führte Volker Stavenow.

Namaste -Colours of India

Aus dem Newsletter anlässlich des 10jährigen Bestehens von AFS (Unterkulturelle Begegnungen e.V.) Namaste: Colors of India - Indian Art Exhibition in Germany Ajay Mehta is a senior volunteer with AFS India from the Rajkot Chapter. In 2011, he participated in an Indo- German volunteer exchange program to Germany, spon- sored by the Robert Bosch Foundation and in 2012, hosted a German volunteer, Anita Styles. As chance would have it, Ajay was also hosting a German student for the year, Simon Rudat. His wife, Hema is a painter and Anita having had the opportunity of seeing Hema’s work, offered to help set up an exhibition of the paint- ings in Idstein (Germany). Anita booked Speicher art gallery for two weekends in Idstein during October 2014 and also very kindly hosted them for two weeks. Her meticulous planning and sup- port made the event a great success. The primary objective of this exhibition was to reflect the multicultural aspect of Indian culture through paint- ings. They felt that sometimes to understand another culture; paintings can act like a window to that which would otherwise only be understood with time in anoth- er culture. The paintings had varied themes like Gandhi at the Spinning wheel, religious portrayal, depictions of rural India, Indian dance forms, etc. The local newspaper remarked that the painting of Mahatma Gandhi exempli- fied the motto written at the bottom - “Be the change you want to see in the world”. The exhibition also at- tracted many art connoisseurs, who were impressed by the use of vibrant colours and themes of paintings. Ajay’s former host son Simon Rudat also travelled to Id- stein to support his host parents. He explained the nu- ances of Indian culture represented by paintings in German language to local visitors. His understanding of the various cultural themes not only impressed others present but also showed the richness of his exchange program to India. Other AFS Germany volunteers also travelled to Idstein to show their support for the Mehta’s exhibition. AFS believes that we must build bridges of understand- ing and mutual respect between countries and cultures around the world. Looking at the ex- periences of not just the Mehtas, but their host son, Simon, the German volunteers as well as the art connoisseurs, it is truly possible to see that the ‘bridges’ that we as AFS wish to cross are not just being built but also crossed as well. Such exchanges influence the lines of not only the people undergoing the experience but also the lives of others such as the art con- noisseurs who had the opportunity to view Indian cultural paintings and glimpse our Indian culture. 

Einladung zum Träumen

Aus der Idsteiner Zeitung von Ludmila Shkirtovskaya. IDSTEIN - Verträumte Landschaften mit weitem Blick, pastellfarbene Blumenarrangements und Architektur-Kompositionen bilden den Themenschwerpunkt der Kunstausstellung „Sehstücke“ von Karl-Heinz Reisch, die jetzt mit einer Vernissage im Kunstatelier Speicher eröffnet wurde. Interessierte Besucher hatten die Gelegenheit, sich von den 28 Arbeiten in Aquarell und Gouache einen Eindruck zu machen und mit dem Maler, Zeichner und Grafiker Reisch über seine „Sehstücke“ zu plaudern. Die Malerei begleite Reisch bereits sein ganzes Leben. Seine im Speicher ausgestellten Bilder seien in den vergangenen zwei Jahren im Frankfurter Raum entstanden. Und diese Werke unterscheiden sich deutlich von seinen früheren Arbeiten. „In den letzten Jahren hat sich die Sprache meiner Bilder verändert. Sie sind heller und bunter geworden. Im Laufe des Lebens verändert sich eben die Sicht auf die Dinge, das spiegelt sich auch in den Bildern wider“, schildert der Künstler und hofft, dass die Menschen die Lebensfreude in seinen „Sehstücken“ erkennen. Das liege ihm ganz besonders am Herzen. Auch wenn sich Reisch nicht gern zu seinen Arbeiten äußert („die Werke sollen für sich sprechen“), verrät er dennoch, dass er eine Vorliebe für die einfachen „banalen“ Motive habe. „Ich bin kein Freund von komplizierten, spektakulären Bildern. Der Betrachter wird zu schnell eines sehr spektakulären Bildes müde.“ Reischs Bilder seien eher für „den zweiten und dritten Blick“ geeignet, wie er sagt. ÖFFNUNGSZEITEN Noch bis zum 25. Mai können sich die Besucher von Reischs „Sehstücken“ samstags, sonntags und feiertags, jeweils von 10.30 bis 18 Uhr einen Eindruck im Kunstatelier Speicher, in der Borngasse 23, verschaffen. Zu den Öffnungszeiten wird der Künstler selbst anwesend sein und seinen Besuchern für Gespräche zur Verfügung stehen. Natur als Inspiration

Reisch mit Blumenbild

IDSTEIN - Verträumte Landschaften mit weitem Blick, pastellfarbene Blumenarrangements und Architektur-Kompositionen bilden den Themenschwerpunkt der Kunstausstellung „Sehstücke“ von Karl-Heinz Reisch, die jetzt mit einer Vernissage im Kunstatelier Speicher eröffnet wurde. Interessierte Besucher hatten die Gelegenheit, sich von den 28 Arbeiten in Aquarell und Gouache einen Eindruck zu machen und mit dem Maler, Zeichner und Grafiker Reisch über seine „Sehstücke“ zu plaudern.

Die Malerei begleite Reisch bereits sein ganzes Leben. Seine im Speicher ausgestellten Bilder seien in den vergangenen zwei Jahren im Frankfurter Raum entstanden. Und diese Werke unterscheiden sich deutlich von seinen früheren Arbeiten. „In den letzten Jahren hat sich die Sprache meiner Bilder verändert. Sie sind heller und bunter geworden. Im Laufe des Lebens verändert sich eben die Sicht auf die Dinge, das spiegelt sich auch in den Bildern wider“, schildert der Künstler und hofft, dass die Menschen die Lebensfreude in seinen „Sehstücken“ erkennen. Das liege ihm ganz besonders am Herzen. Auch wenn sich Reisch nicht gern zu seinen Arbeiten äußert („die Werke sollen für sich sprechen“), verrät er dennoch, dass er eine Vorliebe für die einfachen „banalen“ Motive habe. „Ich bin kein Freund von komplizierten, spektakulären Bildern. Der Betrachter wird zu schnell eines sehr spektakulären Bildes müde.“ Reischs Bilder seien eher für „den zweiten und dritten Blick“ geeignet, wie er sagt.

ÖFFNUNGSZEITEN
Noch bis zum 25. Mai können sich die Besucher von Reischs „Sehstücken“ samstags, sonntags und feiertags, jeweils von 10.30 bis 18 Uhr einen Eindruck im Kunstatelier Speicher, in der Borngasse 23, verschaffen. Zu den Öffnungszeiten wird der Künstler selbst anwesend sein und seinen Besuchern für Gespräche zur Verfügung stehen.
Natur als Inspiration

Landschaftsmotive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Reisch gesteht, dass die Landschaften zu seinen Lieblingsmotiven gehören, denn „die Natur begeistert mich mit der Vielfalt in der Farbigkeit, mit ihrer Struktur. Die Jahreszeitenwechsel sind unglaublich faszinierend. Die selbe Landschaft verändert sich vier Mal im Jahr und bietet immer wieder etwas Neues.“

Der weite Blick der Landschaften und insbesondere die leichten Wolken haben auch Besucherin Anja Gensert in ihren Bann gezogen. „Der Himmel und die Wolken sprechen mich besonders an, weil ich eine Tiefe, eine gewisse Mystik darin sehe. Die Weite, ganz ohne Gebäude, Dächer und Stadtlärm hat für mich ein Stück von Freiheit, von Durchatmen-Können“, schildert sie ihre Eindrücke. Stefan Kniffka ist dagegen von der Farbintensität der Bilder überzeugt. „Die Wahl von Gouache und Aquarell ist sehr gelungen. Die Pastelltöne sind ausgesprochen angenehm für das Auge. Insbesondere die Gouachebilder gefallen mir in ihrer Farbintensität.“

Bider,die ihr Aussehen ändern

Aus der Idsteiner Zeitung : Von Hendrik Jung IDSTEIN - Die von Licht durchfluteten Räume des Ateliers Speicher in der Idsteiner Altstadt sind perfekt geeignet als Ausstellungsfläche der Gemälde von Susanne Messer. „Ich arbeite viel mit Spachtelmasse und Steinmehl, sodass die Bilder bei jedem Licht anders aussehen“, erläutert die aus Bad Camberg stammende Künstlerin. Nicht von ungefähr hat sie eines der kleinsten Formate, eine lange, schmale Leinwand, sogar mitten in einem Fenster auf dessen Rahmen platziert. So kann man schnell feststellen, dass der goldene Himmel, der sich über einer Elefantenherde aus acht Dickhäutern erhebt, so sehr im Licht changiert, dass er geradezu lebendig erscheint. 40 Arbeiten ÖFFNUNGSZEITEN Die Ausstellung mit Arbeiten der Bad Camberger Malerin Susanne Messer ist noch bis zum 26. April in der Borngasse 23 in Idstein zu sehen. Jeweils samstags und sonntags zwischen 11 und 17 Uhr ist die Werkschau geöffnet und die Künstlerin anwesend. Weitere Informationen unter www.speicher-idstein.de sowie unter www.susannemesser.de. Nicht viele der Lichtstimmungen in den insgesamt vierzig präsentierten Arbeiten sind jedoch so hell und freundlich. Denn die Malerin, die sich der modernen Landschaftsmalerei verschrieben hat, wählt nur selten ein strahlendes Azurblau zur Darstellung des Himmels. Stattdessen leuchtet er mal dramatisch in feurigem Rot über giftgrüner Landschaft, mal grell-orange über einer tief violetten Ebene. „Ich finde es faszinierend, mit Farben Stimmungen zu schaffen“, erläutert Susanne Messer. Nur in Ausnahmefällen handelt es sich dabei um gelassene Stimmungen. Eine solche findet sich in dem aus zwei Einzelarbeiten bestehenden Gegensatzpaar „Ruhige Zeit“ und „Stürmische Zeit“. Während sich bei Letzterem dichte Wolkenberge im Himmel ballen, ist der vier Fünftel der Leinwand ausmachende Horizont bei seinem Gegenstück ausnahmsweise mal spiegelglatt. Genau wie die See, die darunter das andere Fünftel der Bildfläche ausmacht. Die Wunder der Welt Dazwischen findet sich nur eine hauchzarte, in ihrer bunten Vielfalt jedoch deutlich auszumachende, zivilisatorische Schicht, die sich in Konturen von Gebäuden widerspiegelt. Die meisten Arbeiten der Künstlerin bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Gegenständliche Darstellungen wie die eines Stieres ziehen den Blick des Betrachters unweigerlich auf sich. Schließlich gibt es auf der Leinwand um ihn herum nichts, woran das Auge hängen bleiben könnte. Das Tier steht einfach in einem diffusen Licht, das sich in diesem Fall vorwiegend aus Erdtönen bildet. „Ich spiele gerne mit Metaphern. Das schwarze Schaf steht nicht zufällig abseits der Herde“, erläutert Susanne Messer. Außerdem arbeitet sie gerne mit Naturmaterialien. So sind Vogelfedern, Gräser oder Blätter in einige der vielschichtigen Arbeiten integriert. Dann wieder sind Abdrücke von Ammoniten auszumachen oder die Malerin experimentiert mit oxidierten Metallflächen. Nicht umsonst lautet der Titel der Ausstellung mit Arbeiten aus den vergangenen vier Jahren „Terra Magica“. Die Wunder der Welt finden sich in Susanne Messers Werken in vielfältiger Weise wieder.

Susanne Messer im SPEICHER

Kunstwerke von Inge Eckerth im Idsteiner Kulturspeicher

Aus der Idsteiner Zeitung: Von Marion Diefenbach Lebensgroße Papierkleider aus Telefonbuchseiten, Back- und anderem Papier an den Wänden im Aufgang zum Speicher beeindrucken durch die Intensität ihrer Ausstrahlung. Das ist auf der Vernissage der Ausstellung von Inge Eckert im Idsteiner Kultur-Speicher zu sehen. Namenlos – wie übrigens auch alle anderen Werke von Inge Eckert – lassen sie, absichtlich ohne verbale Begrifflichkeit, dem Betrachter unvoreingenommen Raum zum Hineinvertiefen und Wirkenlassen. Papierobjekte Auf der Etage dann noch eine Steigerung: auf Draht in Körperform aufgezogen ein langes weißes Papierkleid mit zarten Details und von verwirrend anmutiger Schönheit. Auch andere, nur mit dem Preis ausgezeichnete Papierobjekte wie etwa Geweihe ziehen in ihrer Rätselhaftigkeit magisch in ihren Bann – und irgendwie liegt über allem auch ein Anflug von Vergänglichkeit…

Inge Eckerth mit Ihren Werken. Foto Mallmann

Magisch und von ästhetischer Tiefe sind auch die abstrakten Kollagen, oft dunkel in Schwarz-Weiß-Braun gehalten, manchmal aufgeheitert durch Rosa- oder Rottöne, mit Holzscheiten, Karton oder Netz-Geschenkband. Hinter dem schlichten Titel „Arbeiten auf Papier und Objekte“ der Ausstellung von Inge Eckert im Speicher verbergen sich Kunstwerke einer geheimnisvollen Sprache und kraftvollen Kreativität.

Eigene Bildsprache

Ein Kunstwerk drücke immer mehr aus als ursprünglich vorgesehen, es sei eine „Idee in sinnlicher Erscheinung“, las Helmut Schneider aus einem Text von Jürgen Schirmacher, beide mit Eckert persönlich bekannt. Als „Abenteurerin“, vor der weder Farben, Hölzer, Papier oder Geweihe sicher seien, beschrieb Schirmacher die Künstlerin. Und auch ihr Ehemann Hannes Eckert hat seine eigene Sicht der Kunst in denkwürdige Worte gefasst: Sie müsse etwas herstellen, das etwas sein soll und doch nichts ist, wurde er zitiert.

Sie wolle „Gesehenes und Gelebtes in ihre eigene Bildsprache übersetzen“, sagte Eckert selbst, die erst mit über 60 Jahren zur Kunst kam und bislang vorwiegend der Acrylmalerei nachging, denn „es ist ein wunderbarer Weg, sich mehr oder weniger zu reduzieren“.

Ursprünglich von einem Bauernhof stammend und eher handwerklich geprägt, komme ihr die Mischtechnik sehr entgegen, mit der sie „Bilder bauen“ könne. In zwölf Jahren habe sie sich das nötige „Handwerkszeug“ bei Dozenten, in Sommerakademien und so weiter beschafft; entscheidend sei jedoch die „sehr große Begeisterung“, die „Versuchung zu machen“, fügt sie erklärend hinzu.

Für Kulturpreis nominiert

Die Hinwendung von der reinen Malerei, mit der man „sich austoben“ könne, zu großen und kleinen Objekten aus Papier vergleicht sie mit der kreativen Entwicklung bei Kleinkindern: Ähnlich dem anfänglichen Kritzeln und Malen über das Ausschneiden und schließlich das Formen und Bauen etwa von Papierfliegern, sei sie nun mit den Objekten an einem anderen Punkt angekommen, aber „die Faszination wächst noch…“, so Eckert, die übrigens auch in diesem Jahr für den Kulturpreis nominiert ist.

Die Ausstellung im Idsteiner Kultur-Speicher ist noch bis einschließlich Sonntag, 22. März, geöffnet.


Augen-Blick-Licht

Ausstellung von Brigitta Adam-Schmidt und Rheinhold Rippert im SPEICHER Aus der Idsteiner Zeitung : Marion Diefenbach IDSTEIN - Amalia und Lina, neun und elf Jahre alt, gehören zu den Mädchen, deren fast schon fotografische Aquarellporträts von Reinhold Rippert bis zum 14. Dezember im Treppenhaus des Speichers hängen. Das Besondere: Daneben hängt jeweils ein von ihnen selbst gemaltes Bild mit dem Titel „Reinhold, wie ich ihn sehe“, und sie haben ihn ziemlich gut getroffen … Das Leben sei eine Aneinanderreihung von Augenblicken, sagte Rippert zur Eröffnung der Gemeinschaftsausstellung mit Brigitta Adam-Schmidt. Wenn diese Aneinanderreihung zur Routine geworden sei, könne man Ruhe und damit Zufriedenheit finden, ergänzte er. Nach Abschluss seiner Berufstätigkeit habe er nun mehr Zeit, sich seinem lebenslang verfolgten Hobby zu widmen. Neben puristischen Filzstiftskizzen („Ballett 1-5“) beeindrucken vor allem die großformatigen Tuschezeichnungen auf Chinapapier mit Untermischung von Aquarellfarben und – wie in China üblich – mit selbst in Stein geschnittenen Stempeln. Er habe sich einfach aus Interesse in diese fernöstliche Technik selbst eingearbeitet, erläutert Lippert. Humor blitzt auf Humor blitzt auf in Bildtiteln wie „Die Libelle“, wenn zwei Drittel der Zeichnung von einem Fuchs eingenommen werden, der das Insekt beobachtet. Auch die nackte Schöne mit dem Fotoapparat, gemalt von hinten unter dem Titel „Demographie“, lässt den Betrachter schmunzeln… „Bilder sind immer auch ein Spiegelbild,“ führte Brigitta Adam-Schmidt in ihre Ölmalereien ein, die von erstaunlicher Farbtiefe und Intensität sind. Situationen wie etwa Fukushima 2011 fänden ein inneres Echo, und die ausgelösten Gefühle – in Malerei umgesetzt – seien der Versuch, das Wesentliche festzuhalten. Ihre thematisch auf Japan bezogenen Werke wie etwa die verschlossenen Gesichter ihrer „Politiker“ im blauen Hemd und dunklen Anzug oder die „Kinder, die Blumen binden“ sind von frappierender Authentizität, obwohl sie Japan nie besucht hat. Sie habe „sich eingefühlt“, kommentiert sie, und das ist auch an anderen Motiven wie dem „Arabischen Frühling“ oder „Auf der Flucht / Syrien“ durchaus nachvollziehbar, die ein deutliches Statement vermitteln. Von herrlich düsterer Schönheit in Grün/Blau und Nebel ist ihre „Straße im Novemberlicht“; der „Blaue Raum“ beeindruckt durch akkurate plastische Tiefe. Besonders anrührend ist das Ölporträt eines zarten, ernsten Mädchens mit riesigen Augen durch die Intensität des Blicks – ihrer Tochter.

Die Künstler

Zahlreiche Aktzeichnungen von Rippert und weitere ungerahmte Ölwerke von Adam-Schmidt liegen oberhalb des Atelierraums aus, und ein Besuch im Speicher könnte eine selten gewordene Reaktion auslösen: staunen.






Im Bann einer anderen Welt

Aus der Idsteiner Zeitung von Marion Diefenbach : Im Bann einer anderen Welt. Ausstellung der indischen Malerin Hema Mehta eröffnet Idstein. „Ghandi am Spinnrad“, eine Bleistiftzeichnung: Mahatma sitzt mit hängenden Schultern, die Beine verschränkt, den Blick nach unten gerichtet, dazu das Motto: „Be the change that you wish to see in the world“. Die indische Künstlerin Hema Mehta lebt nach diesem Motto. Für ihre ganz besondere Ausstellung „Namaste – Coulours of India“ im Idsteiner Speicher ist sie gemeinsam mit ihrem Mann erstmals nach Deutschland und nach Europa überhaupt gekommen; sie will ihre Bilder nicht verkaufen, sondern zur kulturellen Verständigung beitragen, indem sie die kulturelle Vielfalt und reichen Traditionen ihres Landes präsentiert und für Toleranz und Offenheit wirbt.

Hema Mehta mit Ihrem Ehemann im SPEICHER

Landschaften, Blumen, Tiere, Menschen, Tempel, Gottheiten, Tanz und Armut – die Vielfalt Indiens mit Bleistift, Buntstift, Wasserfarben, Acryl und Öl, abstrakt, figurativ oder in Rajasthani-Miniaturmalerei beeindrucken durch kräftige Farben in teilweise ungewohnter Zusammenstellung, experimentelle Techniken oder die Schlichtheit von Bleistiftzeichnungen mit starker Aussagekraft, vor allem jedoch ihre gleichmütige Ausstrahlung. Flamingos mit verschlungenen Hälsen, die gesenkte Blicke tanzender Frauen sowie einer Frau mit Reh im Arm, die Armut, die kein Gesicht hat in „Poverty shining bright in the Dark“… gewisse Demut und Selbstversunkenheit scheinen wesentlich. Die ganz überwiegend unfokussierte Darstellung der Objekte wie aus einer Beobachterperspektive passt zur Grußgeste „Namaste“, die Ehrerbietung für andere Menschen sowie für das Göttliche ausdrückt.
Der kleine – bei Mehta türkisfarbene - Elefant „Ganesha“ (Lord of Fortune) ist in Indien eine der beliebtesten Formen des Göttlichen; sie gehe nicht in Tempel zum Beten, erklärt Mehta im Gespräch auf Englisch, aber sie bitte Ganesha hin und wieder um seinen Segen, obwohl sie Christin sei, sagt sie lächelnd.
Für 15 Tage sei sie in Deutschland, unter anderem, um ihren „Sohn“ zu besuchen, erzählt die studierte Malerin und Kunstlehrerin, nein, ihr „echter“ Sohn sei zuhause. Aber Simon Rudat aus Hamburg, der über AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. ein Austauschjahr in Rajkot im Bundesstaat Gujarat bei den Mehtas verbracht hat, ist aus Hamburg nach Idstein gekommen, um seine Gastfamilie wiederzusehen und mit seinem Land vertraut zu machen.
Hema Mehta steht nicht gern im Mittelpunkt, hält auch keine Ansprache – es sei ein Traum gewesen, und sie sei überrascht, dass er heute wahr werde, sagt sie vor den Vernissagebesuchern lediglich. Im persönlichen Gespräch spricht sie sofort die Einladung aus, sie in Indien zu besuchen. Ihr Herzensanliegen, das Bemühen um die Kunst und den kulturellen Austausch, fasst sie klar zusammen: „Painting is intercultural understanding without words“, und man hat das Gefühl, im Speicher im Bann einer anderen Welt zu sein.
Die Ausstellung ist noch bis zum 26.10. Samstag und Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Leuchtende Farben und tiefe Harmonie.

Die zweite Ausstellung der Malerin Pascale Werckshagen im Idsteiner SPEICHER. Aus der Idsteiner Zeitung von Marion Diefenbach. Idstein. „Einfach wunderschön…“ sagt eine Besucherin der Vernissage mit strahlenden Augen, und damit hat sie es auf den Punkt gebracht. Die klaren, abgerundeten Formen der anmutigen, dunkelhäutigen Frauen, die an geschützten Orten einfachen Tätigkeiten nachgehen, ihre sanften Gesichter mit meist geschlossenen Augen und Lippen, die bunten Ornamente, Spiralen, Mandalas auf Kleidern, Kissen oder im Hintergrund verbinden sich zu Kompositionen, die durch ihre tiefe Harmonie und Wärme verzaubern. Von einer „Utopie“, einem Ort, den es gar nicht gibt, einer Art „Ur-Frau“, die die Wiesbadener Malerin kreiert habe, spricht Katinka Fischer, Kulturjournalistin der FAZ, in ihrer Einführung zu „Secret Worlds II“, der zweiten Ausstellung von Pascale Werckshagen im Speicher. Neben Reiseeindrücken wie etwa aus Spanien, Mexiko, Kuba, den USA und Dubai, aber auch indianischen und orientalischen Einflüssen sei Henri Matisse eine Inspirationsquelle der Malerin, erklärt Fischer, die auch auf Werckshagens Skizzenbücher mit Bleistiftzeichnungen und Aquarellen eingeht.

Werckshagen Acryl auf Leinwand

Die später ganz anderen Ergebnisse in Acryl mit realistischen Details wie etwa einer marokkanischen Teekanne, einer Gitarre oder einer Seerose seien trotz der archaisch-verspielten Szenen ohne jedes Anzeichen von Daseinskampf strukturiert und keinesfalls surreal. Die Plastizität und Klarheit von Körpern und Natur und die intensiven Farben werden durch das warme, südliche Licht noch verstärkt und sinnlich wahrnehmbar; darüber hinaus verleiht die Malerin ihren Werken einen „Hauch von Dreidimensionalität“ und Tiefe, indem sie stets die Ränder der Leinwand mit einbezieht.
Männer sind auf den Bildern unterschiedlicher Formate – kleinere mit abstrakterem Charakter und größere von bis zu 2-3 Metern Länge - nicht zu sehen: Die Künstlerin könne sich wohl am besten mit Frauen identifizieren und „einen Mann in diesem Zustand nicht vorstellen,“ meint die Kulturjournalistin. Zu den Tiermotiven zählt beispielsweise ein riesiges drachenähnliches Krokodil unter dem Titel „Crocodile Dandy“, das eher an die Kunst der Aborigines erinnert und irgendwie aufwühlt. Ein „Vogelbaum“ mit frechen rot-gelb-gestreiften Vögeln auf hellbraunen Ästen vor türkisfarbenem Hintergrund wirkt heiter, während man an „Carlo“, einem großen, leuchtend grünen Kater mit faszinierend hellgrünen Augen, für den die längsformatige Fläche von 50x120 cm nicht ausreicht, einfach nicht ungerührt vorbeigehen kann.
„Ich mache das gern,“ sagt die zierliche Malerin, die auch als Kommunikationsdesignerin und Illustratorin tätig ist, und lächelt mit geschlossenen Lippen, genau wie ihre „Ur-Frauen“, die so viel Kraft und Ruhe ausstrahlen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. September zu sehen.

Heulender Wolf oder Widder

Sergej Winter rückt im Idsteiner Speicher eigenwillige Schönheiten in den Fokus. Ein Bericht von Carolin Gering. IDSTEIN - „Es gibt keine richtige Art, die Natur zu sehen, es gibt hundert.“ Diese Worte des Schriftstellers Kurt Tucholsky erinnern daran, dass jeder Mensch auf seine eigene, persönliche Weise das Leben um sich herum wahrnimmt. Der aus der Ukraine stammende Künstler Sergej Winter zeigt seit Freitag im Idsteiner Speicher am Wochenende durch seine Kunst, wie er die Natur wahrnimmt und wie er aus verschiedenen Fundstücken aus dem Wald seine Skulpturen und Plastiken herausgearbeitet hat, um die eigenwillige Schönheit seiner Naturschätze zu unterstreichen.

Ballerina

Spiegelung auf dem Wasser

Seine Fotografien zeigen allesamt Spiegelungen auf einer Wasseroberfläche, die meistens von Teichen im Frankfurter Stadtwald stammen. „An diesen Orten gehen täglich so viele Menschen vorbei“, erklärte Sergej Winter. „Es ist nichts Exotisches an diesen Teichen, und doch entstehen durch das Fotografieren ganz andere Welten.“

Beim Betrachten der Fotografien eröffnen sich dem Betrachter tatsächlich ganz erstaunliche Räume: Wege, Tore, Wände, Abgründe. Das Verhältnis von oben und unten, von innen und außen, von Schein und Authentizität, all dies verformt sich auf rätselhafte Weise in den Bildern Sergej Winters, die aus einfachen Wasseroberflächen entstanden. Dass Sergej Winter die Natur als Ausgangspunkt seiner Arbeiten nutzt, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass er bereits viele Jahre als Ornithologe tätig war und sein Spezialgebiet in der Kranichforschung fand.

Lebendiger Blick

Mit dem präzisen, lebendigen Blick eines Forschers sucht Sergej Winter auch sein Material aus; krummer Wuchs in Zweigen und Ästen, die Gestalten andeuten, Pilzbefall an alten Baumstämmen, der bunten Bildern ähnelt, Insektenfraßspuren, die wie Schriftzeichen aussehen.

Die Skulpturen Sergej Winters wirken stämmig und bodenständig. Auf der Vernissage präsentierte er zum Beispiel seinen „Werwidder“, der je nach Betrachtungswinkel entweder einen Widder oder einen heulenden Wolf darstellt.

Auch der „Eulenabdruck“ stellt ein besonderes Spiel zwischen innen und außen dar. Im Inneren zeigt die Skulptur das Gefiederbild einer Schneeeule, außen der raue Schutz, der gleichzeitig den Vogel von hinten abbildet.

Insgesamt kann man die Kunst Sergej Winters so beschreiben, dass der lange währende Prozess des Verfalls in der Natur in einem bestimmten Moment angehalten wird und durch künstlerische Bearbeitung transformiert worden ist.

Viel Kraft und Spannung

Gabriela Arellanos Ausstellung "Parallelwelten" im Idsteiner Speicher eröffnet. Aus der Idsteiner Zeitung von Marion Diefenbach IDSTEIN - Dass sie in Granada, Nicaragua, geboren ist, lässt sich – schon allein am leuchtenden Maya-Blau – an einigen ihrer Bilder erahnen. Viel von der Spannung und Intensität ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass Gabriela Arellano in Niedernhausen lebt und in Wiesbaden arbeitet, „Leben und Schaffen in entfernten Welten“, wie sie es nennt. Hinzu kam im Jahr 2000 eine neue Inspirationsquelle in Form des Eintauchens in die kulturelle Einflusssphäre des Senegal. Aber nicht nur auf diese Tatsache bezieht sich der Titel „Parallelwelten“: Viele kleinformatige Malereien in Öl auf Papier oder Malplatte sind im Speicher zu sehen, aber auch sehr große Werke in Acryl auf Leinwand – und das sei „etwas ganz anderes“, sagt die Künstlerin, die grundsätzlich ohne Themenvorgabe arbeitet, sich nach eigener Aussage „mit Farbe auseinandersetzt, um zu sehen, was daraus wird“. Ringen um die Form Von ihrem „steten Ringen um die richtige Form“, ihrer Vorliebe für „einen organisch anmutenden Formenkanon“ spricht Daniel Altzweig, Kunstpädagoge am Landesmuseum Wiesbaden, der als langjähriger Kenner von Arellanos Werken die Eröffnungsrede zu ihrer Vernissage im Rahmen der T’Art-orte hält. Dabei gehe es um ein Spektrum mit biomorphen Formen wie etwa solche, die an menschliche Körperfragmente erinnern, oder embrionale sowie aus der Botanik entlehnte Strukturen, die sie in mehr oder weniger abstrakte Flächenkompositionen überführe, so Altzweig. Tatsächlich spielen Abstraktion und Verfremdung eine große Rolle, Begriffe wie „informell“ und „Konstruktivismus“ sind prägend für Arellanos Kreationen. Im Vordergrund des schöpferischen Prozesses steht jedoch die Intuition der Künstlerin. Die Suche nach neuen Formen, mit denen sie sich selbst „zu überraschen und zu überwältigen“ sucht, sei letztlich eine Ideenfindung, sagt sie, und wenn sich die anfängliche Idee nicht als tragfähig erweist, wird übermalt, getilgt, abgekratzt oder sogar verworfen. Jede Komposition muss „im Gleichgewicht sein“, ohne spannungslos zu werden, und „in dem Moment, wo man anfängt zu denken, verliert man die Kraft“. Auch Bildhauerei Kraft und Spannung strahlen sie aus, ihre Bilder, ebenso wie die wenigen Beispiele für ihre bildhauerischen Werke im Speicher. Dass die meisten davon keinen Titel haben, mag mit diesem intuitiven Entwicklungsprozess zusammenhängen; nur zwei Malereien – Silencio I und II – sind auf der Basis eines Fotos entstanden, das mit Öl auf Malplatte in Schwarz-Weiß verfremdet wurde und eindringlich verstörend wirkt. Eine Serie „Mural schwarz/gelb“ zeigt Wandstrukturen in Ocker und Hellblau; von beeindruckender Farbtiefe ist „Leona“ in Acryl auf Leinwand, das – wie die meisten anderen Werke – mit Ornamenten und Zierformen spielt und gleichzeitig spannungsgeladen den Betrachter in seinen Bann zieht.

Gabriela Arellano mit ihrem Werk

Ungewöhnliche Perspektiven im Idsteiner „SPEICHER“

Von Marion Diefenbach IDSTEIN - Nicht nur Glas, Eis und Wasser eignen sich dazu, durch Spiegelung und Überblendung in „bewegten Bildern“ neue Sichtweisen der Realität zu vermitteln – auch die Zeit lässt sich „spiegeln“. Das zeigt Brigitte Pega eindrücklich mit sieben Fototafeln, auf denen sie unter dem gemeinsamen Titel „Zeitspiegelungen“ im Februar 2013 eine Woche lang Bilder aus den Abendnachrichten im Fernsehen aufgenommen und zusammengestellt hat. Bewegung, Farben, Dynamik, Babys und Alte, Staatspolitiker und Sänger, Sport und Krimi, Märkte und Schneelandschaften, Menschen mit Atemmaske und Höfl-Riesch mit Milka-Mütze – die Kombination der vielen chronologisch neben- und untereinander platzierten Bilder entwickelt selbst statisch ungeheure Wucht und weckt Tausende Assoziationen beim Betrachter; die Wirkung lässt ahnen, welche Reizüberflutung das Fernsehen schlechthin darstellen muss. Und schon ein Jahr später ist alles Geschichte. Sehr viel ruhiger und wunderbar ästhetisch sind die Fotos „natürlicher“ Kompositionen, die teilweise stark der Malerei ähneln und nur für einen Augenblick – den die Fotografin mit viel Geschick erwischt – surreale und abstrakte Szenen abbilden. So hat Pega in drei „Eisdisco“-Fotos das bunte Discolicht auf dem Eis festgehalten, das sehr schnell seine Farbe wechselt und ständig „weiterläuft“. In „Meer“ ist ein kleines Stück Strand zu sehen, das zwischen Sanderhöhungen in den Wasserfurchen die dunklen Silhouetten von zwei Menschen erkennbar werden lässt. „Chiemsee 1+2“ zeigen in Spiegelbildfotos eine Kaimauer und ein Fischernetz, beides leicht verzerrt durch die Bewegung der Wasseroberfläche – ein fein beobachteter und ins Bild gebannter Moment, der überrascht, weil man ihn selbst vermutlich übersehen hätte. Fast noch schöner: „Irland“. Tiefdunkles Blau im unteren Teil kontrastiert mit der gespiegelten Häuserbeleuchtung im oberen; ohne Erläuterung ist kaum erkennbar, welche Objekte zu sehen sind. Aber das ist auch nicht wichtig. Die malerischen Farbübergänge, die Farbtiefe und die Komposition von fast schon musikalischer Schönheit prägen sich sofort ein, denn solche Anblicke sind selten. Surreale Überblendungen Gleichzeitig erstaunlich und befremdend sind einige der Glasscheibenfotos: „Zipfelmütze“ zeigt eine Schaufensterpuppe, die durch Überblendung im Fensterglas ein Gebäude hinter sich hat und deren Mütze durch den eingefangenen Lichteinfall teilweise hell zu leuchten scheint. Zart durchschimmernde Häuser im Hintergrund, zerteilt durch anscheinend sehr massive, dunkle Schrägleisten: Ungewohnte Blicke durch ein „Kirchenfenster“, die nachdenklich stimmen. „Das Herausreißen der Dinge aus ihrem Zusammenhang, um sie neu zu sehen, das ist mein Anliegen“, sagt die Wiesbadener Diplomdesignerin, die zeitgleich mit ihrer Vernissage auch ihren Geburtstag mit den zahlreichen Besuchern im „Speicher“ feierte. Die Fotoserie ist dort bis zum 4. Mai zu sehen, und ein Besuch dürfte in jedem Fall Lust auf neue Perspektiven auslösen.

Brigitte Pega mit Ihrem „Werkzeug“ im SPEICHER

Herzenswunsch als roter Faden.

Von Ingrid Nicolai IDSTEIN - Wie ein roter Faden begleitete die Kunst ihr bisheriges Leben – manchmal freilich nur als Herzenswunsch. Schon als Kind wollte Reike Veldman Kunst studieren, wovon ihr Vater aber wenig begeistert war. Die älteste von sechs Kindern sollte „etwas Ordentliches lernen“. Hauswirtschaft war ordentlich genug, und daraus erwuchs nach und nach ihre Tätigkeit als Oberstudienrätin. An den Beruflichen Schulen in Taunusstein unterrichtete sie Physik, Chemie und Englisch, sie erzählt von praxisnahem, fächerübergreifendem Unterricht, bei dem Physik beispielsweise mithilfe eines Dampfkochtopfs erklärt wurde. Für die Kunst blieben die Ferien, wurden Kurse im Malen und Töpfern besucht, was den Hunger nach mehr kreativem Schaffen aber eher noch verstärkte. Mit der Idee, vom Gänsberg in die Altstadt zu ziehen, wurde Vieles anders im Leben der heute 73-Jährigen. In dem historischen Anwesen in der Borngasse 23, das 1704 vom Hofschreiner Johann Michel erbaut wurde, der Idsteiner Familie Merz bis 1900 als Brauhaus diente und später beliebte Gastwirtschaft wurde, steckte nicht nur ein bewegendes Stück Stadtgeschichte, sondern auch jede Menge Arbeit. „Sechs Jahre haben wir allein am Vorderhaus gebaut“, erzählt sie von einem Projekt, das zur Belastungsprobe wurde. 1999 dann der Tiefschlag: ein verheerender Dachstuhlbrand. Aber Reike Veldman gab nicht auf, und aus den Trümmern entstand mit Unterstützung ihrer Tochter Antje, einer Architektin, etwas, das sie ihrem lang gehegten Herzenswunsch wieder ein Stück näher brachte. Sie schuf vor neun Jahren mit dem „Speicher“ im Hinterhaus einen Ort, in dem sich Künstler aus der Region zum Selbstkostenpreis präsentieren können. Sieben Gästebücher und rund 260 Plakate zeugen von bewegten Jahren, in denen deutlich wurde: Kunst hat viele Gesichter. Schauspieler, Musiker, Maler, Autoren und Bildhauer schätzen das besondere Ambiente, und auch die Besucher kommen aus der ganzen Region.

Reike Veldman

Eine Erfolgsgeschichte? „Werbung musste ich unter den Künstlern nie machen“, erzählt sie. Mit ihrer Idee, in Idstein ein Netzwerk Kulturschaffender zu gründen, das auch von der Stadt unterstützt und gefördert wird, ist sie aber nie wirklich weitergekommen. Und so ist auch das „Projekt Kunstmeile“ wieder in der Schublade verschwunden.



„Ich werde es noch einmal bei unserem neuen Bürgermeister versuchen“, hat sie noch nicht aufgegeben, spielt aber auch mit dem Gedanken, im nächsten Jahr, also zum zehnjährigen Bestehen, den „Speicher“ zu schließen. Die hiesige Kunstszene sei in den vergangenen Jahren gewachsen, die Rolle ihres „Speichers“ habe sich verändert. Aber vielleicht ist das ja auch eine Chance für sie, endlich mehr Zeit für ihr eigenes kreatives Schaffen zu haben und ihren Herzenswunsch zu nähren.




Aufmontierte magische Momente.Aus der Idsteiner Zeitung vom 18.03.2014

Von Beke Heeren-Pradt IDSTEIN - Irgendwie surreal – das ist der erste Eindruck, den die Bilder der aktuellen Ausstellung im „Speicher“ in der Idsteiner Borngasse hervorrufen. Oberhalb einer Realität anzusiedeln, wenngleich, genauer betrachtet, die Motive, die jeweils im Zentrum jedes Bildes stehen, fotorealistisch abgebildet sind. Und in der Tat handelt es sich bei allen Bildern der Reihe „Allocated Visions“ von Peter Scharfenberg um Fotografien – allerdings um digital bearbeitete Fotografien, die auf Leinwand gedruckt wurden. Durch Trennung der Motive von ihrem gewohnten Hintergrund und durch Zusammenfügen mit Hintergründen aus vollkommen anderen Zusammenhängen hat Peter Scharfenberg, Hobbyfotograf und professioneller Mediengestalter, Bilder entwickelt, die in ihrer surrealen Wirkung den Betrachter mit einer großen Portion Suggestion anziehen. Die Rakete vor dem Hintergrund einer fremdartigen Planetenoberfläche erweist sich bei näherer Betrachtung als Orgelprospekt. „Allocated Music“ ist der Titel des Bildes, in dessen Zentrum das Foto der Orgel im Trierer Dom steht, „de-platziert“, aus seinem Zusammenhang gerissen. Ofen, Esse und historische Gebäude der Völklinger Hütte stehen im Zentrum des Bildes „Allocated Mine“, das zwar in seiner Wirkung sehr realistisch ist, gleichwohl mit dem fremden Hintergrund eines Kanaldeckel-Details auf eine sinnfällige – dennoch erst auf den zweiten Blick zu erkennende – Art Produktionsort und Produkt miteinander verbindet. Ein Türportal aus einem Museum öffnet auf einem andern Bild den Blick auf ein Gleis des Karlsruher Bahnhofes: Auch hier erweist sich die ungewöhnliche Kombination von Motiv und Hintergrund als Hingucker und Faszinosum. Kunst der Bearbeitung „Ich habe schon immer sehr gern fotografiert“, erzählt der Künstler Peter Scharfenberg bei der Vernissage, „die digitale Fotografie mit ihren schier unendlichen Bearbeitungsmöglichkeiten aber habe ihm die Möglichkeiten eröffnet, mit seiner Fotografie diese Art von Kunst zu machen. Seit 2006 hat er für sich die von ihm so genannten „Allocated Visions“ entdeckt und auf diese Art eine ganz neue Ausdrucksform für seine Kreativität. Die Motive findet der Taunussteiner Künstler, der auch ausgebildeter Modedesigner ist und als Produktmanager für verschiedene Firmen arbeitet, überall auf seinen zahlreichen Reisen durch Deutschland und Europa.

Allocated Witch

In der Ausstellung im „Speicher“ sind nicht nur eine Reihe seiner „Allocated Visions“ zu sehen, sondern auch Fotografien von sowohl alltäglichen Orten (zum Beispiel U-Bahnstationen in Frankfurt) als auch von dem sogenannten „Friedhof von Châtillion“, einem äußerst bizarren Ort, an dem über Jahrzehnte ein amerikanischer Autofriedhof von einem dicht gepflanzten Wald durchdrungen wurde. Scharfenberg hat Details dieses Ortes auf besonders kunstfertige Weise ins Bild gesetzt. Die Fotografien haben in ihrer gleichwohl real angetroffenen Kombination der Motive Autoschrott und Natur eine ähnliche Wirkung wie die künstlerisch bearbeiteten „Allocated Visions“.
„Magische Momente“ möchte der Künstler erzeugen, ganz besondere Stimmungen schaffen mit seinen Bildern. Besucher der Ausstellung werden nicht umhin kommen, sich darauf einzulassen, wenn sie die Bilder betrachten, die eine ganz besondere Realität vermitteln – jedes auf seine Weise, irgendwie surreal.

Die Ausstellung im SPEICHER ist samstags und sonntags von 12:00 -18:00 Uhr geöffnet.

Allzu Menschliches in Farbe

Werke von Dieter Stauber im Idsteiner "SPEICHER"

Die drei Grazien

Sophistikated Rock - das Duo „ar Lonz“ im SPEICHER

Furioser Abend für Musikliebhaber Das Duo ar lonz – Sophisticated Rock versprühte gute Laune im Speicher. Idstein, 24.11.2013. Bereits zum wiederholten Mal trat das Duo ar lonz – Sophisticated Rock im Speicher in Idstein auf. Auch diesmal konnten sie vor ausverkauftem Haus ihr Publikum mitreißen und mit auf eine musikalische Reise der besonderen Art nehmen. Die Musik für Gitarre (Rolf Lonz) und Violine (Angela Fischer) bestach durch mal sinnlich-ruhigen Charakter, dann wiederum durch fetzige und wilde Jazz- und Rockelemente. Einflüsse der Renaissancemusik fügen sich wunderbar harmonisch in das Gefüge. Rolf Lonz, der Komponist der Gruppe, konnte zudem gleich zwei neue Stücke präsentieren, die den Auftakt für die nächste geplante CD-Produktion bilden. Angela Fischers expressives Violinspiel ergänzte sich dabei perfekt mit Rolf Lonz virtuosem Gitarrenspiel. Die kurzweilige Moderation führte mit einigen Lachern durch den Abend. Das Idsteiner Publikum kann sich auf eine Fortsetzung freuen. Ein weiteres Konzert ist im neuen Jahr geplant.

Angelika Fischer und Rolf Lonz

Fotos von historischer Bedeutung

Das Atelier Speicher in Idstein zeigt vom 08. November bis zum 24. November 2013 eine Ausstellung des Fotografen Erich Mehrl über das IG-Farben-Haus - eines der bekanntesten Gebäude Frankfurts. 

Das Gebäude wurde von Hans Poelzig entworfen und von 1928 - 1931 errichtet. Es war die Zentralverwaltung der I.G. Farbenindustrie AG, dem damals viertgrößten Unternehmen der Welt. Nach dem Willen der Bauherren sollte das Gebäude ein „eisernes und steinernes Sinnbild deutscher kaufmännischer und wissenschaftlicher Arbeitskraft“  darstellen. Poelzig entwarf den Bau in der Stilrichtung des früheren Neoklassizismus. Das 250 m lange und 35 m hohe Gebäude hat neun Geschosse. Es wurden u.a. 4.600 t Stahl und 33.000 qm Cannstatter Travertin verarbeitet. 

So wuchtig das Gebäude außen wirkt, innen zeigt der Bau eine lichte Leichtigkeit. Zwischen dem Hauptgebäude und dem Casino befindet sich eine Parkanlage mit Terrassen und stufig angeordneten Wasserbecken mit der von Fritz Klimsch geschaffenen Nymphenfigur „Am Wasser“. 


Das IG Farbenhaus

Das Gebäude entstand auf dem Gelände des Grüneburgparks, der einst der Familie Rothschild gehörte. Im März 1945 wurde das I.G.-Farben-Haus Hauptquartier der amerikanischen Truppen unter General Dwight D. Eisenhower. Das ehemalige Büro von Eisenhower, das erhalten ist und noch heute zu festlichen Anlässen genutzt wird, war Schauplatz historischer Ereignisse. Hier wurde die Hessische Verfassung unterzeichnet, hier erhielten elf westdeutsche Ministerpräsidenten den Auftrag das Grundgesetz zu erarbeiten und hier wurde auch die neue Westwährung die DM verkündet. 

Nach einem Attentat durch das „RAF-Kommando Petra Schelm“ 1972, bei dem ein amerikanischer Oberstleutnant getötet und 13 Personen verletzt wurden, wurde der bislang öffentlich zugängliche Park und das Gebäude zum militärischen Sperrgebiet, was allerdings weitere Anschläge 1976 und 1982 nicht verhinderte. 

Nach der Wiedervereinigung und dem damit verbundenen Truppenabzug der Amerikaner 1995 fiel der gesamte Komplex an den deutschen Staat. Bis 2001 wurde das Gebäude durch das Kopenhagener Architekturbüro Dissing + Weitling renoviert und im Jahr 2001 der Johann Wolfgang Goethe-Universität zur Verfügung gestellt. Inzwischen haben sich die Fachbereiche Theologie, Philosophie, Geschichte, Kulturwissenschaften und Neuere Philologie, sowie das Fritz-Bauer-Institut dort eingerichtet. 

Erich Mehrl ist seit 1998  Freischaffender Fotojournalist, Bildredakteur und Inhaber von Archiv Mehrl. 1988 bis 1997 war er Bildredakteur und Fotograf beim Evangelischen Pressedienst in Frankfurt am Main. Während dieser Zeit auch Referent bei Fotokursen für Tageszeitungsredakteure und Fotojournalisten an der Evangelischen Medienakademie (cpa) in Frankfurt am Main; 1977 bis 1980 Polizeibeamter in Würzburg und München. Nach dem Abitur am Abendgymnasium für Berufstätige in Gießen studierte er Wirtschafts- und Rechtswissenschaften in Gießen und widmete sich fortan der Fotografie. 

Die Ausstellung IG-Farben-Haus wurde von September bis Ende Oktober 2012 in Stuttgart von der Galerie f75 und vom 29. Januar bis zum 15 März 2013 im Frankfurter Presseclub gezeigt. 

Das Atelier Speicher zeigt die Fotos von Erich Mehrl vom 09. November bis 24. November 2013. 



Sonnenkulte im trüben November

Im Idsteiner „SPEICHER“ ging die Sonne auf als Dr. Winfried Rathke seinen hochinteressanten Streifzug durch die Geschichte der Sonnenverehrung der Völker dieser Welt mit Lichtbildern begann. In den alten Hochkulturen des „Fruchtbaren Halbmonds“, Ägypten, Vorderasien und Zweistromland wurde die Wärme und Fruchtbarkeit spendende Sonne kultisch verehrt. In Ägypten galt der Pharao als Sohn der Sonne. Vor den Tempeln für Amun-Re standen Obeliskenpaare als symbolische Sonnenstrahlen. Mit seiner markanten Federkrone ,dem Symbol von Sonnenstrahlen, auf dem Kopf dominierte der Reichsgott das übrige Pantheon. Echnaton verehrte mit Aton die Sonnenscheibe und schaffte alle anderen Kulte ab. Dieser erste Monotheismus der Kulturgeschichte endete schon nach wenigen Jahren. In Mesopotamien gab Sonnengott Schamasch dem König Hamurabi seine berühmte Gesetzesstele, die Hethiter benutzten die geflügelte Sonnenscheibe auf ihren Orthostatenreliefs. Mit den Siegeszügen Alexanders des Großen fand der griechische Helioskult seine Verbreitung. Der Delphische Apoll wurde zu einer neuen Lichtgestalt, schuf Klarheit und apollinische Ordnung, bis in römischer Zeit der aus Persien stammende Mithras in Höhlen und Grotten angebetet wurde

Der Sonnenkönig Echnaton

Nach Einführung des römischen Sol invictus fand aber auch das Christentum Verbreitung. Christus galt fortan als Licht- und Heilsbringer, Kirchen wurden mit ihren Altären gen Osten ausgerichtet. Der Strahlenkranz des Helios konfluierte zum güldenen Nimbus, den nun auch alle übrigen Heiligen zugeordnet bekamen. Ikonographisch große Ähnlichkeit mit antiken Philosophen hatten die frühen Buddhabilder in der Gandhara-Region. Einen Sonnenwagen wie Helios zog der indische Surya, wobei die Dekors am großen Sonnenwagen von Konarak auch freizügige tantrische Bildthemen zeigen. In Südamerika beteten Inkas die Sonne an und fertigten entsprechende Goldfigurinen. Die Sonnenblume stammt aus den Anden und wanderte mit spanischen Eroberern nach Europa. Und heutige Sonnenanbeter möchten einen „gesunden braunen Teint“ haben, obgleich die Medizin vor den negativen
Folgen der UV-Strahlen warnt
Nach den 150 interessanten Lichtbildern ergab sich ein anregendes Gespräch mit den Gästen.

Wenn im Sarg das Handy klingelt - Kommunikation bis zum Umfallen?!

Aus der Idsteiner Zeitung vom 02.Oktober 2013 von Marion Diefenbach Man könne auf dem weiten Feld der Kommunikation nur einen kleinen Acker bearbeiten, kündigt Christina Ketzer – mit ausdrücklichem Stolz auf die gefundene Allegorie an, bevor Carola von Klass anschließend pseudo-wissenschaftlich die Funktionen von Sprache erläutert. Die eingeschobenen witzig-zickigen Wortwechsel der beiden Frauen des Kabaretts „Allerhand“ lassen schnell erkennen, was der Abend unter dem Titel „Wenn im Sarg das Handy klingelt – Kommunikation bis zum Umfallen?!“ bringen wird: Amüsantes auf hohem sprachlichen Niveau und in darstellerischer Perfektion.

Das Duo „Allerhand“

Viele Sketche

In vielen kurzen Sketchen und Soli ziehen die beiden dynamischen Damen in schwarzem Basis-Outfit, das sie mit passenden bunten Accessoires und zahlreichen Perücken zu scheinbar völlig anderen Figuren werden lässt, viele kleine und große Schwächen und Tücken der täglichen Kommunikation durch den Kakao: So etwa das „Kasperletheater“ der Politik, die sich mit berühmten Zitaten großer Staatsmänner an der Nase gefasst sieht, mit „Übersetzungen“ von Politikerdeutsch, die das Geschwafel unserer „Hinterbänkler aus dem Bundestag“ entlarven oder den sonnenbebrillten NSA-Agenten in Trenchcoats und Hüten, die zur analogen Kommunikation zurückkehren und fieberhaft Parolen zur Mikrofilmübergabe ausarbeiten…

Die tempo- und abwechslungsreichen Themen- und Perückenwechsel vor allem bei von Klass, deren Kopf für nahezu jede Haartracht geeignet scheint, werden ergänzt durch sprachliche Spitzfindigkeiten („jemandem die Stange halten ist keine sexuelle Handlung“), und geschickt eingestreute und perfekt beherrschte Dialekte und Fremdsprachenakzente: So doziert Ketzer etwa als US-Professorin in Irkutsk mit amerikanischem Slang, während sie als Berliner Touristin in einem österreichischen Café die ohne Punkt und Komma „Schmäh“ verbreitende von Klass so wenig versteht, dass sie schließlich zu McDoodle wechselt.

Letztere mokiert sich in absolut glaubwürdigem Sächsisch über die „Böbbelscher, die aussehn wie kastrierte Noteschlüssel am Kobb“, die plötzlich die Zeilenenden auf ihrem Laptop zieren, während Ketzer als französische Weinexpertin vom Weingut „Femme Fatale“ vergeblich versucht, ihrer deutschen Kundin das „Degoutieren mit allen Sinnen“ näher zu bringen. Und in dem unglaublich witzigen Dialog zwei alter Hessinnen über „den annern“, der „de Scherm zugeklappt hat, un des bei dem Wetter…“ fließt Hessisch wasserfallähnlich von der Bühne.

Nachdenkliches über den Tod

Immer wieder spielt natürlich das Handy eine Rolle, das persönliche zwischenmenschliche Kommunikation stört beziehungsweise verhindert, aber auch Nachdenkliches wie etwa die Anspielungen auf den Tod, der „wohl ein Imageproblem hat“, sind zu hören: Was die beiden auch anfassen, es bleibt heiter und — heute nicht mehr selbstverständlich — immer über der Gürtellinie.

So etwa der brüllend komische und anrührend-naive Vortrag „Ich wär so gern erotisch“, in dem Ketzer die Details eines entsprechenden Seminars präsentiert (vielversprechend glucksen, die Bausteine des Orgasmus – a, o, u – verwenden, Rock in schwindelnde Höhen katapultieren) und auf weiteren Schulungsbedarf schließt. Auch wenn von Klass als alternde Bordsteinschwalbe am Handy von Peinlichkeiten wie einen Wadenkrampf beim Kunden oder die neuen Stützstrümpfe mit Netzmuster berichtet, kann das überwiegend weibliche Publikum seine Erheiterung kaum bremsen.





Hammerschläge für guten Zweck !

Versteigerung vielfältiger Kunstwerke zugunsten der Unionskirche in Idstein. Aus der Idsteiner Zeitung vom 17.09.2013 Von Susanne Gross „Fünfunddreißig zum Ersten, fünfunddreißig zum Zweiten und fünfunddreißig zum Dritten“. Martin Kuhlmann schlägt mit dem Hammer auf das Pult. Dem Pfarrer der Idsteiner Unionskirche bereitet es sichtlich Freude, Bilder und Objekte zu versteigern. Er füllt für einen Abend die Rolle des Auktionators mit Souveränität und Erfolg aus und versteht es, die Besucher im Idsteiner „Speicher“ zum Kauf von Kunstobjekten zu motivieren. Alle eint der Wunsch, einen Beitrag zur Renovierung der Idsteiner Unionskirche zu leisten – denn der Erlös der Auktion dient genau diesem Zweck. „Ich beteilige mich gerne an der Aktion ,Talente‘“, erläuterte Reike Veldman, Initiatorin der Veranstaltung und Inhaberin des „Speichers“. Die Idee entstand, im Sommer, als Pfarrer Kuhlmann 100 Umschläge mit jeweils zehn Euro verteilte. Damit einher ging der Aufruf, deren Inhalt zu vermehren. Reike Veldman handelte kurz entschlossen und schrieb alle Maler, Fotografen und Bildhauer an, die bislang in ihrem Kulturforum ausgestellt haben. „Schnell fanden sich über 20 Künstler, die bereit waren, eines oder mehrere Objekte oder Gemälde für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Dabei geht der Erlös aus der Versteigerung zu fünfzig Prozent an die Kirche und die andere Hälfte fließt den Künstlern zu“, erläuterte sie und ergänzte: „Viele Künstler haben bereits angekündigt, dass sie im Falle eines Verkaufs ihren Anteil spenden.“

Kunst für die Unionskirche in Idstein

Zunächst konnten die Besucher, darunter auch einige der Künstler, die Arbeiten in Augenschein nehmen und den Klängen des „Quertetts“ lauschen. Martje Arndt-Engelbart, Wolfgang Arndt, Roxane Wirsching und Christine Weddig spielten auf ihren vier Querflöten zwei Sätze von Georg Philipp Telemanns Konzert für vier Flöten und andere Stücke.
Anschließend zeigte Pfarrer Kuhlmann einen Videoclip, der über die dringend gebotene Sanierung der Kirche informierte. „Auch wenn der Clip erst ein paar Monate alt ist, so stimmt er doch nicht mehr“, betonte Pfarrer Kuhlmann. Die Höhe der benötigten Geldmittel hat sich erhöht. 600 000 Euro müssen aus Eigenmitteln aufgebracht werden. Daher finde sich es eine tolle Idee, Bilder für die Unionskirche unter den Hammer zu bringen“, scherzte er.
Pfarrer Kuhlmann informierte die Besucher zunächst über den jeweiligen Künstler, den Titel des Bildes oder der Plastik, die Maße, die Herstellungsweise und das Entstehungsjahr des Werkes. Anschließend konnten die Besucher mit den ihnen zuvor ausgehändigten Nummern bieten. Sofern es kein Mindestgebot gab, wurde jeder Preis akzeptiert. Gesteigert wurde in Fünf-Euro-Schritten.
Wer kein Unikat erwerben wollte, konnte dennoch seinen Beitrag zur Sanierung der Kirche leisten, denn eine Spendendose stand ebenfalls bereit. Reike Veldman und Pfarrer Kuhlmann freuten sich am Ende des Abends, der teilweise sehr heiter verlief, etwa wenn Pfarrer und Ehefrau sich gegenseitig überboten oder ein Mann das Bild seiner Frau ersteigerte.






Tonarbeiten als Metaphern

Aus der Idsteiner Zeitung von Susanne Gross. Gedacht, geformt, gebrannt: Ideen - hochgebrannt. So heißt der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher. In der vierten Gemeinschaftsausstellung der Glashüttener Künstlergruppe Ines Nickchen präsentieren zwölf Frauen auf drei Etagen und im Dachgarten Bilder, einen Tischbrunnen, Gefäße, Skulpturen und Objekte. Deren Vielfalt und Unterschiedlichkeit ist das verbindende Element dieser Werkschau mit Arbeiten aus den letzten zwei Jahren. In der Ausstellung werden persönliche Vorlieben der Frauen im Alter zwischen 35 und 75 Jahren sichtbar. Die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der multinationalen Gruppe erweisen sich als zusätzliche Bereicherung und weiteren Einflussfaktor. Manche Arbeit gibt ihre Quelle preis, etwa Vorlagen in Büchern, andere bleiben phantasievoll individuell. Mal steht der Menschen im Mittelpunkt der Ausstellungsstücke, dann wieder Dekoratives. Präzise ausgearbeitete Formen stehen frei geformten Objekten gegenüber. Kunst kommt als Metapher daher oder als Abbild von Schönheit.

Der Pillendreher von Ines Nickchen

Ines Nickchen, die Leiterin und erfahrene Lehrerin der Gruppe, präsentiert eine Auswahl ihrer hauchdünn geformten Gefäße mit asiatischen Motiven sowie einen übergroßen Skarabäus. Markant ist ihre Arbeit „Mut ist, Verbrechen zu beweisen, die angeblich nie passiert sind“. Dafür stellt sie keramische Buchstaben, Paragraphen und Fragezeichen in eine Art Setzkasten, der ebenso an ein vergittertes Fenster oder ein Triptychon erinnert.
Ilka Blumberg präsentiert Tonarbeiten als Metaphern. Bei ihrer Arbeit „Die Leichtigkeit des Seins“ bilden an Lebkuchenmänner erinnernde Schablonenfiguren eine Pyramide, Federn verleihen dem Schwebeakt etwas Spielerisches.
Sanja Breslauer präsentiert Vasen und Gefäße. Markant sind die floralen Dekorationen auf einer Rosenvase und die sichelförmigen Durchbrüche in den Deckeln der meergrün glasierten Gefäße.
Aliona Chernyk-Küngs Gefäße wirken robust und rustikal. Dabei verschmelzen die floralen Dekorationen unter einer zarten Glasur in braun und blau.
Filigrane Schalen, aus denen exotisch wirkende Blüten wachsen, präsentiert Jutta Delpy.
Gudrun Freitag pendelt zwischen exakt ausgeklügelten abstrakten Bildern und fantasievollen Skulpturen. Bei „Der blaue Mauritius“ lugt ein blauer Krebs aus einer Muschel heraus. Seine Gliedmaße und zwei mit Scheren besetzte Arme tasten in die Welt vor dem Gehäuse.
Die Schalen und Gefäße von Annemarie Greisner zeichnen sich einerseits aus durch glatte Kanten und sichtlich gestalteten Formen. Andere wiederum wirken wie aus Knetteig geformte Stücke, deren Ränder charakteristische Unebenheiten aufweisen.
Margot Koch widmet sich den Themen Mensch und Abstraktion. Ihre Arbeit „Die kleine Meerjungfrau“ zeigt eine auf Sand gestrandete Nixe, die von einem Fischer aus dem Netz befreit wurde.
Margot Obermüller geht ganz eigene Wege indem sie durchfärbtes Porzellan in Neriagetechnik gestaltet. Auf ihrem Gebrauchsgeschirr ragt ein Berg hinter einem farbengfrohen abstrakten Dorfleben auf.
Heike Tichai zeigt acht aufwendig gestaltete Keramikbilder. In ihrem „Brückenbild Nr. 39“ gestaltet sie eine Szene, in der Arbeiter mit Säcken bepackt über ein Holzbrücke auf ein Dorf zustreben.
Trudi Trautmann setzt auf Menschen in Form von Köpfen und Skulpturen. Amüsant ist die Figur „Grazie im Minirock“. Eine Frau in bewegter Körperhaltung trägt um die Hüften eine eng anliegend purpurfarbene Spitzenmanschette.
Sabine Zekorn-Löffler hat in „Flower Power“ ein Objekt geschaffen, das Blumengestecke aufnehmen kann. In die dunkele Oberfläche der flachen Arbeit sind unregelmäßig geformte Farbtupfen aus pulverisiertem Glas eingearbeitet.

Die Ausstellung „Ideen - hochgebrannt“ ist im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngase 23 bis zum 18. August zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Wer ist Frau Maier ?“ aus der Idsteiner Zeitung vom 11.07.2

von Susanne Gross Zu „Geschichten in Stein und Farbe“ laden zwei Taunussteiner Künstlerinnen in das Idsteiner Kulturforum Speicher ein. Ingrid Klepper und Helga Krause präsentieren in ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung in Idstein Ölmalerei und Plastiken aus Marmor, Granit, Sandstein und Kalkstein. Dabei ergänzen die realistischen bis fantastischen Bilder von Ingrid Klepper die eindrucksvollen Steinarbeiten ihrer Kollegin Helga Krause. Der Titel ist gut gewählt, denn sowohl die Bilder als auch die Plastiken laden die Betrachter dazu ein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie auf sich wirken zu lassen, um ihre Aussage zu erfassen und sie zu entschlüsseln

Der Dritte im Bunde

Ingrid Klepper zeigt vierzehn Arbeiten, die seit dem Beginn der neunziger Jahre entstanden sind. In ihren Gemälden stellt sie zumeist Menschen als Portraits oder Metaphern für Emotionen ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Dabei reicht die Palette ihrer Darstellungsweise von realistisch über kubistisch bis zu fast surrealistisch gestalteten Arbeiten. Die farbintensiven Bilder belegen die Vielfalt ihrer Umsetzungsmöglichkeiten. Von den Kubisten inspiriert, zeigt sich Ingrid Kleppers Bild „Der Dritte im Bunde“. In klar voneinander abgegrenzten Farbflächen präsentiert sie ein eng zusammenstehendes Paar. Dahinter ist ein maskierter Mann zu sehen. Der Betrachter kann spekulieren, in welchem Verhältnis die geheimnisvolle Gestalt zum Paar steht.
Das Gemälde „Frau Maier“ wirkt, als ob von oben nach unten Farbe über die Leinwand läuft und sich aus diesem Fluß das Gesicht einer Frau mittleren Alters entwickelt. Teilweise sind einzelne Flächen mit Linien voneinander getrennt und stützen den weichen Verlauf der Komposition. Das Bild wirft Fragen auf: Wer ist diese Person? Welche Persönlichkeitsmerkmale legen eine derartige Gestaltung nahe? Bei „Engel Schmitt“ greift Ingrid Klepper auf das gleiche Verfahren zurück. Hier entsteht zudem der Eindruck, als ob die Frauengestalt in einer Landschaft untergeht oder sich aus ihr heraus gestaltet.
Helga Krause haben es Steine angetan: In unterschiedlichen Größen und in verschiedenartigen Farben. Sie gestaltet vorzugsweise Themen, die sich der Natur widmen: Einen aufbrechenden Samen, Wellen, einen Tierschädel oder Blätter. Dazu ergänzen abstrakte Formen und Menschen ihre Palette. Die ausgestellten Skulpturen stammen aus den letzten zehn Jahren.
Helga Krauses Arbeitsweise zeugt von einer großen Bereitschaft, mit dem Material in einen intensiven Dialog zu treten. So gestaltet sie die Arbeit „Blätter“ aus Serpentin. Dabei integriert sie geschickt die charakteristischen grünen und braunen Gesteinsschichten und unterzieht das Material einer künstlerischen Bearbeitung. Helga Krause nutzt die überdimensionale, geschwungene Form und gestaltet eine Aufsicht, die sowohl an ein schmales Ginkgoblatt als auch an ein Buchenblatt erinnert. Einen Teil der Oberfläche hat Helga Krause glatt poliert, doch links prägen fein gemasert Linien in unterschiedlicher Dicke und Länge die Oberseite.
Die Arbeiten „Junge Frau in Schwarz“ ist eine Plastik aus schwarzem Kalkstein. Ein voluminöses Tuch schmiegt sich eng um ein dunkles Antlitz. Das Schwarz des Steins kann als Zeichen der Trauer oder als Hinweis auf die Nationalität der Dargestellten gedeutet werden. Bei der Plastik „Schleier“ hat Helga Krause aus hellem Marmor das Halbprofil einer Frau wie aus einer Grabplatte herausgearbeitet. In vier feinen Falten legt sich ein Tuch über das Antlitz und selbst Mund und Kinnpartie sind zart verhüllt.

Die Ausstellung „Geschichten in Stein und Farbe“ ist im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 bis zum 21. Juli zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Aktuelle „ aus der Idsteiner Zeitung

Von: Susanne Gross „Aktuelle“ lautet der Titel der neuen Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher. Das Motto verdeutlicht: Es geht um Akte und um neue Bilder. Daniela Vittinghoff präsentiert in ihrer ersten Einzelausstellung Aktgemälde aus den letzten drei Jahren. Mit 28 Arbeiten ist die in Hamburg lebende Malerin angereist. In ihren Acrylbildern huldigt sie dem Leib. Sie zeigt den menschlichen Körper in seiner unbekleideten Form. Daniela Vittinghoff scheint ihr Thema und ihre Technik gefunden zu haben: Mit einem Spachtel trägt sie Acrylfarbe auf die Leinwände auf und modelliert zart nuancierte oder unifarbige Hintergründe. Davor setzt, stellt oder legt sie zumeist Frauenkörper.

feminin II

Daniela Vittinghoff setzt auf eine ästhetische Darstellungsweise. Den Idealmaßen eines Modells oder einem fast männlich wirkenden Frauentypus verleiht sie die gleiche Würde.
Charakteristisch für die Bildausschnitte ist, dass die Malerin fast ausschließlich Torsi zeigt. Zumeist enden die Körper der Frauen und wenigen Männer an den Oberschenkeln und Unterarmen. Sofern Füße oder Hände im Bild erkennbar sind, reduziert sie deren Form. Köpfe und Gesichter belässt sie flächig. Daniela Vittinghoff konzentriert sich auf den Leib der Personen, auf deren charakteristischen Rundungen.
Dabei wirken die Arbeiten sehr plastisch. Der Malerin gelingt es, die aufgetragene Farbe so zu modellieren, dass die Oberschenkel. Hüften übereinander geschlagenen Beine und Brüste lebendige Fülle ausstrahlen.
Zumeist beschränkt sich Daniela Vittinghoff auf eine Figur pro Bild. So bei der Arbeit „stehend“. Der Körper der aufgerichteten Frau wirkt kompakt. Dieses Merkmal unterstreicht Daniela Vittinghoff, indem sie deren Haut in Farbtönen und Schichten angelegt, die wie die Oberfläche eines Steins wirken. Diese Illusion von Stabilität, lässt die Figur fast wie eine Statue wirken. Sie strahlt Unerschütterlichkeit aus und wird zu einem Monument für weibliche Kraft.
Im Kontrast dazu steht die Arbeit “Unschuld“. Eine offenbar noch junge Frau sitzt vor einer hellen Fläche, die wie ein zerknittertes Laken wirkt. Durch ihren in gelber und grüner Farbe gemalten Körper schimmert dieses Weiß hindurch. Diese Transparenz unterstreicht den Ausdruck von Zartheit und Zierlichkeit. Lediglich die Brustwarzen leuchten rot.
„Mr. und Mrs. Duo“ - eine zweiteiligen Arbeit. Hier genügen Daniela Vittinghoff markante Linien aus Blattsilber, um die beiden Figuren aus dem blauen und grautürkisen Hintergrund hervorzuheben.
In den aktuellsten Bildern herrschen hingegen oftmals Grau und Anthrazit bei den Farben vor, etwa bei der Arbeit „feminin II“. Dieses Gemälde zeigt die Rückenansicht einer Frau. Der Körper wird von oben nach unten dunkler und endet an den Oberschenkeln in einem tiefen grau.
Eine Besonderheit bildet die Arbeit „Sitzende“. Hier hat Daniela Vittinghoff zunächst den Hintergrund in gewohnter Arbeitsweise in Acryl gemalt. Schwarz und Blau dominieren. Die mit angezogenem Bein posierende Frau dreht dem Betrachter den Rücken zu. Die Konturen dieser Figur hat die Malerin allerdings mit Ölkreide gearbeitet.
Die Ausstellung „Aktuelle“ ist im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23, bis zum 29. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Lost`n Found

Von: Susanne Gross Aus der Idsteiner Zeitung... „Lost’n Found“ – der Name war Programm für einen Abend voller musikalischer Fundstücke. Das „Musikalische Fundbüro“ spielte im Idsteiner Kulturform Speicher Stücke von den Beatles, dazu Interpretationen der Werke von J.J. Cayle oder den Dire Straits. Die Sänger, Gitarristen und Bassisten Achim Leicher, Willy Eltgen und Thomas Heumüller präsentierten Hits der späten 60er und der 70er Jahre. Für die rhythmische Begleitung sorgte Bettina Schweer mit ihren Percussion-Instrumenten. Die vier Musiker aus dem Raum Aarbergen, Bad Camberg und Idstein setzten auf Rock und Blues und boten den Besuchern im Rahmen der Kulturreihe tArt-Orte groovige Töne und markanten Gesang. Dieses Konzept stieß auf Anklang: Der Andrang der Liebhaber musikalischer Revivals war groß. Vor Beginn der Veranstaltung mussten noch weitere Stühle herangeholt werden, damit alle Besucher Platz fanden. Voll belegt war der Innenraum, wohin der Auftritt der Musiker aufgrund der regnerischen Wetterlage verlegten worden war.

Die Gruppe „Musikalisches Fundbüro“

So geradlinig wie die ausgewählten Stücke spielten sich die Musiker mit kraftvollen Gitarrenklängen und selbstbewusstem Gesang zu den Besuchern. Leicht hätte ihr Klangvolumen einen größeren Raum erfüllen können. Die rhythmischen Stücke reizten viele Gäste, den Takt aufzunehmen. Bettina Schweer nutzte unterschiedliche Percussion–Instrumente zur rhythmischen Begleitung, zumeist ihr Cajon – eine Kistentrommel. Von Titel zu Titel variierte das stimmliche Arrangement um Lead-Sänger Achim Leicher.
Der Einstieg war rockig. Achim Leicher interpretierte den Crossroad Blues. „Der Titel von Robert Johnson handelt von einem untalentierten Gitarristen, der mit dem Teufel einen Pakt schließt. Nach ihrem Tauschgeschäft kann der Gitarrist wie der Teufel spielen“, erläuterte Willy Eltgen. Ein gelungener Auftakt für ein Quartett mit drei Gitaristen.
Willy Eltgen übernahm auch die weitere Moderation und lieferte Überleitungen zu den folgenden Titeln. Er kündigte die Namen der Interpreten und die Musiktitel an und bot in wenigen Sätzen und Anmerkungen kurze Erläuterung zu den Stücken, deren Inhalt oder dem Entstehungszeitraum.
So ging es von den USA in das London der 60er Jahre. Willy Eltgen erinnerte an die Zeit des Minirocks und leitete über zu einem Titel der Kinks und Ray Davies: „Dedicated Follower of Fashion“. Die Ironie des Stücks wurde wunderbar transportiert von den vier Musikern, die sich beim Gesang und Refrain abwechselten.
Weiteren markanten Gitarrensound brachte das Stück „Sultans of Swing“ der Dire Straits auf die Bühne. Während anhaltender Applaus den Raum erfüllte, wechselten die Musiker nahtlos zu „Black Magic Woman“ von Carlos Santana.
Bis zum Schluss hieß es frei nach den Doobie Brothers „Listen to the Music“ und es reihten sich nie wirklich vergessene Titel aneinander. So erlebten die Besucher einen Abend voller musikalischer Fundstücke, den weniger Nostalgie als vielmehr Temperament prägte.

Pflanzenporträts

Von: Susanne Gross Die beiden weißen Calla-Blüten sind übergroß. Ihre Blütenköpfe ragen diagonal gestaffelt in das hochformatige Bild. Den Hintergrund des Gemäldes füllt ein dunkles Blatt, dessen Maserung die diagonale Bildlinie fortführt. Ein Pflanzenportrait - gemalt von Sabine Schedler. Die in Eppstein beheimatete Malerin stellt erstmals ihre Ölgemälde im Rahmen der tArt-Orte im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. „Pflanzenportraits und Stillleben“ hat die Malerin ausgewählt und präsentiert über zwanzig ihrer Arbeiten - entstandenen seit dem Jahr 2000. Sabine Schedler hat an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle studiert und ihre Sensibilität für die Formgebung als Keramikerin geschult. Vor mehr als zehn Jahren begann sie, die von ihr geschaffenen Gefäße zu malen und deren Volumen auf die Leinwand zu bringen. „Meine Farben reichen bei den Stillleben von rohem Ton über Fayencen bis hin zur Tönung alter Flaschen aus meinem Besitz“, erinnert sie sich an die ersten Bilder. Dabei zeigte sich deutlich der Einfluss ihres Studiums: Die erworbenen Kenntnisse für Gestaltung besitzen eine allgemeine Gültigkeit, die sich auch auf die Malerei anwenden lassen. So platziert Sabine Schedler in drei einander ähnelnden Stilleben Flaschen in unterschiedlicher Größe sowie Zitronen und Orangen zu einem ausbalancierten Arrangement. Die Palette der Farben ist dezent und zart abgestuft: Von rosé, beige, grau bis zu Pudertönen. Fast wie von einem Nebel umgeben, dringen die Konturen der Objekte an die Oberfläche. Markant sind die sanften Übergänge. Lediglich die Ecke eines Raumes und die Kante der Abstellfläche sind präzise zu erkennen. Alle anderen Details schlummern wie unter einem weichen Schleier. Die Bilder und Gefäße wirken wie aus einer fernen Zeit und doch zeitlos. Eine geradezu meditative Stille geht von ihnen aus. Charakteristisch für die Gestaltung ihrer Blumenbilder ist die übergroße Darstellung der Blüten, verbunden mit dem Verzicht auf weitere Accessoires. Sabine Schedler zeigt Amaryllen, Dahlien, Gladiolen und Agaven. Bei ihrem Bild mit dem Titel „Weihnachten“ hat Sabine Schedler drei Zweige erblühter Amaryllen in einer Vase arrangiert und in einem Dyptichon dargestellt. Die beiden Bildtafeln treffen in der Mitte der Vase aufeinander. Hier mischen sich Stilleben und Blütenbild, denn seitlich der Vase liegen exotische Früchte auf der Fläche – ein Granatapfel, Zitronen, ein Pinienzapfen. Ebenso dezent doch kräftiger sind hier die Farben. Der Bildhintergrund schiebt sich von hellen Rändern hin zu einem dunklen Rot hinter der Vase. Bei ihren Bildern vergrößerter Agaven, mischen sich Blaugrün-Töne und erdige Farben in die Darstellung der spitz auslaufenden Blätter. Selbst eine Topfpflanze zeigt Sabine Schedler herausgelöst aus dem Alltag. Weder Wohnraum noch Terrasse benötigt das Gewächs vor einem violetten Hintergrund. Pflanzenportraits und Stillleben - dem Alltag enthobene Ruhebilder. Die Ausstellung „Pflanzenportraits und Stillleben“ ist bis zum 9. Juni im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen.

Calla

Die Ausstellung „Pflanzenportraits und Stillleben“ ist bis zum 9. Juni im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen.

Konzeptionelle Kunst - Werke der internationalen Gruppe „3.

Aus der Idsteiner Zeitung von Susanne Gross : Abstrakte und konzeptionelle Kunst bietet die aktuelle Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher den Besuchern im Mai. Die Gruppe 3. Paradigma – bestehend aus sechs internationalen Künstlern - zeigt Malerei und eine Skulptur. Die aus Deutschland, Portugal, Rumänien, Aserbaidschan und den USA stammenden Künstler eint die abstrahierende Gestaltung ihrer Themen - ungeachtet der spezifischen Handschriften

Bilder der Ausstellung

Mit zwanzig Arbeiten dominiert Adrian Bayreuther die Ausstellung. Selten verzichtet er in seinen Acrylarbeiten, Collagen auf Pappkarton oder Aquarellen auf eine Linienführung, die sanfte Übergänge und scharfe Kanten vereint. Sein „Samarkand“ benanntes Aquarell hat er als unregelmäßige Zellstruktur aufgebaut. In die organisch wirkenden Bausteine integriert der Maler ein Auge, vier Fußzehen, das Logo der Künstlergruppe, ein weibliches Gesäß. Einzelne Zellen scheinen sich nach vorne zu wölben, wirken beweglich und lebendig. Doch in der Bildmitte befindet sich eine wie Glas wirkende Platte. Ein Sonnenstrahl scheint sich auf ihr zu brechen; ein Stab durchdringt sie. In seiner ausgeklügelten Komposition stellt Bayreuther in sanfter Farbgebung organische Formen geradlinigen Strukturen gegenüber.
Die aus den USA stammende Künstlerin Harriette Lawler präsentiert eine Skulptur. Ihre „Geistertänzer“ gestaltet sie aus gewelltem Aluminium. Kupferdraht markiert die Köpfe, Arme und Beine der Tänzer. Deren wehendes Gewand verbindet auf gespenstische Art die vier anonymisierten Personen. Sie strecken ihre Hände schwungvoll nach rechts und ihre Tanzbeine bewegen sich in der Luft. Die Figur wirkt bewegt und ist doch stabil und ausbalanciert in ihrem geisterhaften Tanz.
Die beiden Ölarbeiten „Text und Zeit“ von Constantin Severin aus Rumänien zeigen sich verschlüsselt und entziehen sich einer schnellen Deutung. Der Maler nutzt kraftvolle Ölfarben, deren Flächen er mit dunklen Linien umrandet. In seiner Arbeit Nr. 80 setzt er einen durchtrennten Kreis und sechzehn Farbflächen, die Amphoren oder weibliche Torsi enthalten, in Szene. Dazu integriert er eine Farbfläche, die an ein antiquiertes Radio erinnert. Darin ist die Beweinung des Leichnams Jesu zu sehen. So trägt der Künstler Motive der Vergangenheit in die Gegenwart.
Izabella Pavlushko aus Aserbaidschan zerlegt Figuren in einzelnen Farbflächen, die sie mit dicken schwarze Linien umrandet: Eine orientalische Prinzessin, ein jugendliches Paar oder sich abwendende Erwachsene. Pavlushko gestaltet die Figuren ohne Tiefe und beschränkt ihre Körper auf markante Details. Lediglich langes Haar oder ein gewölbter Brustkorb bieten Hinweise auf weibliche Figuren. Einfach Symbole genügen der Malerin zur Darstellung des emotionalen Grundthemas: So steht ein zweiteiliger Keil in der Arbeit „Abweisung des Heiratsantrags“, für die Spaltung des Paares.
Olga Dmytrenko aus den USA zeigt sich als Meisterin Unfassbares zu gestalten. Ihre in Acryl und Öl ausgeführten Arbeiten bewahren sich etwas Geheimnisvolles und geben ihre schwebenden, nebligen Tiefen nicht gänzlich preis. So wirken die „Marsianischen Chroniken“ als ob Materie im Entstehen begriffen ist.
Der Portugiese Alberto D’Assumpcao stellt drei durchkomponierte Arbeiten aus. Auf mit mathematischem Kalkül arrangierten Bildtafeln mischen sich geometrische Figuren. In der Arbeit „Vibration“ schweben 5 grüne Bälle vor Rechtecken, Dreiecken und trapezförmigen Flächen. Eine schwungvolle Linie durchzieht die in gelb orange und violett gestaltete Fläche.
Die Ausstellung der Künstlergruppe 3. Paradigma ist im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 bis zum 18. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag. und Sonntag 10 bis 16 Uhr. Zusätzlich Donnerstag, 9. Mai (Himmelfahrt) von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Spiel mit den Gegensätzen

Von: Susanne Gross Eine Bühne, zwei Aufführungen, drei Schauspieler. Das Bockenheimer Theaterensemble gastierte im Idsteiner Kulturforum Speicher mit zwei Stücken des russischen Dramatikers Anton Tschechow. Auf dem Programm standen zwei zwischen 1886 und 1902 entstandene Einakter: Der szenische Monolog „Über die Schädlichkeit des Tabaks“ und die dramatische Etüde „Schwanengesang“.

Die Schauspieler

Martin F. Herndlhofer und Klaus D. Heil hauchten den Figuren Leben ein und führten wechselseitig Regie. So stand Herndlhofer als gedemütigter Ehemann Iwan Iwanowitsch Njuchin vor dem Publikum und Heil schlüpfte in die Rolle des alternden Komödianten Wassili Wassiljewitsch Swietlowidow. Monika Reif unterstützte sie in der Rolle des buckligen Souffleurs Nikita Iwanitsch.
Beide Stücke spielen mit Gegensätzen. Martin F. Herndlhofer pendelt zwischen seinem Dasein als angepasster Ehemann und der Verzweiflung über sein verpfuschtes Leben. Er schwankt zwischen einer unbeholfen wirkenden Seriosität und unkontrollierten Gefühlsausbrüchen.
Klaus D. Heil spielt in der Rolle des Wassili Wassiljewitsch Swietlowidow die Kontraste ebenso glaubhaft aus: Alter und Jugend, private Einsamkeit und ein Leben vor dem Publikum, Schwärmerei und Enttäuschung, de Erinnerung an großen Rollen und sein Ende als Narr.
Abrechnung und Lebensbilanz in zwei Variationen - ernüchternd, resigniert und versöhnlich. Sie thematisieren versteckte Vorwürfe an den Lebenspartner statt Aktion und den ernüchternden Blick auf ein dem beruflichen Erfolg untergeordnetes Leben.
Herndlhofer betritt die Bühne als ein seriös wirkender Mann in schwarzem Gehrock, gestreifter Hose und roter Fliege. Noch während er mitgebrachte Utensilien ausbreitet, liefert sein Monolog erste Hinweise auf die Widersprüchlichkeit des Charakters: Er selbst ist Raucher, doch er hält den Vortrag im Auftrag seiner Frau. Schnell entpuppt sich die umständliche Art des Iwan Iwanowitsch Njuchin als innere Zerrissenheit: Er schweift vom Thema ab, fällt sich selbst immer wieder ins Wort und unterbricht seine Gedankengänge. Nach 33 Ehejahren fällt die Bilanz des gemeinsamen Lebens verheerend aus. Der Gatte und Vater von 7 Töchtern wird von seiner Frau drangsaliert. Dreimal bricht es aus Herndlhofer heraus: „Ach, eigentlich müsste ich sagen, der Teufel soll sie holen. Sie ist eine böse, geizige, hinterhältige Xanthippe. Ich will weg, nur weg, weit, weit weg“. Doch letztendlich resigniert Iwan Iwanowitsch Njuchin und verbleibt in seiner Rolle als gedemütigter Ehemann.
Auch die Lebensbilanz von Klaus D. Heil als Wassili Wassiljewitsch Swietlowidow ist durchzogen von Melancholie. Der alternde Komödiant blickt nach 45 Jahre auf der Bühne auf seinen Lebensweg zurück. Er erinnert sich an seine Anfangszeiten als „junger, schöner. ehrgeiziger Schauspieler“ und blickt nun im Spiegel auf einen abgehalfterten Komödianten. „Es ist Zeit, die Rolle des Leichnams einzustudieren“, lautet sein ungeschminktes Fazit. Sein letztes Publikum findet er in Nikita Iwanitsch, dem Souffleur. Wassili Wassiljewitsch Swietlowidow erinnert sich an seine erste große Liebe, die einen Schauspieler nicht heiraten wollte. Dieses Erlebnis markiert in seiner Erinnerung den beginnenden Abstieg vom großen Charakterschauspieler hin zum simplen Komödianten. „Ein Hanswurst für Müßiggänger bin ich“, wirft er sich und dem Publikum vor.
Während der Souffleur zum Schlafen kommen möchte, schlüpft Wassili Wassiljewitsch Swietlowidow noch einmal in die großen Rollen Rollen seines Lebens. Er stellt Szenen aus Hamlet und Othello nach, zitiert Zeilen aus König Lear. Zwei heimatlose Figuren begegnen sich an diesem Abend und ihnen verbleibt als Trost, dass sie gemeinsam in der Garderobe von Swietlowidow Wodka trinken werden.

Einladung zur Sinnesreise

Aus der Idsteiner Zeitung vom 06.11.2012 „Sinnesreise durch die Welt der Abstraktion und des Naturalismus“ titulieren die Malerinnen Marlies Schmitt und Angelika Schönborn ihre aktuelle Bilderausstellung im Speicher und die Werke halten, was der Titel verspricht: Die Bilder leuchten in fröhlichen Farben dem Betrachter entgegen und lassen den trüben November vor der Tür. Abstrakte Werke sind gleichermaßen vertreten wie naturgetreue Darstellungen von Tieren, Menschen und Pflanzen. Dabei lädt die farbenprächtige Ausstellung jeden ein, seine eigene Sinnesreise beim Betrachten der Bilder zu beginnen, erinnert uns an unseren letzten Urlaub, macht uns Lust auf den kommenden oder lässt uns aufmerksamer durch die Natur gehen. Bilder sind auch Schauplätze, schauen und eingehend betrachten ist erwünscht, um zu begreifen, die eigenen Sinne zu schärfen. Marlies Schmitt, geboren 1953 im Siegerland, war schon immer künstlerisch aktiv, malt seit einigen Jahren bevorzugt mit Acrylfarben. Ihre meist abstrakten, ausdrucksstarken Bilder sprühen vor Farbe und spiegeln die Freude und Energie wider, die Marlies Schmitt beim Malen empfindet. Ruhige Kompositionen sind zu sehen, ebenso Werke, die ihre Spontanität und ihren Ideenreichtum aufzeigen. So zeigt ihr Werk „Unterwelt“ zwar einen roten Feuerball und viel Dunkelheit, doch gelbes Licht verheißt wiederum Gutes und damit Hoffnung. Verarbeitete Palmenrinde lässt den letzten Urlaub im Süden erahnen. Angelika Schönborn wurde 1964 in Wiesbaden geboren und war von Kindesbeinen an mit Malstift und Farben vertraut. Zur Darstellung mit Acrylfarbe kam sie vor einigen Jahren, ebenso wie Marlies Schmitt, über Kunstkurse, zuletzt bei der Künstlerin Kirsten Kötter. Die Motive von Angelika Schönborn sprechen vor allem diejenigen Betrachter an, die Freude an der Natur haben. Alle Werke sind farbenfroh und positiv. Eine realistische Wiedergabe mit moderner, leichter Pinselführung findet man ebenso wie Bilder mit vorsichtiger Ablösung vom Realen. Ihr Wunsch ist es, den vergänglichen Augenblick festzuhalten und Licht und Farbe in einem ganz bestimmten Moment zum Ausdruck zu bringen. Das Bild „Ich war´s nicht…“ sagt der Mops, zeigt den Hund mit solch verzagtem Blick, dass der Betrachter sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Einem anderen Besucher der Ausstellung hat es der „Gute-Laune-Frosch“ angetan. Den müsste man sich neben den Badspiegel hängen, meinte er, dann könne der Tag nur gut beginnen…

„Ich war´s nicht“ A.Schönborn

Aus der Idsteiner Zeitung v. 10.10.2012

Sabine Schwarze zeigt ihre Werke unter dem Titel "Absolut abstrakt" im Idsteiner Kulturspeicher. Von: Susanne Gross Ein ungewohntes Format für diese Szene: Meer und Himmel: drängt Sabine Schwarze auf eine schmale Leinwand, hochkant wie ein Paneel. Bei ihrer Arbeit „Seaside“ rollen dem Betrachter aus schwarzblauem Wasser wie gefroren wirkende Blöcke entgegen. Eiszeitblau in tiefdunklem Ozean. Dahinter ein türkis und weiß schimmernder Himmel, der an polare Regionen erinnern. Sabine Schwarze stellt derzeit 29 ihrer aktuellen Arbeiten unter dem Titel „Absolut abstrakt“ in einer ersten Einzelausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. Ihr Debüt gab die in Taunusstein lebende Malerin im vergangenen Jahr, als sie an gleicher Stelle Bilder gemeinsam mit ihrer Schwester präsentierte. Sabine Schwarze setzt auf Acrylfarbe, um ihre Inspirationen umzusetzen. Ab und an beleben Mischtechniken, der Einsatz von Papier, Netzen, Wellpappe die Oberflächen ihrer abstrakt gestalteten Bilder. Dabei nutzt sie die komplette Leinwand für ihre Kompositionen. Sofern klare Linien erkennbar bleiben, sind diese niemals scharf gegeneinander abgegrenzt, sondern greifen die Töne der angrenzenden Flächen und weitere Nuancen auf

Sabine Schwarzes Themen reichen von Küstenlandschaften bis hinab zur molekularen Ebene oder strecken sich dem Kosmos entgegen, wie in der Arbeit „?Wohin?“. Diese zeigt eine grau gestaltete Leinwand, welche allein schon Assoziationen zu ungeklärten Fragen aufkommen lässt. Eine schwarze Form dringt in die Tiefe, lässt Farbspritzer wie einen Konfettiregen hinter sich. Die Figur scheint keinen klaren Weg außer der Tiefe vor Augen zu haben, scheint auch nicht der schwarz-roten kreisrunden Fläche entgegenzustreben, die wie eine untergehende Sonne im oberen Drittel des Bildes prangt. Bewusst spielt Sabine Schwarze mit Assoziationen zum Thema „Schwarzes Loch“. Doch bei ihr kommt die Ungewissheit aller Existenz als an eine dynamisch dahin schreitende, an eine Hose erinnernde Figur daher. So karikiert die Malerin die Tristesse des Bildes geradezu.
Eines der weniger abstrakt wirkenden Bilder trägt den Titel „Dublin“. Wie eine marode und heruntergekommene Häuserfassade wirken die horizontal aneinander gesetzten Farbflächen in grau, schwarz und weiß. Linkerhand blickt man hinter einem Rollladen auf einen mit weißen Klinkern vermauerten Eingang. Ein petrolfarbenes Doppeltor ist abweisend verriegelt. Durch die wie einen Fußgängerweg vorgelagerte Fläche, dringen an einer Stelle zugeschüttete Bahngleise. Die Abstraktion als Dokument von trostlosem Zerfall und Veränderung.
Auch wenn die von Sabine Schwarze gewählten Bildtitel geradezu einladen, ihren Ideen zu folgen, lassen ihre Bilder doch Raum für freie Assoziationen – und manche Arbeiten erscheinen geheimnisvoller, als die Quellen ihrer Inspiration.
Die Ausstellung „Absolut abstrakt“ im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23, ist bis zum 21. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.


„Berührender Flügelschlag“ Presse Kathrin Funk

Von: Susanne Gross Bauschig, tosend und stiebend fegt helles Gefieder aus dem linken Bildrand. Rechterhand segeln drei große Federn sanft zu Boden. Was bleibt, ist eine helle Fläche, aufgeladen von bereinigter Energie. „Ge-Flügel V“ benennt Kathrin Funk dieses Werk. Unter den Titel „Auf dem Weg“ präsentiert die in Idstein lebenden Malerin Arbeiten aus den letzten fünf Jahren – oftmals durchziehen Engelsschwingen und geflügelte Körper ihre Bilder. Kraftvoll, unmittelbar und expressiv zeigen sich ihre Arbeiten allemal und es scheint, dass Kathrin Funk in der Hinwendung zur Malerei das für sie angemessene Medium zum Ausdruck von Gefühlen gefunden hat.

Engel

Auch wenn Collagen, in Mischtechniken ausgeführte Bilder, Seidenmalerei und Drucke ihre Experimentierfreude belegen, nutzt sie überwiegend Acrylfarben in breiter Palette für ihre Arbeiten.
Den Schwerpunkt ihrer ersten umfangreichen Einzelausstellung bilden vornehmlich Werke, die Schwingen, Flügel und engelhafte Wesen thematisieren. Mit verschiedene Techniken und unterschiedlichen Auffassungen folgend, umrundet Kathrin Funk diese Thematik in immer neuen Sinnzusammenhängen, entwickelt eine Serie. Bei „Ge-Flügel“ stehen Schwingen und einzelne Flügel im Focus ihres Schaffens. Die aktuelle Arbeit „Wind beneath my wings“ erweitert die Form zu einem weiblichen Frauenkörper. Kathrin Funk setzt ebenso humorvolle Ideen wie „Engel-Wäsche“ oder „Engel tragen nun einmal weiß“ um, wie schattige Aspekte bei „Dark Angel“. Dabei zeigen sich ihre Bilder frei von jeder Naivität. Ungekünstelt, unmittelbar, dicht komponiert mit einer vollkommen geschlossenen Leinwandoberfläche kommen die Bilder daher. Die Metapher der Schwingen und Flügel bündeln vielmehr das Gefühl von Energie und Kraft des jeweiligen Bildes.
Dramatisch zeigt sich die Collage „chaos in the head“. Kathrin Funk arrangiert eine Vielfalt farbiger Schnipsel zu einer wie tapeziert wirkenden Fläche. Darüber dominieren dunkelrote, schwarze, petrolfarbene Farbschichten. Wie ein Graffiti steht „against“ quer über dem Bild zu lesen. Im Vordergrund sind zwei Figuren auf den Betrachter hin ausgerichtet: In expressiver Manier gemalt, die Augenbrauen zu der Nasenwurzel hin zusammengekniffen, die Münder weit geöffnet, das Haar wirr um die Köpfe stehend. Man ahnt ihren Vorwurf, ihre mahnende Tonlage, das anklagende Fordern.
In ihrer aktuellsten Arbeit – ein dreiteiliges Werk „Cross the border“ – beschreitet Kathrin Funk einen anderen Weg. Sie setzt auf eine eher grafische Gestaltung der Bildfläche, lässt unbemalten Raum zu, reduziert ihre Palette auf rot, weiß und schwarz, erprobt Spraytechnik-Effekte. Zwar bleibt das Erkennungsmerkmal der Schwingen im Werk erkennbar, doch ansonsten deuten die Bilder mit einer wie geröntgt wirkenden Figur eine neue Ausrichtung an. „Cross the border“ - eine Grenze zu überschreiten bedeutet bei Kathrin Funk hier keinen sanften Übergang, sondern erscheint als Kraftanstrengung begleitet von Schmerz.
Die Ausstellung „Auf dem Weg“ ist bis zum 15. Juli im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.






Lichtsafari

Von: Susanne Gross Die Fülle der Bilder korrespondiert mit ihrer Leidenschaft für Fotografie: Dr. Volker Grassmann und Dr. Gerald Wolf beschränken sich lediglich um eines besonderen Effektes willen innerhalb ihrer Fotografien – bei der Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher trumpfen sie hingegen mit 65 aktuellen Arbeiten auf. In ihrer „Lichtsafari“ betitelten Präsentation von Fotografien aus den letzten zwei Jahren spielt das Phänomen Licht in unterschiedlichsten Ansätzen eine herausragende Rolle, ergänzt um Tieraufnahmen aus Afrika.

Diashow Lichtsafari

Die Aufnahmen der beiden in Idstein lebenden Männer wirken einerseits durch Kontraste oder gezielt eingesetzte Reduzierung, doch gelegentlich transportieren die Bilder auch atmosphärische Züge, wie etwa das von Bodennebel verhüllte Heftricher Moor. Feuchte Luft kondensiert und umhüllt einzeln stehende Bäume, Hecken und Gebüsch und taucht die Wiese sanft wie unter einen Schleier. Darüber hängt gleichermaßen als Gegenentwurf eine Aufnahme des Idsteiner Hexenturmes. Dessen dunkle Silhouette ragt in einen rot, zartviolett und spärlich orange getönten Abendhimmel wie ein Scherenschnitt.
Die beiden Männer haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich auf Fotosafaris begeben, waren unterwegs in heimischen Gefilden und besuchten angrenzende Gemarkungen, nahmen ihre Kameras mit ins europäische Ausland und nach Afrika. Diesen Safaris entstammen sämtliche Bilder, mal in schwarz-weiß, dann wieder brillant in ihren Farben.
Volker Grassmanns Aufnahmen sind teilweise experimenteller Natur. In einem Bild überlagert er die Anzeigetafel eines Flughafens mit einer auf dem Bahnhof in Berlin stehenden Person. Darunter mischt er schließlich den übergroßen Schatten eines Passanten und erzielt so einen verfremdeten Effekt. In seinem Arrangement von neun Bildern im Obergeschoss wechselt er von Aufnahmen mit klaren Konturen über impressionistisch wirkende Fotografien zu Bildern, deren Perspektive weit in die Tiefe führt. So hängt die Fotografie eines sandigen Weges ins Meer gleichwertig neben einer flach und begrenzt wirkenden, wie von Dunst überlagerten Wasseroberfläche.
Licht spielt auch in den Arbeiten von Dr. Gerald Wolf eine besondere Rolle: Er fängt in den von ihm ausgewählten Bildern unterschiedliche Lichtphänomene ein: Einen Regenbogen über einem Getreidefeld, farbig getünchte Häuser in Irland oder er deckt er bei Frankfurter Luminale geradezu grafisch wirkende Muster auf, die an Strichzeichnungen auf einem dunklen Hintergrund erinnern. Oft spielt in seinen Bildern die Horizontale eine besondere Rolle, etwa bei seinem acht Bilder umfassenden Arrangement in der mittleren Etage. Gleichgültig, ob es sich um vier Flamingos handelt, die vor sich berechenden Meereswellen stehen und deren Gefiederfarbe sich in den Tönen des Wassers wiederholt oder um Impalas, deren Köpfe aus den Gräsern der Savanne hervorlugen.
Impression und Stimmung, Fülle oder Reduzierung, brillante Farbigkeit oder schwarz-weißes Experiment, scharfe Lichtlinien und sanfte Naturerscheinungen verleihen dem überbordenden Angebot an Fotografien einen weit gesteckten Rahmen.
Die Ausstellung „Lichtsafari“ ist bis zum 17. Juni im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Feiertag von 15 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag, 8. Juni findet um 20:30 Uhr eine Diashow mit begleitender Trommelmusik statt. Der Eintritt beträgt 10,- Euro.



Meditative und explosive Farbexperimente

Aus der Idsteiner Zeitung von Susanne Gross „So vielartig wie das Leben“ lautet der Titel der aktuellen Gemeinschafts-Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher. Die Mitglieder der Gruppe UnARTig spielen damit sowohl auf die Vielfalt bei der Wahl ihrer Themen als auch auf die Unterschiede in ihren bevorzugten Stilformen an. UnARTig: Das sind die aus dem Großraum Mainz stammenden Malerinnen Elena Schmeken, Renate Leoff und Kirsten Schankweiler. Zusammengeschlossen haben sich die drei Frauen vor vier Jahren. Seither betreiben sie gemeinsam eine Galerie in der Mainzer Altstadt und teilen sich dort ein Atelier. Die drei Frauen präsentieren erstmals ihre Arbeiten in Idstein. Dabei reicht ihre Palette von realistischen Stillleben über expressive Bilder rund um viele Facetten der Natur bis hin zu meditativen oder explosiven Farbexperimenten. Mitgebracht haben die Malerinnen 44 Arbeiten, ausgeführt zumeist in Acryl auf Leinwand. Hinzu kommen Ölbilder, in Mischtechnik gestaltete Werke, ein Pastell und eine Auswahl an Tuschezeichnungen.

Elena Schmeken

Die in Mainz lebende Elena Schmeken steht für die Position der realistischen Bilder. Sie zeigt acht Arbeiten, vorrangig Stillleben sowie bildliche Metaphern für Vertrauen und Zuversicht. Als malerisch und thematisch besonders reizvoll erweisen sich ihre Stillleben, in denen sie auf unterschiedliche Arten das Thema Malerei aufgreift.
In zwei aufeinander bezogenen Bildern drapiert sie Malutensilien und Kaffeegeschirr auf der obersten Stufe einer Leiter. Hier steht das Thema Malen als Renovieren oder Anstreichen, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. In klassischer Manier bildet Elena Schmeken eine silberne Zuckerdose mit schwarzen Henkeln ab. Darin spiegelt sich der Würfelzucker. Einer weißen Kaffeetasse mit Löffel sind zwei Pinsel sowie ein Abstreifer hinzugefügt. Die Komposition wirkt wie ein Sinnbild für gleichermaßen Abstand wie Nähe zum Schaffensprozess.
Renate Leoffs Bilder hingegen sind von ihrer expressiven Pinselführung sowie der Betonung der komplementären Wirkung der Farben bestimmt - vorzugsweise von Gelb- und Blautöne, wie in ihrer übergroßen gelben Rose, deren Blütenkörper stark gegen die blaue Farbe des Hintergrundes kontrastiert. Renate Leoff hegt eine Vorliebe für Bildinhalte, die im weitesten Sinn mit Natur zu tun haben. So stellt sie neben Fachwerkstudien ein gelbes Huhn namens Klara aus, bietet Reiher, Frosch oder Rosen zur Ansicht. Renate Leoff ist die experimentierfreudigste der drei Malerinnen, was die Verwendung ihrer Materialien angeht: Ihre zwölf Arbeiten sind teilweise in Acryl ausgeführt, doch sie nutzt auch Pastell, Öl oder Tusche für ihre Bildsprache.
Kirsten Schankweilers Arbeiten nehmen mit 22 Werken den größten Raum in der Ausstellung ein. Die in Limburg geborene Malerin setzt ausschließlich auf abstrakte Kompositionen. Dabei reicht ihre Bandbreite von ruhig angelegten Farbflächen bis hin zu explosiv sich ausbreitenden Farbexplosionen, die eine dynamische Stimmungslage ins Bildhafte übersetzen. Dazwischen positioniert ist ihre Arbeit „Lange genug Zeit“. Die auf zwei Bildtafeln verteilte Komposition ist nach dem gleichnamigen Titel von Cassandra Steen entstanden und wirkt wie die Widergabe einer Lebenskurve mit ihren Höhen und Tiefen und vitalen Intensitäten.
Die Ausstellung ist bis zum 28. Mai im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Feiertage von 11 bis 18 Uhr. Am Samstag 26. Mai: Geschlossene Gesellschaft. Der Eintritt ist frei.






Kleine Fluchten -Straßenfotografie von Reinhard Friedrich

Aus der Idsteiner Zeitung von Susanne Gross : Rom ohne Spanische Treppe? Keine Spur der Rialto-Brücke in Venedig? Aufnahmen von Barcelona ohne Gaudi zu huldigen? Europäische Metropolen ohne touristische Highlights? Reinhard Friedrich beschreitet einen anderen Weg in seinen Bildern, aufgenommen in europäischen Städten. In der Ausstellung „Kleine Fluchten“ im Idsteiner Kulturforum Speicher präsentiert der Fotograf über 30 schwarz-weiße Straßenszenen: Seine persönlichen Reiseerinnerungen an Städtetouren innerhalb der letzten zehn Jahre.

Selbstfotografie

Reinhard Friedrich setzt dabei auf die atmosphärisch Dichte des jeweiligen Moments. Stets gibt er seinem persönlichen Eindruck den Vorrang vor typischen Touristen-Highlights. Sein Kaleidoskop an Eindrücken wirkt einerseits fast beiläufig und authentisch, zeigt sich andererseits komponiert und mit Sinn für Raumaufteilung und die Wirkung von Licht und Schatten. Komplexe Bildmotive wechseln mit rhythmischen Kompositionen: Eine belebte Straßenszene in Dublin steht gleichberechtigt neben einem verwaisten Straßenzug in Mailand.
Seine Straßenfotografie im weitesten Sinn umfasst belebte Plätze in Barcelona ebenso wie Passanten und einen Straßenmusikanten in einer Einkaufsstraße von Dublin. Sein Blick auf die Wasserstraßen in Venedig, die Grachten von Amsterdam oder das Meer vor Cadiz beziehen Wasserstraßen als Lebensraum außerhalb des Häuslichen mit ein.
Nächtlichen Aufnahmen oder Tageslicht: Oft wirkt die Lichtquelle als einer der entscheidenden Aspekte in der Komposition des Fotografen. Je nach Witterung und Tageszeit reicht die Palette von scharfen Schlagschatten und präziser Ausleuchtung bis hin zu körniger Bildstruktur, die Dunst oder nächtliche Feuchtigkeit einfängt.
Beständigkeit und Bewegung, die Wirkung von Licht und Schatten greift Reinhard Friedrich bei einem Bild aus dem Jahr 2009 auf. Die Fotografie ist in Sevilla entstanden. Das Bild zeigt die Front einer Bar. „Tintoretto“ ist über dem Eingangsbereich zu lesen. Der Schriftzug ist erleuchtet und dient gleichzeitig als Lichtquelle für die Fotografie. Im Bildvordergrund bewegen sich Menschen als schwarze Schemen durch die sie dunkel umhüllende Nacht. So stehen die scharfen Begrenzungen des Schriftzuges den verschwommenen Konturen der Menschen gegenüber. Hell und dunkel kontrastieren in der Aufnahme. Die undurchdringliche Tiefe des Bildhintergrundes steht gegen die Zivilisation im Vordergrund.
Eine Besonderheit stellt das indirekte Selbstportrait des Fotograf dar. Reinhard Friedrich lichtet sich selbst durch ein Schaufenster hindurch in den Spiegel der Auslage ab. In dieser Aufnahme verschmelzen unterschiedlichste Ebenen miteinander: Die Auslage der Schaufensterscheibe wird durchdrungen von der Spiegelung der Häuserfront. Gleichzeitig erscheinen ein Teil der Fassade und ein parkendes Auto im Spiegel. Wie ein Sinnbild für die Ausstellung wirken diese unterschiedlichen Dimensionen: Straßenszenen von reduziert bis belebt, Tag und Nacht umfassend, teils beiläufig, teils fokussiert.
Die Ausstellung „Kleine Fluchten“ ist bis zum 6. Mai im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.




„Abstraktion der Wirklichkeit“ Linienbilder von G. Hegemann

Aus der Idsteiner Zeitung von Susanne Gross : Klar strukturierte Bilder, durchdacht, komponiert und geordnet, dennoch variationsreich und organisch gestaltet: Diesen Balanceakt beherrscht mit großem Können der Maler Gerhard Hegemann. Der Wiesbadener Künstler präsentiert im Idsteiner Kulturforum Speicher seine Werke unter dem Titel „Abstraktion der Wirklichkeit“. Nicht umsonst trägt die Ausstellung den Untertitel „Linienbilder“, denn charakteristisch für die in Harzöl auf Nessel ausgeführten Arbeiten ist die Betonung der Vertikalen – unabhängig davon, ob die Bilder im Hochformat oder im Querformat ausgeführt sind. Gerhard Hegemann zeigt sechzehn Arbeiten aus den letzten zehn Jahren. Dabei stellt er sowohl Originale als auch den Bildern vorangegangene Studien aus.

Vernissage Hegemann

Fern jeder Gegenständlichkeit hat der Künstler zu einem eigenen Stil gefunden, der die Realität und seine Inspirationsquellen vollkommen abstrahiert und konsequent einem eigenen System folgt.
Einerseits sind die Arbeiten durch eine sehr genaue Abgrenzung der aneinander stoßenden Farbflächen geprägt. Doch gleichzeitig gestaltet Gerhard Hegemann diese Farbfelder in sich sehr organisch: Hier verlaufen Farbnuancen harmonisch ineinander. Besonders deutlich wird dies beim Werk „Orpheus und Eurydike“, einem Bild im Querformat von 100 auf 156 Zentimeter. Die Arbeit präsentiert sich als Komposition von senkrecht nebeneinander gestalteten Farbflächen. Dunkle und helle Töne hat der Maler hier nebeneinander gesetzt. Doch darüber hinaus erweist sich das Bild bei genauem Hinsehen als variationsreiches Zusammenspiel von Ordnung und organischen Übergängen. So bildet in den senkrecht strukturierten Farbflächen die pastose und waagrechte Pinselführung der aufgetragenen Farben einen Kontrapunkt zur Geradlinigkeit und Struktur. Lediglich vier einzelne Rechtecke erweisen sich als rein in ihrer dunklen Farbe und glatt in ihrer Oberflächenstruktur. Feine Betonungen, Nuancen und Variationen lassen das Bild kompakt und intellektuell wirken, ohne ihm Schwere zu verleihen.
Ähnlich verfährt der Maler bei der Arbeit „“Wald des langen Wartens“. Hier erinnert die Struktur des Malgrundes an Baumstämme: Ein Astloch und die Borke scheint Gerhard Hegemann hier verewigt zu haben. Über der in erdigen Tönen gestalteten Fläche liegen graue Streifen von teils gerader Struktur, teils organischer Linienführung. Vereinzelt setzen goldene Rechtecke Blickfänge.
In der Arbeit „Die letzte Welt“ weicht Gerhard Hegemann von der strengen senkrechten Linienführung ab. In einen schwarzen Hintergrund öffnet sich eine graue Fläche, die von einem geradezu magisch wirkenden Licht erhellt wird. Fünf klobige Stufen führen wie eine stabile Himmelsleiter nach oben.

Einsames Boot am Strand - Erika Hofmann und Irmtraud Korf

Wie ein Spaziergang durch die heimische Flora mutet der Besuch der Ausstellung an, wie eine Wanderung durch Frühling Sommer und Herbst – mit Abstechern ans Meer. Das Idsteiner Kulturforum Speicher startet mit der Ausstellung „Natur und Mehr“ der beiden Hobbykünstlerinnen Erika Hofmann und Irmtraud Korf in die neue Saison. Die beiden in Kelkheim lebenden Hobbymalerinnen präsentieren 41 Arbeiten, konzentrieren sich in ihren Malweisen auf Acryl und Aquarell. Der Focus ihrer Themen liegt dabei einerseits bei der naturalistischen Wiedergabe von heimischen Blumen: Von Schneeglöckchen über grünen Mohn bis hin zu Sonnenblumen reicht die Palette. Vereinzelt mischen sich darunter Motive, welche die Natur in einem größeren Zusammenhang erfassen und wiedergeben: Eine herbstliche Landschaft oder ein blühendes Rapsfeld, Zum anderen widmen sich die beiden Malerinnen Meeresansichten. Die Arbeiten von Erika Hofmann und Irmtraud Korf stammen aus der Zeit nach ihrem aktiven Berufsleben. Erika Hofmann stellt Bilder aus den letzten 12 Jahren aus. Von Irmtraud Korf sind Werke ab 2007 zu sehen. Beide Malerinnen begegnen sich in ihren Bildern thematisch, beiden Frauen hat es die bunte Vielfalt heimischer Blüten und generell die Natur angetan. So arrangiert Erika Hofmann zwei graugrüne Kürbisse mit ihren gelben Blüten und zwei reife Birnen zu einem Stillleben. Bei dem Bild „Herbst am See“ spiegelt sich das braun verfärbte Laub der Bäume in der Wasseroberfläche. Eine Besonderheit stellt ihre Arbeit „Bambus“ dar. Hier gestaltet Erika Hofmann ein Dyptichon. Vier Bambuszweige überziehen zwei zusammengehörige Leinwände, betonen in ihren Diagonalen die vertikale Bildlinie. In der Arbeit „Meer“ brechen sich Wellen am Ufer eines sandigen Strandes. Strandhafer wuchert an zwei Stellen und Fußabdrücke führen zum Wasser. Auch Irmtraud Korf widmet sich Wasser, Wind und Wellen. Jedoch zeigt sich ihr Stil abstrahierter, atmosphärischer. Himmel und Wasser sind kaum voneinander zu unterscheiden, gehen als Farbflächen ineinander über. Bei der Arbeit „Boot am Meer“ dient ein kleiner Kahn als Blickfang. Das einsames Boot ragt in den Sand hinein. Himmel und Strand gestaltet die Malerin in annähernd den gleichen lichten Farbtönen. Einzig die Wasseroberfläche liegt als dünner Streifen blauer Komplementärfarbe in der unteren Bildhälfte. Irmtraud Korf gestaltet in ihren Blumenbildern die Blütenköpfe übergroß - vor wenig konturierten Hintergründen: Pfingstrosen mit ihrem grünen Laub, filigrane Gänseblümchen in rose und weiß, einen verblühten Löwenzahn. Zu sehen ist die Ausstellung „Natur und Mehr“ bis zum 18. März im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse, 23. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Strand von Erika Hofmann

Die Arbeiten von Erika Hofmann und Irmtraud Korf stammen aus der Zeit nach ihrem aktiven Berufsleben. Erika Hofmann stellt Bilder aus den letzten 12 Jahren aus. Von Irmtraud Korf sind Werke ab 2007 zu sehen.
Beide Malerinnen begegnen sich in ihren Bildern thematisch, beiden Frauen hat es die bunte Vielfalt heimischer Blüten und generell die Natur angetan.
So arrangiert Erika Hofmann zwei graugrüne Kürbisse mit ihren gelben Blüten und zwei reife Birnen zu einem Stillleben. Bei dem Bild „Herbst am See“ spiegelt sich das braun verfärbte Laub der Bäume in der Wasseroberfläche. Eine Besonderheit stellt ihre Arbeit „Bambus“ dar. Hier gestaltet Erika Hofmann ein Dyptichon. Vier Bambuszweige überziehen zwei zusammengehörige Leinwände, betonen in ihren Diagonalen die vertikale Bildlinie. In der Arbeit „Meer“ brechen sich Wellen am Ufer eines sandigen Strandes. Strandhafer wuchert an zwei Stellen und Fußabdrücke führen zum Wasser.
Auch Irmtraud Korf widmet sich Wasser, Wind und Wellen. Jedoch zeigt sich ihr Stil abstrahierter, atmosphärischer. Himmel und Wasser sind kaum voneinander zu unterscheiden, gehen als Farbflächen ineinander über. Bei der Arbeit „Boot am Meer“ dient ein kleiner Kahn als Blickfang. Das einsames Boot ragt in den Sand hinein. Himmel und Strand gestaltet die Malerin in annähernd den gleichen lichten Farbtönen. Einzig die Wasseroberfläche liegt als dünner Streifen blauer Komplementärfarbe in der unteren Bildhälfte.
Irmtraud Korf gestaltet in ihren Blumenbildern die Blütenköpfe übergroß - vor wenig konturierten Hintergründen: Pfingstrosen mit ihrem grünen Laub, filigrane Gänseblümchen in rose und weiß, einen verblühten Löwenzahn.

Zu sehen ist die Ausstellung „Natur und Mehr“ bis zum 18. März im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse, 23. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Holde Knaben.... Das Kabarett Vollmund zur Weihnachtszeit

Aus der Idsteiner Zeitung vom 07.12.2011 Von: Susanne Gross Musikalische Einlagen wechselten mit Witzen, kurze Geschichten lösten Sketche ab. Das Trio „Vollmund“ gastierte pünktlich zur Adventszeit im Idsteiner Kulturforum Speicher mit melodiöser bis munterer Unterhaltung. Der Tenor Michael Senzig, Schauspieler Micki Bertling und die Pianistin Maki Kojima unterhielten die Besucher mit ihrem Weihnachts-Programm: „Holde Knaben mit lockigem Haar“. Die Rollen sind klar verteilt: Michael Senzig gibt den gefühlvollen und sentimentalen Idealisten - elegant gekleidet mit rotem Samtfrack, Kummerbund und Fliege. In der Vorweihnachtszeit wird ihm feierlich ums Herz. Micki Bertling hingegen besetzt die gegensätzliche Position: Nüchtern, provokant, bisweilen mit einer Prise Sarkasmus verkündet er: „Was ist das gute an Weihnachten? Die Vorweihnachtszeit ist endgültig vorbei!“ Maki Kojima liefert den running gag, indem sie jede der ihr gestellten Fragen mit „Keine Ahnung“ beantwortet.

Mit dem Lied „Der Weihnachtsmann kommt heute in die Stadt“ eröffnen Michael Senzig und Micki Bertling ihr Programm. Während Senzig singt, betritt Bertling mit rot-weiß gestreifter Zipfelmütze, dem typischen roten Mantel und weißem Vollbart die Bühne.
Schnell wechseln die Szenen, folgen auf die gesanglichen Beiträge von Michael Senzig kurze Dialoge, die generell in einen Schlagabtausch zwischen beiden Männern ausufern. Zumeist liefert Micki Bertling das Stichwort für den nächsten Titel von Michael Senzig. Von „Halleluja“ über „Ave Maria“ bis hin zu klassischen Weihnachtsliedern wie „Weißer Winterwald“ reicht das Repertoire.
Witze und Geschichten gehören in das Repertoire von Micki Bertling. So erzählt er die Geschichte vom kleinen Jens. Drei, vier Sätze, trockener Humor, die Pointe – das reicht. Ein kleiner Junge entführt das Jesuskind aus der Grippe in der Kirche. Er flüstert dem gekidnappten Jesuskind zu. „Wenn ich dieses Jahr wieder kein Fahrrad zu Weihnachten bekomme, siehst Du Deine Eltern nie wieder.“
Lebhafter wird es auf der Bühne, wenn Bertling und Senzig kleine Sketche aufführen: Micki Bertling gibt den Arzt im weißen Kittel. Michael Senzig konsultiert ihn aufgrund massiver Beschwerden. „Es klopft mein Herz Bumm Bumm“ singt er. Auf die Frage: „Stehen Sie unter Stress?“ pariert er: „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Fraun“. „Was machen Sie beruflich?“ beantwortet Senzig gesungen mit „Ja ich bin der Weihnachtsmann“. So entwickelt sich der Arztbesuch zur Therapiestunde und zum musikalischem Potpourri.
Weihnachtswünsche? Ein wichtiges Thema für das Duo: „Einen Nachbarn, der mich in Ruhe lässt. Einen Bauch, der nicht dicker wird. Ein Finanzamt, das immer geschlossen hat“, zählen sie auf. Micki Bertling wünscht sich überdies, dass er richtig singen kann. Denn bislang gelingt ihm nur das Ein-Ton–Lied. Monoton leiert er herab: „Hört auf dieses schöne Lied, es hat nur einen Ton“.
So spielen sich die „Holden Knaben ohne lockiges Haar“ die Bälle zu und wechseln einen Abend lang zwischen Lustigem und Liedgut.



Aus der Idsteiner Zeitung vom 28.11.2011 : von Susanne Groß

Alles ist Kunst! Ewiges Weben. Dem Sein dürstet, sich selbst zu begegnen.“ Diese Zeilen von Sandra Voß erweisen sich als charakteristisch für ihre Arbeiten sowie für die Ausstellung ihrer Werke unter dem Titel „Weltenwanderung“ im Idsteiner Kulturforum Speicher. Die in Bad Camberg lebende Künstlerin präsentiert erstmalig ihre Bilder, Fotografien, Gedichte und Gedanken in Idstein. Auffällig ist, dass Sandra Voß keiner festen Richtung folgt, keinen durchgängigen Stil kultiviert. Vielmehr entfaltet sich vor dem Besucher ein Kaleidoskop an kleinen und größeren Bildern und Fotografien.

Weltenwanderung

Auffällig ist, dass Sandra Voß keiner festen Richtung folgt, keinen durchgängigen Stil kultiviert. Vielmehr entfaltet sich vor dem Besucher ein Kaleidoskop an kleinen und größeren Bildern und Fotografien. Schon die dichte Hängung der Arbeiten im Treppenaufgang führt durch und in eine andere Welt. Die Autodidaktin gestaltet mit Pastellkreide, malt in Öl, nutzt Buntstifte oder Gouache zum Ausdruck. Daraus erwachsen Bilder, die in kein Raster zu stecken sind: Schwarz-weiße Graphiken, die einem Märchenbuch entliehen sein könnten, Bilder in Pastellkreide, deren Pinselführung vegetativen Formen folgt. Minimale Format, Postkartengröße, doch auch große Leinwände füllt Sandra Voß mit Farbe.
Letztendlich wirken ihre Bilder ungekünstelt und experimentierfreudig, ausdrucksstark und unprätentiös. Oftmals verzichtet sie sogar auf einen Rahmen oder ein Passepartout. Stattdessen steckt sie die Arbeiten vor bunten Karton. Es wirkt vielfach so, als ob Sandra Voß große Offenheit für den Prozess der Bildwerdung zeigt, den inneren Zensor ausschaltet.
Geradezu surrealistische Züge zeigt das Ölbild „Die Gabe“ oder „Das Opfer“. Die Seiten eines aufgeblätterten Buches verwandeln sich in ein Meer: Weiße Wellenkämme über schwarzem Wasser. Darüber scheint der volle Mond; violette Wolkenbänder ziehen über den Nachthimmel. Rechterhand wachsen dekorative florale Elemente in das Bild hinein. Dazwischen als weitere Anhaltspunkte eine Muschel und die Schwanzflosse eines Fisches. Doch letztendlich bleibt die Arbeit frei für jegliche Interpretationen.
Auch ihre Zeichnungen mit schwarzen Pigmentstiften kommen märchenhaft daher. Ein Kopf scheint dem Erdboden zu entwachsen. Dabei gehen dessen Gesichtsformen fließend in die Natur über. So wird das Kopfhaar des Gesichtes unversehens zum Gras. Bei genauem Hinsehen entdeckt man, dass aus der Braue des rechten Auges eine Schnecke aufschaut und die Wangenpartie einem Schneckenhaus gleicht.
Die mit Nadelbäumen bewachsenen kleine Planeten und Wolken erinnern an die Illustrationen aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Hinter Pilzhäusern und einer rot eingedeckten Kirchturmspitze, lugt der Mond hervor.
Zwischen den Gemälden hängen Gedichte - gedruckt oder kunstvoll geschrieben - sowie Fotos von einer Reise nach Algerien. Sandra Voß zeigt Alltagsmotive: Kinder auf einem Esel, Häuserfassaden, Stromleitungen, die sich wie ein Netz über die Straße spannen. Doch Sandra Voß hat die Bilder am Computer bearbeitet und deren Farben entfremdet. „Ich will erreichen, dass die Besucher zweimal hinsehen und denken: Da ist etwas anders“, betont sie.
Die Ausstellung „Weltenwanderung“ dauert bis zum 18. Dezember. Kulturforum Speicher, Borngasse 23, Idstein. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.




„Wiederauferstehung“ die Ausstellung von Alexandra de Kempf

Aus der Idsteiner Zeitung, von Susanne Gross : Sie ist schön, selbst in ihrem Zweifel und voller Anmut in ihrer Selbstoffenbarung. Ihre Haarpracht ähnelt einer Turmschnecke. Darin eingewirkt sind feine Messingdrähte, deren Enden in Spiralen auslaufen. In ihrer rechten Hand hält sie ein Stück Bauchdecke. Der Blick in den entblößten Leib öffnet die Sicht auf eine mit Geflecht überzogene Höhle. Dahinter: Ein ovaler Onyx. „The enemy within“. Der innere Feind - eine der ausdrucksstarken Arbeiten Alexandra de Kempf. Die gebürtige Venezuelanerin stellt unter dem Titel „Wiederauferstehung“ 14 Collagen und 42 Skulpturen aus Steinzeug und Porzellan im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. Die in Waldems-Bermbach lebende Künstlerin präsentiert damit erstmals ihre Arbeiten in einer sehr sehenswerten Einzelausstellung Öffnungszeiten : Sa. u. So. 11:00 bis 17:00 Uhr Eintritt frei !

Schneckenfrau

Alexandra de Kempfs ausgestellte Werke sind die Ernte der letzten zehn Monate. Ihre phantasievollen und phantastischen Collagen, Frauenkörper, Köpfe und Torsi verkörpern stets eine Emotion. Sie versinnbildlichen diese Aussage auf gleichermaßen ästhetische wie ausdrucksstarke Art und Weise und zeigen Einflüsse und Verschmelzungen unterschiedlicher Kulturkreise.
In ihren Bildern verbindet Alexandra de Kempf Papier, Acrylharz, Softpastel und Polyesterharz zu leuchtenden Collagen. Zehn davon widmet sie Frauenköpfen Immer wieder tauchen Schmetterlinge auf. Fische, Vögel und Blüten bereichern diesen Kosmos, dessen zentrales Thema doch stets der Mensch ist. Bei der Arbeit „Bruchstücke einer Frau“ umschwirren blaue Schmetterlinge eine weibliche Büste mit rotblondem Pagenschnitt. Rotgeschminkte Lippen betonen ihre Weiblichkeit. Das rechte Auge liegt in der längs geteilten Frucht einer Papaya. Auf dem Kopf der Frau thronen lila Blüten, aus denen ein Frosch herauslugt. Ihr Körper und ihr Gesicht sind überlagert von Streifen. Diese Schnittstellen teilen, zerstückeln, verletzen die Frau und fügen sie gleichermaßen wieder zusammen.
Alexandra de Kempf arbeitet auch bei ihren keramischen Arbeiten in Serien. So gibt es eine Reihe die sich „Las Meninas„ nennt - nach dem alten spanischen Wort für Kinder. Die kleinen, gedrungenen Figuren ohne Beine und Füße tragen allesamt einen Frauennamen. Charakteristisch für die Figuren ist deren Kopfschmuck, der ihnen Individualität und Schönheit verleiht: Ein Korb mit Ananas und Bananen auf dem Haupt von Carmen oder ein Vogel bei Matea. Die kleinen Menschen strahlen Originalität und Authentizität aus und verfügen über eine stille Erlaubnis, schön, individuell und besonders zu sein.
Alexandra de Kempf gelingt es in ihren Arbeiten selbst schmerzvolle Prozessen Anmut und Ästhetik zu verleihen: Bei der Arbeit „Gespalten“ klafft ein gebeugter Frauenkörper an zwei Stellen auf. Doch trotz der Brutalität der Verletzungen bewahrt die Figur sich ihre Schönheit und Würde. In der Plastik. In „Swirlthougts“ versinnbildlicht Alexandra de Kempf kreisende Gedanken. Die Künstlerin formte einen überlängten, als Spirale aufgezogenen Kopf, der die Zerrissenheit und Begrenzung ewiger Denkmuster zum Ausdruck bringt.
In der Ausstellung werden die Betrachter Zeuge der Wiederentdeckung und Entfaltung kreativer Kraft einer Künstlerin, die über ein Architekturstudium und ihre Arbeit als Pädagogin nun ihre Kunst wieder auferstehen lässt.
Die Ausstellung ist bis zum 20. November im Idsteiner Kulturforum Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Bilder, die das Herz berühren

Von: Susanne Gross Ein Kaleidoskop, das von der Interpretation Alter Meister über die Tierwelt Afrikas bis hin zu detailgetreuen Ansichten der Idsteiner Altstadt reicht, ist gegenwärtig im Idsteiner Kulturforum Speicher zu sehen. Unter dem Titel „Bilder, die das Herz berühren“ präsentiert Ilse Kalinowski 33 Ölgemälde. Die seit 1967 in Idstein lebende Malerin widmet sich in ihren Arbeiten einer breiten Vielfalt an Motiven. So portraitiert sie Tiere: Heimische Hunde, einen Leoparden, Weißkopfadler im Flug. Daneben arrangierte sie Irisblüten als Stillleben und nimmt Magnolien und Tulpen in den Blick. Zwei Landschafts-Tryptichen, abstrahierte Herzen sowie Abbildungen des historischen Stadtkerns ihrer Wahlheimat runden die Palette ab. Die Ausstellung dauert bis zum 30.10.2011 und ist Sa. und So. von 11:00Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Tubu Normaden

Charakteristisch für die Arbeitsweise von Ilse Kalinowski sind die Vielfalt der Themen sowie ihre detailgetreue Ausführung. Markant bei ihren Arbeiten ist die realistische Wiedergabe von Menschen und Tieren. Ihr gelingt es, die seelenvolle Ausstrahlung der Geschöpfe auf die Leinwand zu übertragen und somit die Individualität der Dargestellten zu transportieren.
Bemerkenswert sind ebenfalls ihre Stadt-Ansichten. So wählt die Malerin für das Bild „Idsteiner Altstadt“ einen Ausschnitt mit Blick Richtung Killingerhaus und evangelischer Kirche. Ilse Kalinowski legt Wert auf perspektivisch genaue und detailgetreue Abbildungen des Fachwerks in Farben und Formen. Jeder Pflasterstein ist in ihrer Hommage an den historischen Stadtkern zu erkennen. Selbst der blaue Briefkasten vor der Touristen-Information findet seinen Platz.
Die Bilder „Tubu-Nomaden“ sowie „Das Geheimnis - Ennedi Gebirge“ sind wirkungsvoll über Eck platziert. Die Arbeiten kontrastieren und ergänzen sich in den gewählten Farben und im Inhalt. Bei „Ennedi-Gebirge“ zeigt Ilse Kalinowski eine Oase, verborgen in einer schwer zugänglichen Felsschlucht. Schroffes Felsgestein in feurigem Orange begrenzt den oberen Bildrand und unterstreicht die Kessellage dieses geheimnisvollen Platzes. Im unteren Teil des Bildes kontrastiert das Blaugrün der Wasserstelle. Dazwischen eine Karawane von Kamelen auf dem Weg zur Tränke. Zwei dort beheimatete Tubu-Nomaden portraitiert Ilse Kalinowskis in ihren traditionellen hellen Gewändern. Die dunkelhäutigen Männer tragen Tuniken in Beigetönen. Der ältere der beiden Männer hält ein traditionelles Jagd-Instrument in seiner rechten Hand. Beide blicken fragend in Richtung des Betrachters. Eine Momentaufnahme aus einer anderen Welt, die von Jagd und Schlichtheit geprägt ist.
Geradezu heiter und ein wenig frivol kommen Ilse Kalinowskis Frauenfiguren daher. Bei „Frau mit Piercing“ und „Frau in rot“ gestaltet sie die Körper zu übertrieben sinnlichen Figuren. Auffällig üppig gerundet wirken deren Hüften und die überschlanken Taillen. Ilse Kalinowski gibt die Realität der Proportionen auf. Sie karikiert die Frauen zu Lustobjekten mit geschlossenen Augen und sinnlich rot geschminkten Lippen.
Die Ausstellung dauert bis zum 30.10. - Öffnungszeiten des Speichers, Borngasse 23: Samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Rezepte für ein besseres Leben

Aus der Idsteiner Zeitung. Von: Susanne Gross Können rosafarbene Hemden von Dolce & Gabbana, ein Salsa-Kurs oder die nächste Diät glücklich machen? Antworten auf diese Fragen lieferte das Trio „Vollmund“ bei seiner Premiere im Idsteiner Kulturforum Speicher. Der Tenor Michael Senzig, Schauspieler Micki Bertling und die Pianistin Maki Kojima servierten dem Publikum „Rezepte für ein besseres Leben“. Die drei Künstler betrachteten Aspekte, Facetten und Zusammenhänge rund um das Thema Lebensqualität. Sie folgten den Bedeutungsspuren von Geld, Wellness und ewiger Jugend im Hinblick auf ein erfüllteres und glücklicheres Leben.

Vollmund im Speicher

Was als Kabarett angekündigt war, entpuppte sich als Musikrevue. Die beiden Männer boten ein Programm, bei dem sich weniger eine Pointe an die andere reihte. Vielmehr durchmischten sie ihre Dialoge mit einer Vielzahl an musikalischen Beiträgen. Gerade die Tenoreinlagen von Michael Senzig verliehen dem Abend einen prägenden Charakter. Senzig griff bei der Liedauswahl zu bekannten Melodien und alten Schlagern, etwa „Es muss was wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden“ nach Peter Alexander oder „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Michael Senzig unterstrich seine mit kraftvoller Stimme vorgetragenen Lieder mit so manchem Augenaufschlag, griff sich ans Herz, breitete seine Arme weit aus und warf intensive Blick zu den Damen im Publikum.
In ihren Dialogen spielten Micki Bertling und Michael Senzig hingegen mit Klischees und provokanten rhetorischen Fragen, die an Ironie und einen Schlagabtausch erinnern sollten. Etwa wenn sie aufzählten, welche Dinge zum Glück verhelfen: Teure Hotelzimmer, Vitamincocktails, Empfänge an ausgewählten Locations - von der Werbung als Glücksbringer suggerierte Notwendigkeiten.
„Wir müssen leider das Programm kurz unterbrechen“, verkündete Michael Senzig nach der Pause. Stattdessen kündigte er Micki Bertling als Herrn Heidle an – den Leiter der Werbeabteilung. Bekleidet mit einem rot-karierten Hemd, einer zu kurzen Kinderkrawatte um seinen Hals und wilder Perücke auf dem Kopf präsentierte Herr Heidle einen Heftklammerer als das ideale Weihnachtsgeschenk für die gesamte Familie: Heidle alias Bertling führte vor, dass sich das Gerät zum Anheften von Hasen an das Kinderbett, von Blumen an die Wand und Postkarten an den Fernseher eignet. Doch auch bei abstehenden Ohren, rutschenden Kondomen und künstlichen Fingernägeln empfahl er dessen Einsatz.
Die drei Künstler verabschiedeten sich nach anderthalb Stunden Programm mit einem letzten Schlager: „Wir werden jede Nacht von Ihnen träumen. Ihr Anblick wird uns unvergesslich sein“.

Weiterer Termin: 4. Dezember, 19:30 Uhr im Speicher, Borngasse 23, Idstein mit dem Programm „Holde Knaben mit lockigem Haar“.




Mehr Wein für alle -Riesling frißt Gift

Aus der Idsteiner Zeitung. von: Susanne Gross „Weinlesung soll animieren, inspirieren, aktivieren, Phantasie stimulieren und beim Speisen amüsieren“, schreibt Dr. Winfried Rathke. Der pensionierte Augenarzt aus Geisenheim gastierte mit weinseligen Zitaten aus der Weltliteratur, die von Heinrich Heine über Goethe bis zurück zu Sokrates reichten, mit metrisch verfassten Gedichten aus seiner Feder und alternativen Weinliedern am E-Piano im Idsteiner Kulturforum Speicher.

Lesung Rathke

Nahtlos geht Winfried Rathke von seiner Vorstellung in das Zitieren erster Sinnsprüche aus dem Munde von Voltaire und Baudelaire über, beginnt mit seinen amüsanten und satirischen Ausführungen, erreicht ein erstes selbst verfasstes Gedicht: Verse, die der passionierte Schreiber für eine Weinkönigin verfasste.
Als charakteristisch für den Schreibstil von Winfried Rathke erweist sich sein Hang zur Metrik. In Reimform verpackt er allerlei Wahrheiten und Witzeleien über edle Tropfen und Rebengewächse. Er beschreibt auf unterhaltsame Art, was Wein bewirkt und lobt den Nutzen von moderatem Weinkonsum. Rathke erläutert mit medizinischen Vokabeln einen Rausch und belehrt die Anwesenden, dass Rotwein gut gegen Prostatabeschwerden ist: “Mann wird von Tag zu Tag gesunder, durch ein Glas Spätburgunder“, verkündet er.
Winfried Rathke steht hinter seinem Stehpult, trägt aus seinen Manuskripten vor, tritt dabei einen Schritt zurück und untermalt seinen Vortrag über den Weg eines „Weinschlucks“ durch den menschlichen Organismus mit Gesten, fasst sich an den Magen, breitet die Arme aus, schüttelt seinen Kopf. Kurzum: Er ist in seinem Element und versteht es, mit pointenreichen Versen die Besucher Satz für Satz zu amüsieren.
Ab und an unterbricht er seine Rede, wechselt von Zitaten und Anekdoten aus seiner Zeit als Augenarzt zu einem seiner alternativen Weinlieder: Er setzt sich an das E-Piano und singt über die Wirkung des Weins: „Die Seele wagt den Salto, Schüchternheit ist weggeblasen, der Mensch wird kommunikationsbereit“, erklärt er den Besuchern. Auch von Wein-Wanderungen weiß Rathke zu berichten: „Der Winzer wandert für sein Leben gern, CO2 wandert zu Luft, Fasswein wandert in die Flasche und Wein wandert ins Glas“, und Rathke setzt seine Ausführungen bis hin zur Verdauung fort.
Auch erzählt der gebürtige Ostpreuße Rathke von Perkeo, einem gnomhaften Narr am Hofe von Kurfürst Karl Philipp in Heidelberg. Bis zu 20 Litern Wein soll der kleinwüchsige Mann pro Tag getrunken haben – und das über einen Zeitraum von 80 Jahren hinweg. Als ihm ein Arzt schließlich den Weinkonsum verbat und ihm befahl auf Wasser umzusteigen, starb Perkeo prompt am kommenden Tag.
Neben seinen Versen rund um den Rebensaft versteht es Rathke auch, tagesaktuelle Aspekte in seinen Vortrag mit einzubeziehen. „Als Satiriker freue ich mich über alles, was schief geht, Das bietet immer Schreibstoff. Ich fabuliere jeden Tag über Irrsinn ohne gleichen“, sagt Rathke.
Weit über eine Stunde weiß. Winfried Rathke mit seiner „Therapie für die Seele“ die Besucher zu unterhalten und ihnen ein Schmunzeln mit auf den Heimweg zu geben.


Akt und abstrakt

Die Ausstellung "Naturelle" von D. Vittinghoff und S. Schwarze Von: Susanne Gross Unter dem Titel „Naturelle“ stellen Sabine Schwarze und Daniela Vittinghoff erstmalig gemeinsam ihre Acrylarbeiten im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. Zwei Frauen, zwei Themen: Hier Abstraktion, dort der weibliche Körper im Focus. Die Ausstellung dauert bis zum 2. Oktober. Öffnungszeiten des Idsteiner Speichers, Borngasse 23: Samstags und sonntags von 11:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Meer

Die in Taunusstein lebende Malerin Sabine Schwarze präsentiert 25 Werke aus den Jahren 2009 bis zur Gegenwart: Zumeist gespachtelt, immer ungegenständlich, vereinzelt in Mischtechnik ausgeführt, einige mit Schnüren oder Spiegelglas als zusätzlichen Gestaltungselementen. Charakteristisch für die Arbeiten von Sabine Schwarze ist, dass sie in ihren abstrakten Werken nicht von einem konkreten Abbild ausgeht und dieses reduziert. Vielmehr setzt sie von Anfang an auf die Farbe. Sie modelliert und gestaltet diese oder arrangiert ihre breite Palette zu Farbflächen. Etwa bei „Abstrakt 101“, worin andeutungsweise Rechtecke zu erkennen sind, zumeist mit leicht ineinander fließenden Übergängen. Dieser Aspekt kommt noch deutlicher bei der großformatigen Arbeit „Nordsee“ zum Tragen. Zwar liefert der Titel dem Betrachter einen Anhaltspunkt zur Interpretation, andererseits zeigt sich das Bild frei für persönliche Assoziationen. Besonders gelungen wirkt der untere Teil des Werkes. Hier komponiert die Malerin an Meeresgrün, Gischt, einfallende Sonnenstrahlen und Wasserläufe erinnernde Farben zu einer spannungsreichen Farbfläche. Immer wieder scheint ein Bezug zur Natur bei den Bildern auf, etwa bei „Wilder Ozean“. Schwarzblaue Wellen rollen auf den Betrachter zu. Kein Himmel, kein Strand, einzig kraftvolle Wassermassen, deren waagerechte Komposition fünf Holzpfähle in der Senkrechten brechen.
So drückt sich Sabine Schwarzes Emotionalität über den Dialog der Farben, deren Gestaltung und Gewichtung aus.
Emotional auf andere Art sind die 18 Acrylarbeiten von Daniela Vittinghoff. Die in Hamburg lebende Malerin widmet sich in ihren Bildern dem weiblichen Körper. Dabei präsentiert sie die Akte zumeist als Torsi. Kopf, Hände und Füße fehlen oder sind lediglich angedeutet. Entsprechend wirken die Körper weniger als Portraits konkreter Frauen, sondern inszenieren vielmehr einen Typus. Die Frauen sitzen, zeigen sich hingebungsvoll ausgestreckt, selbstbewusst oder kauern am Boden. Zumeist verwendet die Malerin Farben, die sich einem naturalistischen Abbild der menschlichen Haut annähern. Oftmals geht der Bildhintergrund sanft auf dieses Farbenspiel ein. Selten setzt sie den Hintergrund in Kontrast zum Körper, wie etwa bei „Perfektion in Grün“ oder bei „Abkehr“, wo eine Frau unbestimmten Alters inmitten einer roten Fläche sitzt. Allein die graue Farbe des Körpers zeugt von ihrer Verschlossenheit, steht im krassen Widerspruch zur ungeschützten Nacktheit. Die Acrylfarbe trägt Daniela Vittinghoff mit einem Spachtel auf, was ein charakteristisches Nebeneinander an Farb-Nuancen in ihren Bildern ergibt.
Ihre aktuellen Arbeiten handeln von Leidenschaft, Selbstbewusstsein, Traummaßen oder Zweiklang. Bei diesem großformatigen Werk gleichen Namens hat die Malerin die Vorder- und Rückenansichten zweier weiblicher Körper auf drei Leinwände verteilt, Damit variiert sie ein weiters Mal ihre Ansichten weiblicher Körper.
Die Ausstellung dauert bis zum 2. Oktober. Öffnungszeiten des Idsteiner Speichers, Borngasse 23: Samstags und sonntags von 11:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.





Bild trifft Skulptur

Von: Susanne Gross „Bild trifft Skulptur“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Kulturforum Speicher. Bis Ende August präsentieren Thommy Ha, Bernd Müller und Joachim Weissenberger Ölbilder, Acrylarbeiten und hintergründige Skulpturen aus Bronze, Stewalin oder Lindenholz

Nachläufer Foto: Klaus Gottschick

In den sechzehn Arbeiten von Thommy Ha gärt und brodelt es. Seine Bilder wirken so, als ob er darin Prozesse von großer Dynamik fixiert. Spannungsreich, voll eruptiver Kraft und Bewegung sind die Werke konzipiert. In seine aus Acryl oder in Mischtechnik gefertigten Bildern arbeitet Ha teilweise Kordel, Zeitungsausschnitte oder Metallplättchen ein. Viele seiner Werke kennzeichnet eine reliefartige Oberfläche. Die Farben und Formen fließen ineinander und vermischen sich. Reste an Ordnung oder Anfänge neuer Strukturen weist das Bild „Transformen“ aus dem Jahr 2010 auf. Darin arrangiert der in Mainz lebende Maler verschwommene Elemente neben strukturiertem Malgrund. Ha teilt das Bild diagonal. Im linken Bereich fächert er gelbe, rote und rotbraune Farben auf: Diesen dynamischen Bereich begrenzt er mit einem schwarzen Fluß. Auf der anderen Seite der Arbeit arrangiert er Röhren, die deutlich die Verlaufsrichtung der Energieströme kanalisieren. In der Arbeit „Spielball Welt“ gärt und brodelt es hingegen durchgängig. Die Erdoberfläche ähnelt in ihrem Querschnitt der menschlichen Derma. Ein letzter Baum kippt nach links. Der blaue Planet wirkt deformiert und beschädigt.
Kennzeichnend für die Skulpturen von Bernd Müller aus Köln sind ihre gesellschaftskritischen oder tiefsinnigen Aussagen. Der Künstler bearbeitet helles Lindenholz oder fertigt seine Plastiken und Reliefs in Bronze oder aus Stewalin-Giessmasse.
Menschliche Befindlichkeiten und Verhaltensmuster stehen im Mittelpunkt seines Schaffens. Die von ihm dargestellten Personen fungieren als Träger für Emotionen und Beobachtungen. Seine Bandbreite reicht dabei von zarten Empfindungen wie „Geborgenheit“ bis hin zu „Aufstieg“. Dabei zeigt er einen Mann mit Aktenkoffern, Jackett und Krawatte, der seinen linken Fuß auf dem Kopf eines am Boden knienden Mannes stützt. Auch bei der Arbeit „Nachläufer“ schlägt Bernd Müller kritische Töne an. Einer Führerfigur mit erhobenem Arm folgen sechs anonymisierte Personen. Müller stellt die Schar der Nachläufer ohne eigenen Kopf dar, bar einer eigenen Persönlichkeit. Die Mitglieder der Gefolgschaft tragen lediglich einen Zylinder statt eines Kopfes und folgen blindlings ihrem anerkannten Führer.
Joachim Weissenbergers Ölbilder bestechen durch ihre suggestive Kraft: Diese zeigt sich sowohl in der Wahl der von ihm verwendeten Farben als auch in den surrealistisch anmutenden Kompositionen. In seinen Werken schwingt Unbewusstes mit, dringt Tiefes an die Oberfläche und verbindet sich zu assoziativen Kompositionen, die einem Traum entsprungen sein könnten. Seine Arbeit „Das gelbe Haus“ wirkt wie in magisches Mondlicht getaucht. Ein hinter Bäumen und unter Wolken still daliegendes Haus zieht den Betrachter geradezu magisch an. Doch eine große Vase auf einem Fenstersims im Bildvordergrund versperrt ihm den Zutritt in die fiktive Szene.
Weissenbergers Zeichnungen offenbaren sein Talent für die naturgetreue Wiedergabe von Landschaften. Bei der Bleistiftzeichnung „Irland“ zeigt der in Obernburg am Main lebende Künstler ein Boot mit hochgezogenem Außenbordmotor. Darüber deutet er mit wenigen Strichen eine bewachsene Insel sowie die Küstenlinie an. In der Reduzierung auf Details wie im Verzicht auf Farbe drückt die Urlaubsimpression große Ruhe aus.
Die Ausstellung „Bild trifft Skulptur“ ist bis zum 28. August im Idsteiner Speicher, Borngasse 23 zu sehen. Öffnungszeiten jeweils Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Einnahmen aus dem Verkauf des Katalogs und 20 Prozent vom Verkaufserlös der Werke spenden die Künstler an das Diakonische Werk Rheingau-Taunus für die Idsteiner Tafel.



Von Lebensbildern --aus der Idsteiner Zeitung v. 11.07.2011

Menschen als Pflanzen, poetische Lichtspiele in filigranen Papierobjekten, Reflektionen über Kriegsenkel – Aspekte aus „Geheimnisvolle Welten“. Cornelia Oestreich-Seemayer gewährt den Besuchern der gleichnamigen Ausstellung Einblicke in ihre reflektierten und transformierten Auseinandersetzungen mit Lebensprozessen und Menschen.

Objekt von C. Oestreich-Seemayer

Zweiundzwanzig Bilder, dazu ein Mosaik, Arbeiten aus Speckstein, Buchpapier, Pergament und japanischem Batikpapier präsentiert die in Steinfischbach lebende Künstlerin und Leiterin von „Creative Wirkstatt“ im Idsteiner Kulturforum Speicher. Kennzeichnend für die Arbeiten von Cornelia Oestreich-Seemayer sind die Vielfalt der von ihr genutzten Techniken sowie die teilweise ungewöhnlichen Materialien: Sie wählt Tempera oder Pigmente, setzt Pflanzenfarben auf Holz oder greift zu Aquarell, Mischtechniken oder Gouache. Auf diese Weise verleiht sie ihren oft langjährigen Auseinandersetzungen mit Beobachtungen und inneren Fragestellungen Gestalt. Menschen und Menschliches als Ausgangspunkt und Zentrum.

Ihre „Geheimnisvollen Welten“ bleiben naturgemäß frei von Festlegungen. Jeder Betrachter kann die Bilder auf seine Art interpretieren. Die Titel der einzelnen Arbeiten liefern Anhaltspunke, was die Künstlerin bei der Herstellung und im Schaffensprozess bewegte. Sie laden ein, tiefer in das Wesen des Bildes einzusteigen, dennoch gewähren sie ausreichend Raum, um Malerei und Objekte ästhetisch zu genießen.

Cornelia Oestreich-Seemayers Malerei stammen überwiegend aus zwei Zyklen: Sie präsentiert Arbeiten aus den Serien „Menschen als Pflanzen“ und „Kriegsenkel“. So gestaltet sie einerseits Männer und Frauen entsprechend deren Persönlichkeiten in floraler Gestalt. Ihre Bilder, die sich mit der zweiten Nachkriegs-Generation beschäftigen, bleiben abstrakte, farbflächige Kompositionen. Die Künstlerin setzt dabei auf matte, erdige Farben oder auf leichte, helle Nuancen von Grün und Violett.

Das Bild „Lebenstempo“ fasziniert durch seine einander überlagernden Elemente. Die Künstlerin hat aus Gouache eine Spirale gestaltet, die im Zentrum von sechsundfünfzig kleinen Quadraten bedeckt wird. In die geordneten geometrischen Formen fügen sich vereinzelt Blätter, welche die Dynamik der Spirale aufgreifen. So verschmelzen in dieser Arbeit Lebendigkeit und Wachstum mit Ordnung und Systematik - und bilden ein Gleichnis für die Kontrapositionen des Lebens.

Filigran und poetisch wirken Cornelia Oestreich-Seemayers Arbeiten aus Papier. Eine Schale aus japanischem Batikpapier, koloriert und mit Wachs überzogen, leuchtet je nach Lichteinfall in transparenten Rosatönen oder lichtundurchlässig matt. Duftig kommen ihre mobile-artigen, auf Draht befestigten Pergamente daher: Gefaltet, abgenäht und farbig angelegt strahlen sie Leichtigkeit und Freude aus. Mal wirken sie heiter und leicht, dann wieder kompakt und flächig.

Die Komplexität von Cornelia Oestreich-Seemayers Wahrnehmungen drückt sich somit in der Vielzahl der verwendeten Techniken und in den Objekten selbst aus: Je, nach Blickwinkel oder Lichteinfall gewähren sie unterschiedlichste Zugänge und Deutungen und bewahren sich die Rätselhaftigkeit von geheimnisvollen Welten.

Die Ausstellung dauert bis zum 24.7. - Öffnungszeiten des Kulturforums Speicher, Borngasse 23, Samstag und Sonntag 11–18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Zur Ausstellung werden zwei Mal-Workshops angeboten: „Zufallskunst“ am 16.7. und „Malen auf ungewöhnlichen Malgründen“ am 23.7. Jeweils 15 bis 17:30 Uhr. Kosten: 15 Euro plus Material. Anmeldung unter 06087-9899828.

Susanne Gross



tArt-Orte im Speicher

Widersprüch­liches Repertoire – geeinte Spielfreude. Im Rahmen der tArt-Orte präsentierte das Ensemble Giocoso klassische Stücke für Klarinette, Querflöte und Klavier neben Klezmer und Oriental Jazz. Die fünfköpfige Formation um Ako Karim begeisterte mit diesem musikalischen Brückenschlag das Konzertpublikum im Idsteiner Kulturforum Speicher. Spielfreude, Können und temperamentvolle Arrangements bauten zudem eine Brücke zum Publikum, das mit dicken Jacken, Wolldecken und heißem Apfelwein den niedrigen Temperaturen trotzte.

Skulpturen aus Edelstahl von Franz Bernschneider

Standen zunächst klassische Kompositionen auf dem Programm, sorgten Rhythmus betonter Balkan-Gypsy und Orientfolk im weiteren Verlauf des Abends für eine beschwingte Stimmung unter den Besuchern.

Während der beiden Pausen konnten die Besucher aus Metall getriebene Bilder und Stahl-Skulpturen von Franz Bernschneider im Innenhof des Speichers sowie in den Ausstellungsräumen besichtigen: abstrakte oder figürliche Kompositionen, die vereinzelt Erinnerungen an die Arbeiten von Alberto Giacometti aufkommen ließen.

Die Pianisten Susanne Klar, Veronika Keber an der Querflöte und der temperamentvolle Klarinettist Ako Karim starteten mit Werken von Caspar Kummer, Robert Schumann und der spannungsreichen Komposition „Under Lindetreet“ des norwegischen Komponisten Morten Gaathaug. Abrupte Einsätze, Töne, die wie Tropen in ein Meer aus Musik fielen, abgelöst durch einen Dreiklang der Musiker, unterschwellige Dramatik und wiederkehrende Passagen bis hin zu einem sich selbst karikierenden Ende begeisterten das Publikum.

K.D. Wentz am Kontrabass und Gitarrist Benjamin Kolloch verstärkten nach einer ersten Pause das Ensemble bei den rhythmisch-folkloristischen Melodien des Klezmer und Oriental Jazz. Ako Karim reichte Percussion-Instrumente an die Besucher und ermunterte diese zu klanglicher Unterstützung. Tamburinklänge, die rauschenden Wogen zweier Rainmaker sowie das Grollen einer Thunder-Drum untermalten das Traditional „That Feeling Freilach“ oder unterstrichen den behäbigen Rhythmus von „Qoulou“. Ako Karim führte das Ensemble im Verlauf von zwei Stunden auf seiner Klarinette oder dem Saxophon. Nur beim Traditional „Halleluya“ wechselte er zu Zimbeln und unterstrich eines der wenigen ruhigen Arrangements mit sanften rhythmischen Akzenten.

„Auch nur ein Mann !“ Frau v. Wolzogen über Schiller

„Was für ein Theater mit Schiller“ hieß es am Sonntagabend im Idsteiner Kulturforum Speicher. Die Schauspielerin Gertrud Gilbert aus Bad Nauheim schlüpfte für das Idsteiner Publikum in die Rolle der Caroline von Wolzogen. Als Schillers vielgeliebte Schwägerin präsentierte Gilbert den Besuchern eine Gegenüberstellung: Hier ihre Schiller überhöhende Biografie, dort Erinnerungen an Schiller als exzentrischen Mann mit allerlei Liebschaften

Die Schauspielerin G.Gilbert als Fau v. Wolzogen

Gertrud Gilbert nutzt bereits den Weg zur Bühne für ihre Schauspielkunst: Lesend, ein Selbstgespräch führend, tritt sie vor das Publikum. Zwei kleine Tischchen, eine brennende Kerze, Federkiel und ein Paravent mit Portraits stellen die Atmosphäre jener Schreibstube nach, in der sie ihre Hommage an Schiller vollendet hat. “Was hab ich für Dich gelogen. Nur dem Gesetz des Geistes sollte meine Biografie untergeordnet sein. Edel sollten Deine Motive sein - schon von Jugend an“, verkündet die Schauspielerin.

Gertrud Gilbert spielt intensiv. Sie legt die Rolle der Caroline von Wolzogen widersprüchlich an: Schwankend zwischen dem Ärger über Schillers Liebschaften, sich ereifernd über seine Amouren zu Schauspielerinnen und neidisch auf Charlotte von Kalb „Deiner Kardinalfreundin in Mannheim“. Dann wieder zeigt sie sich privat und vertraulich, verniedlicht ihren geliebten Schiller zum „Lausejungen“. Gilbert stellt sich vor dem Paravent, erhebt das Glas auf Schiller, setzt sich an den Schreibtisch und blättert in Manuskriptseiten, nimmt Bücher zur Hand, greift nach Briefen.

Ihr Wechselspiel auf emotionaler wie inhaltlicher Ebene charakterisiert die fast neunzigminütige Vorstellung. Gilbert stellt Carolines verklärte Liebe, die sie in ihrer veredelten Biografie zu Papier gebracht hat, Momenten voller Wehmut, Trauer und Wut gegenüber. Das ganze arrangiert als Mosaik aus Briefen, Zitaten aus Texten wie „Kabale und Liebe“, Erinnerungen und aktuellen Kommentaren.

Im ersten Teil steht die Auseinandersetzung mit den Liebschaften Schillers im Mittelpunkt. Gertrud Gilbert zitiert aus dem von ihr verfassten „Leporello Amoroso - siebzehn Seiten Weibergeschichten“. Als Caroline von Wolzogen beklagt sie sich: „Nie habe ich ein Gedicht von Dir bekommen“ und wertet Schillers Liebesbriefen an Laura ab „Das ist ja Schwulst hoch drei“ und „Ach, das sind nur poetische Fingerübungen“.

Nach der Pause widmet sich Gertrud Gilbert der Liebesgeschichte zwischen Caroline von Wolzogen und Schiller. Die Schauspielerin zeichnet wesentliche Stationen nach. „Ein staksiger, hohlwangiger, x-beiniger Mann mit herausragender Adlernase“, ist ihr aus der ersten Begegnung im Winter 1787 in Erinnerung geblieben. Sie resümiert über ihren diplomatischen Schachzug, Schiller mit ihrer jüngeren Schwester Charlotte zu verheiraten, um ihm nahe bleiben zu können und gedenkt ihrer Hochzeit mit Wilhelm von Wolzogen und Schillers Tod.

Gertrud Gilbert verkörpert Caroline von Wolzogen mit hoher Identifikation, insbesondere deren Auseinandersetzung zwischen ihrer überhöhten Liebe zu Schiller und dem Eingeständnis, dass der Dichter auch nur ein Mann war.

Susanne Gross

„Fenster zur geistigen Kraft“ aus der Idsteiner Zeitung

„Malerei ist geronnener Geist“, formuliert Christiane El Amir. „Meine Bilder sind Fenster zu einer geistigen Kraft und spiegeln den Dialog zwischen der geistigen Welt und der so genannten realen Welt“, bekennt die Malerin. Die in Lenzhahn lebende Künstlerin stellt im Idsteiner Kulturforum Speicher sechsundzwanzig ihrer Arbeiten unter dem Titel „Sichtbare Visionen“ aus. Begehbare Visionen, denn Christiane El Amir lädt die Besucher dazu ein, in ihren Bilderlandschaften spazieren zu gehen und von dem ihnen innewohnenden Geist berührt zu werden. Die Acrylbilder, Bleistiftzeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 1977 bis zur Gegenwart zeigen Ausschnitte aus ihrem ganz eigenen Kosmos: Farbenfrohe und mystische Naturlandschaften, detailreich und jenseits der Zeit. Vielfach tauchen Frauen darin auf, die in ihrer Gestalt eine Göttin, eine Seelenfrau oder Urmutter verkörpern.

Urlandschaft

Markant ist bei ihren Acryl-Arbeiten die Freude an der Farbe und der aufscheinende Dialog mit einer anderen Dimension: Einem Raum jenseits der von uns real erfahrbaren und uns umgebenden Welt. Christiane El Amir integriert symbolhafte Elemente wie Kreise, Spiralen, Mondsichel oder Mandalas in die Naturlandschaften.

Im Acrylbild „Winterhauch“ gestaltet sie den Einzug des Winters in eine noch bunte Spätsommerlandschaft. Üppig blühende Blumen, rot und gelb geflammt, begrenzen die untere Bildhälfte. Den oberen Bereich füllt ein noch grün belaubter Baum aus. Nur einzelne Blätter weisen schon die typische Herbstfärbung von rot und gelb auf und korrespondieren mit den Blumen am unteren Bildrand. In das Blau der Bildmitte stürmt von links her eine weiße windige Spirale, deren Schweif aus Eiskristallen den Winter bringt. Vor sich her bläst die Böe ein einzelnes rotes Blatt.

Die Frauenfiguren von Christiane El Amir sind gleichermaßen präsent wie meditativ, hingebungsvoll und eingebunden in die kosmischen Zusammenhänge. Im Bild „In Blättern“ aus dem Jahr 2011 sitzt eine weibliche Figur inmitten einer urwaldähnlichen Landschaft. Sie hat sich im Schneidersitz auf dem Waldboden niedergelassen. Bekleidet ist die Frau lediglich mit einem gelben Lendenschurz. Ihren Körper schmücken Blätter, als ob sie dabei ist, mit dem Naturkosmos zu verschmelzen. Vor ihrer Brust ist eine weiße Taube. Auch dies ein Symbol für die friedliche Beziehung zwischen Mensch und Natur im weitesten Sinn. Die Frau verharrt in einer meditativen Körperhaltung, passt sich in ihre Umgebung friedvoll ein, wohl wissend, dass sie einem ewigen Kreislauf entstammt und wieder dahin eingehen wird.

In Christiane El Amirs feinen Bleistiftzeichnungen zeigt sich schon früh ihr Talent und ihre individuelle Reaktion auf die reale Welt. In ihrem Werk „Musikstück mit Tuba, Bratsche und Flöte“ aus dem Jahr 1977 gestaltet sie einen Kopf als Windhose. Das Halbprofil türmt sich aus dem Meer heraus hinter einem kleinen Segelschiff auf. Markant ist die Gestaltung von Gesicht und Haaren: Ein Antlitz mit Lippen, Nase und Auge, doch im wilden, verschlungenen Haar winden sich ein Saiteninstrument, der Kopf einer außerirdisch wirkenden Person, ein Auge.
Sichtbare Visionen: Faszinierend und rätselhaft, symbolisch und konkret.

Susanne Gross

„Ein Koffer voller Inspirationen“ aus der Idsteiner Zeitung

Ein Koffer mit Fotos, Briefen und Familienstamm­büchern – weitergereicht von der Mutter an die Tochter - diente ihr als Inspirationsquelle: Traudel Collet stellt unter dem Titel „Rekonstruktion – Eine Spurensuche“ Acrylgemälde und Collagen im Idsteiner Kulturforum Speicher aus. Die in Aarbergen-Daisbach lebende Künstlerin präsentiert sechsundzwanzig Arbeiten, die sich mit den Thematiken Vergänglichkeit, Erinnerungen und der Zeitgeschichte auseinandersetzen. Dabei folgt sie in ihren Werken den Spuren der mütterlichen Linie. Den erweiterten Personenkreis um die Großmutter bis hin zur eigenen Tochter zeigt sie in Bezug zueinander oder stellt die vier Frauen in den Lebenszusammen­hängen der jeweiligen Epoche dar.

Hochzeit

„Für mich ging es bei diesen Werken um die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Familie. Dabei entwickelte sich die Arbeit als ein großes Stück Vergangenheitsbewältigung“, erklärt Traudel Collet und ergänzt: „Ich zeige ein Panorama, zu dem ich gehöre. Dennoch haben alle Personen ein eigenes Schicksal“.

So reichen die Bilder zurück bis in die Anfangszeiten des letzen Jahrhunderts, machen Station im zweiten Weltkrieg und werfen mit dem „Zukunft“ betitelten Portrait der eigenen Tochter einen Blick nach vorne.

Im Eingangsbereich empfängt ein Bild des bedeutsamen Koffers den Betrachter: „Der Koffer und seine Schätze“ erinnert im Stil an René Magritte. Aus dem in ocker, beigen und braun gestalteten Malgrund hebt sich der Koffer einzig durch seine roten Konturen ab. Statt Juwelen oder Gold lugen aus dem geöffneten Gepäckstück Papiere hervor. Traudel Collet greift dieses Motiv auf allen drei Etagen der Ausstellungsfläche wieder auf. Immer deutlicher und präsenter gestaltet sie den Koffer, dessen Inhalt im Verlauf ihrer Arbeit mehr und mehr an Bedeutung gewann.

Generell spielt Traudel Collet mit Präsenz und Verschwinden. So präsentiert sie im Bild „Urgroßvater“ einen Mann mit strengen Gesichtszügen, mit Hut, Gehrock und hoch stehendem Hemdkragen. Er wird begleitet von einer Frau im zeitgenössischen Kostüm. Während die Gesichtszüge der Personen noch Individualität und Präzision aufweisen, verlieren sich ihre Konturen zu den Oberschenkeln und Beinen hin, werden zu Individuen, die schon ein wenig verschwunden sind.

Ihre Mutter und Großmutter sowie die eigene Tochter präsentiert Traudel Collet besonders eindrucksvoll in der Arbeit „Vier Generationen“. Von rechts oben nach links unten und zur Bildmitte hat die Malerin die Köpfe der vier Frauen in zwei aufeinander bezogenen Diagonalen arrangiert. Im Verlauf folgt die Jugend dem Alter. Damit korrespondiert die sensible Wahl der Farben: Während das Gesicht der Großmutter schon fast im Dunkeln verschwindet, werden die Gesichter bis zur Tochter immer heller und präsenter.

Das Bild „Zukunft“ weißt mit dem Portrait der Tochter über die Gegenwart hinaus. Die junge Frau blickt mit klarem Blick nach links obern. Ihr Gesichtsausdruck ist offen, bestimmt und präsent. Doch der vielfarbig angelegte Hintergrund durchdringt den Oberkörper der jungen Frau, gleich einem Sinnbild dafür, dass das Schicksal auch dieses Leben durchdringen wird.

In ihren Collagen „Oma“ und „Mutter“ verwendet Traudel Collet Originalbilder und Dokumente, etwa Tagebuchnotizen und Zeitungsausschnitte der Aachener Nachrichten und verschmilzt diese zu einer Einheit.

Obschon die Ausstellung sehr persönlich angelegt ist, eröffnet sie den Besuchern die Möglichkeit, sich mit grundsätzlichen Fragen nach dem Vergehen der Zeit und dem Überdauern von Erinnerungen zu beschäftigen.

Die Ausstellung dauert bis zum 22. Mai. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Am 14. und 15. Mai können Interessierte unter Anleitung von Traudel Collet eigene alte Familienfotos in zeitgemäße Malerei umsetzen oder farblich gestalten. Kursdauer: Jeweils von 14.30 bis 17.30 Uhr. Preis: 50,00 €. Information unter 06120-904710 oder traudel.collet@gmx.de sowie unter www.speicher-idstein.de.

Transmaterialismus von A. Bayreuther

Von: Susanne Gross Scharfe Kanten und sanfte Übergänge, zweidimensionale Objekte und dreidimensionale Formen verbindet Adrian Bayreuther in seinen Bildern. Unter dem Titel „Transmaterialismus“ zeigt der Künstler seine Werke im Idsteiner Speicher. Der in Eschborn lebende Maler präsentiert dreizehn Arbeiten: Konstruktivistisches in Acryl, eine Collage aus Wellpappe und Gouache sowie ein synästhetisches Aquarell. Charakteristisch für die Malweise von Adrian Bayreuther ist die Verschmelzung abstrakter Formen: Diagonalen, Überschneidungen, angeschnittene Farbflächen sowie geometrische, oftmals an kristalline Strukturen erinnernde Formen, überlagern und durchdringen einander.

A. Bayreuther

Im Bild „Transmaterialistische Konstruktion“ platziert Bayreuther einen schwarzen Rahmen innerhalb einer nachtblauen Farbfläche. Gleich einem Rahmen im Bild stellt die Konstruktion gewohnte Sehweisen in Frage. Gelbe, grüne und rote Balken kreuzen den Rahmen. Kleine korrespondierende Farbstriche verteilen sich im unteren Bilddrittel. Bayreuther spielt mit der Wahrnehmung des Beobachters, indem er die Einfügungen mit Schatten unterlegt, die nur auf dem Rahmen auftauchen. Die markanteste Stelle innerhalb der Arbeit bildet der gelbe Balken. Dessen Berührungspunkt mit dem Rahmen weist nicht die charakteristischen scharfen Konturen auf. Stattdessen schafft ein sichtbarer Pinselstrich einen sanften Übergang.
Bayreuthers Arbeit „Malerische Architektonik“ ist ein Beispiel für seine durchkonstruierte Malerei. Der Künstler komponiert kristalline Formen auf der Leinwand. Weiße und schwarze Farbflächen treffen in scharfen Kanten aufeinander. Wo blaue Farbe ins Weiß oder Schwarz verläuft, sind die Übergänge nuanciert und schattig. So vereint das Bild harte und zarte Elemente, bildet definierte Klarheit und ungewisse Übergänge gleichermaßen ab.
Das Aquarell „Synästhetisches C“ entstand dank der Fähigkeit von Adrian Bayreuther, Töne als Farbe wahrzunehmen und in Malerei umzusetzen. Ein Block schwarzer Farbe umfängt einen zartroten Rahmen. Dieser Ton als Farbe umschließt wiederum einen dunklen Kern.
Bei der Arbeit „Stadtpark“ arbeitet Bayreuther mit Wellpappe. So idyllisch der Titel klingt, so gegensätzlich stellt sich der Bildinhalt dar: Kondensstreifen von Flugzeugen, Bahngleise, an Plattenbauten erinnernde Hochhäuser sowie zwei Kreuze sprechen von hereinbrechender Zivilisation und Vergänglichkeit. Lediglich ein astloser Birkenstamm erinnert an eine überlebte grüne Erholungszone.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten der Künstlergruppe „Drittes Paradigma“. Izabella Pavlushko ist mit zwei Acrylarbeiten vertreten, Constantin Severin präsentiert sein Ölgemälde „Text und Zeit #4“. Werke von Alberto D’Assumpcao und Olga Dmytrenko runden die Ausstellung ab.
Zur Vernissage spielten Wolf Creek aus Bad Soden. Sabine und Heinz-Jürgen Seufert präsentierten Folkmusik, Bluegrass und Country-Songs, etwa das Stück „Duelin Banjos“.
Die Ausstellung dauert bis zum 25. April. Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Ostermontag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.



Allerhand Kabarett mit Pro-Viel-Neurosen v. Susanne Gross

Pro-Viel-Neurosen – das neue Kabarettprogramm von „ALLERHAND!“. Carola von Klaas und Christina Ketzer bieten in bewährter Manier Unterhaltungskunst zwischen Comedy und Kabarett. Ihr zweites Programm dreht sich rund um die kleinen bis großen Eigenheiten des Einzelnen und ganzer Bevölkerungsgruppen.

Carola v. Klass und Christine Ketzer in ihrem neuen Programm

Zur Uraufführung im Idsteiner Speicher waren die Stuhlreihen voll besetzt. Selbst auf der Empore hatte sich Besucher niedergelassen, um die heiter-kritischen Sketche der beiden Kabarettistinnen zu verfolgen. Und die Gäste wurden mit fast zwei Stunden bester Unterhaltung belohnt. Schlag auf Schlag: Carola von Klaas und Christina Ketzer reihen ihre 21 Szenen schnell aneinander: Mal treten sie solo auf, dann wieder als perfekt aufeinander eingespieltes Duo.

Textsicherheit, eine leidenschaftliche Spielweise und Ausdrucksstärke bringen das Publikum von der ersten Szene an zum Lachen. Mit humorvollen Dialogen und sinnreichen Solotexte punkten die beiden Künstlerinnen bei den Zuschauern. Sie beobachten den Zeitgeist und karikieren dessen Auswüchse auf ihre unverwechselbare Art
.
Die Bühne: Ein zweistufiges Arrangement mit Korbsesseln, rundem Holztisch und Liegestuhl. Diese vier Quadratmeter verwandeln sich mal in das Wartezimmer einer Schönheitsklinik, dann wieder zur Bühne für „Rasant TV“ oder in den Behandlungsraum einer Zahnarzt-Praxis.
Zumeist dienen wechselnde Kostüme Carola von Klaas und Christina Ketzer als Requisiten. Zudem schlüpfen sie sprachlich in ihre unterschiedlichen Rollen: Hier sächselnd, dort ein französischer oder amerikanischer Akzent. Schließlich ein Gruß aus der Schweiz, als sie über effiziente Bankgeschäfte der „Rankli Bankli“ sinnieren.

Viele Lacher erntet Christina Ketzer für ihren Auftritt als Mitarbeiterin in der Patienten-Aufnahme einer Klinik. Hier werden vornehmlich wohlhabende Scheichs operiert. Voller Stolz präsentiert die Künstlerin erste Erfolge ihres Englischkurses. Sie radebrecht sich auf Deutsch, Hessisch und Englisch durch eine Knieoperation: „The Knie-Frisbee comes away and the new one druff“, verkündet sie voller Ernst.

Brillant zeigt sich Carola von Klaas als Moderatorin von „Germanys next Schrott-Model“. Schon ihr schrilles Outfit sorgt für Lacher: Eine blonde Perücke mit lila Haarband, dazu ein Westchen über dem aprikotfarbenen Trikot und geblümten Leggins. Sie moderiert die Show für das Model der Generation 50-Plus. Gekonnt wandelt Carola von Klaas auf ihren High Heels zum Publikum, um den Teilnehmern des Castings die richtige Gangart vorzustellen.

Die Lachmuskeln trainiert auch der Auftritt der beiden Künstlerinnen als Gegner von Fernsehköchen. Zunächst sind nur Stimmen seitlich der Bühne zu hören. Dann stürmen die beiden vermummten Frauen nach vorne. Sie besprechen ihre Attacken auf Lafer, Lichter und Mälzer. Mit Schneebesen und Kochtöpfen bewaffnet, sabotieren sie die Sendungen der Kochprofis. „Ich zu Markus Lanz im Studio 5. Du zu Tim Mälzer in Studio 1“, stimmen sie ihre Pläne aufeinander ab.

Zum Ende des Abends laufen Carola von Klaas und Christina Ketzer zu Hochformat auf und präsentieren „DSDAS - Deutschland sucht den Alpenländischen Superstar“. Carola von Klaas singt als Salome „Es jodelt der Seppl bei Tag und bei Nacht“ während Christina Ketzer sich bei dem „Klipp-Klapp-Lied“ durch ein Atomunfallszenario trällert. Schließlich geben sie als „Duo Florentine und Josefine“ Hip-Hop-Rap und Opern-Arien zum Besten.

Wohlverdienter Applaus zum Ende. Das Programm der Künstlerinnen kam an. Ihr Profil: Kritische Blicke auf Zeit und Zeitgenossen mit Humor und Tiefsinn präsentiert.

Weitere Vorstellungen: Freitag, 25.03. und Samstag, 26.03. - jeweils 20 Uhr. Es gibt noch Restkarten.

Stimmungsvolle Musik zum Träumen

Kai Habeth und Mathias Kippert als Duo Diffrance im Idsteiner SPEICHER. „Französische Chansons und englische Songs – Musik zum Zuhören und Träumen“ versprachen Kai Habeth und Matthias Kippert. Als Duo Diffrance boten die beiden Musiker einen Abend lang Melodien von Gilbert Becaud über Georges Moustaki bis hin zu Bob Dylan. Für die in Kriftel und Lorsbach lebenden Künstler bedeutete ihr Auftritt im Kulturzentrum Speicher zudem ihre Idsteiner Premiere.

Kai Habeth u. Mathias Kippert im Speicher

Zwei Holzstühle, Western- Gitarren mit Stahlsaiten, zwei Notenständer - die Vorführung begann. Mit „bienvenue“ begrüßte Matthias Kippert die Besucher. Neben dem Gesang übernahm der Musiker zudem die Moderation: Er übersetze einen Teil der Stücke und lieferte kurze Informationen zu den Chansoniers. Die räumliche Nähe zum Publikum nutzte Kippert zum Dialog mit den Zuhörern, etwa wenn er die Anwesenden fragte: „Welche Stücke hat Gilbert Becaud gesungen?“
Wer sich an diesem Abend für das Konzert entschieden hatte, suchte bewusst den Ausflug in die Vergangenheit. Mit den dargebotenen französischen Chansons und englischen Songs lieferten die Musiker die Grundlage für nostalgische Erinnerungen an Auslandsaufenthalte, Studientage oder Reisen. Dementsprechend bewegten sich die Lippen der Besucher beim Refrain von „Comme de bien entendu“ oder „Un peu de paradis“ von Joe Dassin. Die Zuhörer teilten die Begeisterung von Kippert über den poetischen Text von „J’aime Paris au mois de mai“ von Charles Aznavour, einer Liebeserklärung an die französische Hauptstadt. Bei diesem Solo von Matthias Kippert begleitete sich der Musiker zudem auf einer Mundharmonika.

Wie einen roten Faden zog sich das Thema „Liebe“ durch die französischen Chansons - Lieder die ganze Geschichten erzählten. So etwa bei der „Ballade de Jim“ von Alain Souchon. Das Stück handelt von einem Mann, der sich immer wieder aufs Neue verliebt. Selbst als diese Gefühlsstürme zu einem Unfall führen, entflammt er prompt für die grünen Augen der Krankenschwester. Bei „Kilimandjaro“ von Pascal Danel verläuft der Herzschmerz tragisch: Eine Mann nimmt sich aus Liebeskummer das Leben. Kritische Töne schlugen Habeth und Kippert mit dem aktuelleren Stück „Manhattan Kaboul“ von Renaud an. Der Künstler schrieb das Chanson nach dem Attentat von 11. September. Melodie und Text reflektieren die Tragik der Ereignisse.

Nach der Pause erweiterten Kai Habeth und Matthias Kippert ihr Repertoire. Sie bezogen englischsprachige Titel mit in ihr Programm ein. Das Stück „Volons vers la lune – Fly me to the moon“ lieferte Songzeilen sowohl in französischer als auch in englischer Sprache. Mit „Free fallin“ von John Mayer bot Kai Habeth ein Solo. Nach Gordon Lightfoods „If you could read my mind“ und „Wheels on fire“ von Bob Dylan kehrten sie mit einem „Mesdames et Messieurs“ wieder zurück zu den Chansons. Schließlich sangen bei der bekannten Melodie „La Ballade des gens heureux“ - der Ballade der glücklichen Leute - die Besucher erneut den Refrain mit.

Auch bei den Zugaben lieferten Habeth und Kippert zunächst einen Ohrwurm: Das Stück „Aux Champs-Elysées“ von Joe Dassin. Auf Wunsch aus dem Publikum sang Matthias Kippert dann mit „La chanson de jacky“ ein Stück von Jacques Brel. Ihre Interpretation von „Dream a little dream of me“ entließ die Besucher zurück in die Gegenwart.

Susanne Gross






Farbenwind

Von: Susanne Gross „Farbenwind“ - mit Malerei von Doris Michler sowie Accessoires und Seidenkleidern der Schmuck- und Modekünstlerin Elke Peschke startet das Idsteiner Kulturforum Speicher in die Saison 2011. Die Künstlerin Doris Michler präsentiert dreißig Arbeiten, angefertigt aus Acryl und Wachs oder als Collagen mit Svarowski-Steinen, Glas und Draht. Elke Peschke zeigt ihre Ketten aus Jade, Koralle und Süßwasserperlen sowie von ihr entworfene Mode im Stil des Art-Deco

Vernissage am 19.02.2011

Emotionalität bildet die Grundlage der Bilder von Doris Michler. Das offenbart sich bereits in der Wahl ihre Titel: Dank, Optimismus, Lebensfreude, Sinnlichkeit liegen ihrem Schaffensdrang zu Grunde. In den Kompositionen und dem Auftrag von Acryl oder Wachs bannt sie ihre Gefühle. Doch die in Niedernhausen lebende Malerin wendet sich in den ausgestellten Bildern auch floralen Motiven zu, etwa bei „Dold`s Garten“ oder „Tropical“, einer schwungvoll aufgefächerten Komposition aus roten, braunen und olivgrünen Pflanzenstrukturen. Zudem präsentiert Doris Michler abstrakte Arbeiten, wie etwa „Amadors Zukunft“. Dabei verschmelzt die Künstlerin schon im Bildtitel zwei Vornamen und setzt diese Verschränkung in der Komposition von Rot, Schwarz und Grau fort: Sie lässt die Farbflächen ineinander übergehen, sich hier deutlich abgrenzen, dort ein Sternenmuster zeigen. Ergänzt wird das Bild von dem Werk „Amadors Liebe“. Diese Arbeit setzt das Spiel der Flächen in Nuancen von Grau, Schwarz und Lila fort.
Während Doris Michler bei ihren Acryl-Arbeiten die Malkartons und Leinwände vollflächig mit Farbe füllt, setzt sie bei der Mischtechnik aus Wachs und Acryl auf eine andere Optik. Hier zeigen die Oberflächen der Bilder eine transparente Tönung. Das ist der Fall bei dem limitierten Kunstdruck „Eingang“ sowie bei den kleinen monochromen Bildtafeln rund um die Vielfalt der Gefühle: Ein dunkles Grün drückt Zuversicht aus, leuchtendes Rot steht für Sinnlichkeit.
Elke Peschke zeigt eine Auswahl ihrer Kleider aus Shanghai-Seide, ergänzt um lange Schnürketten und eng am Hals anliegende Colliers aus Amethyst und Citrin. Die in Wiesbaden lebende Stewardess liefert einer Schneiderin in Shanghai Ideen für ihre Oberteile. Auf zehn Kleiderpuppen präsentiert Elke Peschke die entstandenen Einzelstücke: Ohne Taille. Stattdessen besetzt sie deren Saum mit Marabu- oder Emu-Federn. Bei einer Bluse gehen die Ärmel in Volants über. Sie wird ergänzt mit einem geknöpften Kaschmir-Oberteil, das Elemente von Jacke und Cape in sich vereint.
Die Ketten entwirft und gestaltet Elke Peschke ebenfalls ganz individuell. Für die Unikate verwendet sie Fundstücke von den Antik-Märkten in Peking und Shanghai. Sie fädelt ovale Perlen, Blüten und Schmetterlinge zu taillen-langen Exemplaren. Bei ihren Colliers stellt sie Blüten in unterschiedlichen Größen und kleine Perlen zu schmückenden Kunstwerken zusammen.
Im Rahmen der Vernissage las Doris Michler sieben Texte aus ihrem Buch „Nur einen Cent für jede Träne“. Bei „Alte Liebe rostet“ schilderte sie das Zusammentreffen einer Frau mit ihrem Ex-Verlobten - und deren Ernüchterung nach fünfzehn Jahren Trennung. Für „Gelungene Diät“ schlüpfte sie in die Rolle einer Frau, die sich nach einen mit Fasten verbrachten Tag am Abend mit Lasagne und einer Flasche Rotwein belohnt. Gitarrenklänge und Gesang lockerten den Vortrag auf. Jürgen Peschke und sein Sohn Louis trugen zwischen den Texten „Yesterday“ von den Beatles oder „Annie’s Song“ von John Denver vor. Louis Peschke beendete die Vernissage mit dem Titel „Chasing cars“ von Snow Patrol.
Die Ausstellung dauert bis zum 27.03. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Cello meets Jazz

Virtuos das Spiel, spannungsreich die Arrangements, ungezwungen die Konzertatmosphäre. Das Duo „Cello meets Jazz“ nährte mit Violoncello und einer Halbakustik-Gitarre die Illusion, einer großen Besetzung zu lauschen. Bei ihrem Jubiläumskonzert im Idsteiner Speicher präsentierten Christopher Herrmann und Marek Herz fast auf den Tag genau fünf Jahre nach ihrem ersten Gastspiel Raum füllende Stücke von den Beatles, Sting oder Chick Corea, trugen Jazz-Klassiker wie „Take five“ sowie eigene Kompositionen vor.

Christopher Herrmann und Marek Herz

Christopher Herrmann und Marek Herz verstanden sich auf die Kunst, Spannung und Aufmerksamkeit bei den Zuhörern zu erzeugen. Intensität in der Spielweise und den Bearbeitungen kennzeichneten sämtliche Passagen - sei es bei der sanft dahin wandernden Komposition „Persia“ von Marek Herz oder dem als Kontrast vorgetragenen Stück „Spain“ nach Chick Corea. Die spielerische Bannkraft entlockte den Zuhörern ein begeistertes „Toll“ noch vor den letzten Tönen.

Die beiden Musiker spielten miteinander, ergänzten einander. Christopher Herrmann in schwarzem Hemd und schwarzer Hose aufrecht hinter seinem Violoncello sitzend, Marek Herz leger in Jeans und gestreiftem Oberteil über seine Halbakustik-Gitarre gebeugt. Sie tauschten freundschaftliche Blicke oder gingen auf in ihrem konzentrierten Musizieren.

Selbstbewusst in ihrem Spiel, ungezwungen und offen im Umgang mit dem Publikum waren sie als Künstler und Menschen gleichermaßen präsent. Bei der Moderation wechselten sich die beiden Musiker ab. Sie erzählten von den Entstehungsgeschichten einzelner Werke und holten die Zuhörer zurück in die Gegenwart, obschon man zuvor geneigt war, sich einzig dem Klangerlebnis hinzugeben.

Neue Kompositionen standen neben Bewährtem, wie etwa dem Klassiker „James“ von Pat Metheny. Marek Herz scherzte, als er behauptete: „Das Stück habe wir schon vierhundert Mal auf unterschiedliche Art miteinander gespielt - die „best of version“ gibt es heute.“

Neben ihrem spielerischen Können überzeugten die beiden Musiker auch durch ihre eigenen Kompositionen. Emotionalität klang an in „Just in case“ von Christopher Herrmann. Wie der Titel bereits erahnen ließ, begann das Stück gefühlvoll. Es erzählte von dem Versprechen, in Krisenzeiten für einander da zu sein – basierend auf gemeinsamen Erfahrungen.
Musikalisches Gefühlskino brachte das vom „Schlaier-Hirt-Duo“ für Saxophon und Gitarre geschriebene Stück „Majoh“. Eine Melodie im Leinwandformat, die von Weite und den unbedingten Wahrheiten des Lebens erzählte und der man sich als Zuhörer nicht entziehen konnte.
Überspitzt, karikierend und geradezu ironisch spielten Herrmann und Herz als erste Zugabe das Stück „Sexbomb“ von Tom Jones. Mit Pfiffen und „so schön Rufen“ verabschiedete sich das Publikum mit der Hoffnung auf ein erneutes Konzert - und das nicht erst in fünf Jahren.

Susanne Gross

Vom Barock bis Gegenwart --Gitarrist Vakhtang Karebrava

Von: Susanne Gross Ein Mann, ein Stuhl, eine Gitarre - mehr bedurfte es nicht für einen musikalisch weit angelegten Spaziergang durch die Epochen der Renaissance über Barock, Klassik und Romantik bis in die Gegenwart. Als Reiseführer engagierte sich dabei der aus Georgien stammende Gitarrist Vakhtang Kharebava. Im Rahmen der Musik-Kompakt-Reihe „Forum junger Künstler“ des Idsteiner Kulturrings spielte der Absolvent der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst im Kulturzentrum Speicher.

Karebava

Kharebavas neunzigminütige Darbietung war als Widerspruch auf den zur Begrüßung von Kurt Bethge-Krafft zitierten Komponisten Hector Berlioz konzipiert, der einer Gitarre nur mangelhafte Konzertqualitäten zuschrieb. Das Idsteiner Publikum wurde von dem konzentriert und hingebungsvoll Teile seines Prüfungsprogramms präsentierenden Künstler eines besseren belehrt. Vakhtang Kharebava bestach durch den souveränen Umgang mit seiner Nikolaus-Wollf-Gitarre.
Selbstbewusst in seinem Können doch vollkommen zurückgenommen in seiner Persönlichkeit trat der Gitarrist im gesamten Verlauf des Konzerts hinter die Präsentation der Stücke von Bach, Paganini und Piazolla zurück.
Seine dunklen Haare streng nach hinten zu einem Zopf gebunden, die Augen zumeist halb geschlossen, ließ der Künstler seine Finger arbeiten. Vakhtang Kharebava spielte die Töne kurz an oder ließ ihnen Raum um nachzuklingen, erschuf Folien für Träume oder lud ein zum konzentrierten Zuhören, bot heiter leichte Melodien und wechselte zu dramatischen Passagen bei seinem chronologisch konzipierten Vortrag.
Einen Höhepunkt bildete die „Ungarische Fantasie“ von Johann Kaspar Mertz. Gekonnt spielte der Musiker die Wendungen der temperamentvoll eleganten Komposition aus.
Ebenso gelungen brachte er die emotionale Sprache von Heiterkeit und bitterer Süße der „Romanze“ von Niccolò Paganini zum Ausdruck.
Einen Höhepunkt bildete schließlich das Werk „Invocation et Danse“ des spanischen Komponisten Joaquin Rodrigo. Eine subtile Dramatik durchzog unterschwellig selbst die sanftesten Passagen des von Stolz und Ehre durchwirkten Stücks.
Antonio Carlos Jobims bekannter Bossa-Nova „Garota di Ipanema“, ein von Vakhtang Kharebava bearbeiteter Jazz-Standard sowie die Tangokomposition „Ciao Paris“ von Astor Piazolla führten nahe an die Gegenwart heran. Mit dem Klassiker „Die spanische Romanze“ als Zugabe verabschiedete sich der junge Künstler von seinem aufmerksamen Publikum.

Er ist fort um zu pflanzen.....

Von: Susanne Gross Bevor sich Christina Ketzer und Carola von Klaas ab März 2011 in einem neuen Programm den menschlichen „Pro-Viel-Neurosen“ widmen, gastieren die Künstlerinnen mit bewährten Sketchen im Idsteiner Speicher. „Wechsel-Jahre PLUS, es trifft jeden - auch den Mann“ bot und bietet gekonnte Unterhaltung rund um die mit dem Älterwerden verbundenen Themen Schönheit, Hormonumstellung, Fitnesswahn. Dabei beleuchten die beiden ausgebildeten Schauspielerinnen typisches Rollenverhalten von Mann und Frau und treiben so manche alltägliche Beobachtung auf die Spitze. Die im „Allerhand-Kabarett“ verbundenen Künstlerinnen reihen im Verlauf von neunzig Minuten neue und alte Szenen in schneller Abfolge aneinander, erheiternd und leicht präsentiert

Kaberett Allerhand mit „Wechseljahre plus „

Zwei Korbsessel und ein Bistrotisch mit Weinflasche, Glas und Kerze genügen den beiden Frauen, um Szenen im Sportstudio, vor dem heimischen Badezimmerspiegel oder im Straßencafé umzusetzen. Gewürzt werden die Auftritte durch ihre ständig wechselnde Garderobe, die vom eleganten kleinen Schwarzen über bequeme Joggingkleidung bis hin zur abgetragenen Jeansjacke und ausgebeulter Hose reicht. Die beiden Frauen verkörpern unterschiedliche Typen und wechseln von Soloszenen zu gemeinsam vorgetragenen Stücken.
Carola von Klaas gibt die Femme fatale, schlüpft in die Rolle einer Sextherapeutin oder reiht als telefonierende Geschäftsfrau einen Anglizismus an den anderen. Kurz darauf imitiert sie mit viel Mut zur Hässlichkeit eine Sächsin die bei ihrer Religionsberaterin Unterstützung bei der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben erwartet.
Christina Ketzer philosophiert als Witwe über ihren späten Kinderwunsch und poltert in einer anderen Szene los: „Was soll aus einem Tag werden, der mit Aufstehen anfängt“. Ihre gespielte schlechte Laune mündet in einen Blues, der ärztliche Ratschläge zum Tablettenkonsum hinterfragt. Sie appelliert stattdessen für ein Schwätzchen mit der besten Freundin. Mit ihrem Fazit: „Besser als jede Tablette, das ist Trost. Prost!“, erhebt sie ihr Glas Richtung Publikum.
Szenenapplaus erhält sie in der Rolle einer amerikanischen Professorin, die über das Phänomen der Wechseljahre beim Mann referiert. Das Publikum lacht auf, als sie von der Selbstverständlichkeit des männlichen Fortpflanzungstriebs spricht. Ihr Ausspruch: „Er ist fort, um zu pflanzen“, sorgt für allgemeine Heiterkeit.
Mit der Sequenz „Bei der Sextherapeutin“ liefern die beiden Künstlerinnen einen Höhepunkt. Carola von Klaas gibt die erfahrene Therapeutin. Deren Klientin Christina Ketzer unterstreicht ihre Biederkeit mit Topfhütchen, rustikaler Weste und verklemmt wirkender Körperhaltung. Sie sucht Rat für ein erfüllteres Sexualleben und berichtet von vier gänzlich gescheiterten Versuchen, die schließlich zum Krankenhausaufenthalt ihres Mannes führten.
Dass sich das vorwiegend aus Frauen bestehende Publikum bestens amüsiert und in vielen der Szenen wieder erkennt, belegen Szenenapplaus, Lacher und zustimmende Kommentare.
Weitere Veranstaltungstermine im Speicher: 20.11. und 3.12. Beginn jeweils 20 Uhr. Kosten pro Karte 10 Euro. Reservierungen unter 06126-6896.


leer

Eine Reise ins Herz der Töne

Von: Susanne Gross „Eine Reise ins Herz der Töne“ versprach das Gong-Konzert im Idsteiner Speicher. Der in Karlsruhe lebende Klangkünstler und Musiktherapeut Rigulf Nemitz ermutigte die Besucher, sich auf ein musikalisches Abenteuer für Ohren, Herz, Körper und Seele einzulassen. Im Verlauf der über einstündigen Performance nutzte der Künstler seine dreizehn überwiegend aus China stammenden Gongs sowie ein umfangreiches Sortiment an weiteren Instrumenten, darunter Glöckchen, Steeldrum, eine arabische Rahmentrommel und Klangschalen in unterschiedlichen Größen, für eine kraftvolle und archaische Darbietung.

Rigulf Nemitz

Erwartungsvolle Stille erfüllte den Raum, als das dreimalige Schellen der Zimbeln erklang. Rigulf Nemitz hatte vor seinen Gongs auf einem Meditationskissen Platz genommen und konzentrierte sich auf das Konzert. Er bekundete: „Ich betrachte mich als Diener und Dirigent der Zhonglines“, wie er liebevoll das Ensemble der Gongs vorstellte. Seine geradezu innige Hinwendung zu den Instrumenten konnte man im Verlauf des Konzerts deutlich spüren Er bearbeitete die Klangkörper mit Klöppeln in unterschiedlichen Größen, strich mit Besen darüber, nahm Stäbchen und seine Handflächen zu Hilfe, um den Gongs von zwanzig Zentimetern bis hin zu 1,10 Metern Durchmesser ein breites Spektrum an unterschiedlichen Töne zu entlocken.
Während des Spielens organisierte sich der Künstler immer wieder neu innerhalb des aufgebauten Arrangements. Beginnend mit einer Kombination von Tönen der Kuppelgongs und diversen Klangschalen steigerte sich die Dramatik der Darbietung, je weiter Rigulf Nemitz sich auf der Kissenspur am Boden in das Innere seines Aufbaus hineinarbeitete. So ähnelten die charaktervollen Töne des größten Gongs, der „Erde“, einem deutschen Gong mit beulenartiger aussehender Oberfläche, einem Gewittergrollen. Den Effekt von abklingendem Regen erzielte der Künstler mit Hilfe einer Melodie auf einem Daumenklavier. Beeindruckend waren auch die Klänge, die er der Steeldrum entlockte, während er parallel dazu mit seiner linken Hand eine Querflöte umfasste und spielte.
Die wellenartig heranströmenden Klänge boten allen Besuchern den Raum, ihren eigenen Phantasien und Visionen nachzuhängen. Die trocken klingenden Töne der arabischen Rahmentrommel erinnerte an den Marsch einer Karawane in der Wüste, voluminöse Klänge lockten üppigere Bilder hervor. Überraschend im Verlauf des Spannungsbogens dann der Abschluss: Wie der zusammenfassende Abspann eines bewegenden Kinofilms wirkte Nemitzs Improvisation auf einer nordamerikanischen Holzflöte. Dann erklangen erneut die hellen Töne der Zimbeln und holten die Besucher in eine stille Gegenwart zurück, in denen für einen Moment noch die ergreifenden Töne nachhallten.




Singende Bilder von Kerstin Schulze Dieckhoff

Von: Susanne Gross Töne, Klänge und Lieder, umgesetzt in Malerei und diese akustisch flankierend, bietet die aktuelle Ausstellung mit Werken von Kerstin Schulze Dieckhoff im Idsteiner Speicher. Die in Wörsdorf lebende Autodidaktin lädt mit ihren „Singenden Bildern“ sowie Tonskulpturen die Besucher zu einer doppelten sinnlichen Erfahrung ein: auf den Gebieten des Sehens und des Hörens. In ihrer als „Raum zum Sein“ konzipierten Präsentation haben die Besucher die Möglichkeit, zu neunzehn ausgewählten Arbeiten die dem Bildinhalt zugrunde liegenden Lieder mittels MP3-Player zu hören – gesungen von Kerstin Schulze Dieckhoff mit Ihrer ausdrucksstarken Stimme. Die Künstlerin eröffnet allen Besuchern einen individuellen Zugang zu ihren Arbeiten, etwa die Werke in Stille zu betrachten oder nur die Musik zu hören.

Gemeinschaft Acryl auf Leinwand von Kerstin Schulze Diekhoff

Die Bilder von Kerstin Schulze Dieckhoff verfügen gleichermaßen über Harmonie und Energie und führen den Betrachter Dank ihrer Ausgewogenheit und suggestiven Kraft in die Tiefe. Besuchern, die sich auf das Angebot einlassen, bietet sich ein meditatives Erlebnis.
Obschon die Konturen der Farbflächen, stilisierter Figuren und Motive klar umrissen sind, entbehren die Übergänge jeglicher Schärfe. Das Leben in seinen Facetten und unterschiedlichen Aspekten von Geburt, Wandel, Achtsamkeit, dem „Hier und Jetzt“ findet seinen Niederschlag in den Liedtexten und eine Reflektion in den Bildern. Die Interpretationen der Künstlerin sind zumeist in intensiver doch sensibler Farbsprache angelegt. Dabei verwendet Kerstin Schulze Dieckhoff Gouache, Acryl oder Wandfarbe und ergänzt die Arbeiten mit Sand, Masken oder Blättern - „je nachdem, was das Bild benötigt“. Labyrinthe als Sinnbild des Lebensweges, Engel, stilisierte Figuren sowie Spiralmotive und Hände tauchen mehrfach dabei auf.
Bei der vierteiligen Arbeit „Gemeinschaft“ verschmelzen die Naturtöne durch die vereinfachte Darstellung von Figuren zu einem Gefühl von Zuwendung und Versöhnung. Die anonymisierten Menschen werden in unterschiedlichen Haltungen gezeigt: eine Mutter, die ein Kind auf den Arm trägt oder ein Paar, das einander umarmt. Die Gesten einzelner Figuren überbrücken die durch die Hängung entstandene Kluft zwischen ihnen. Das Aufeinander bezogen sein über eine reale Distanz hinweg hat bei diesem Bild in doppelter Hinsicht etwas Verbindendes.
Das Werk „Wandel“ entstand zu den Zeilen „Willkommen im Licht, lass Altes vergehen, lass Neues entstehen“. Hierbei zeigt sich die Bildoberfläche nicht geschlossen. Durch aufbrechende Flächen hindurch werden Überlagerungen und tiefere Schichten sichtbar, so als ob sich das Neue gerade machtvoll und unaufhaltsam aus dem Alten heraus ankündigt. Ein schemenhaft skizzierter Schutzengel sowie zwei sich frei bewegende Figuren und eine Spirale künden von der Freiheit, die mit dem Weiterentwicklungsprozess verbunden ist.
Die Ausstellung dauert bis zum 24. Oktober. Die Arbeiten sind: samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Zur Finissage am 24. Oktober bietet Kerstin Schulze Dieckhoff um 17 Uhr die Möglichkeit, mit ihr gemeinsam die Lieder zu den Bildern zu singen. Der Eintritt ist frei.



Ansichtssachen von J.H.Kern

Von: Susanne Gross In einer ersten Einzelausstellung im Idsteiner Speicher präsentiert der in Glashütten-Schlossborn lebende Jürgen-Hinrich Kern zweiunddreißig Bilder unter dem Titel „Ansichtssachen“. Den Besucher erwarten dabei Arbeiten aus den Jahren 2000 bis in die Gegenwart, die in Pastellkreide oder als Aquarell ausgeführt wurden. Den Schwerpunkt der Motive bilden Landschaftsdarstellungen, Seestücke und eine Reihe von Torbögen - Ansichten im wahrsten Sinne des Wortes. Kern greift dabei auf Eindrücke von seinen Reisen zurück, die ihn auf andere Kontinente, wie etwa ins Herz Afrikas oder nach Nord-Amerika geführt haben, doch er zeigt zudem Motive aus Deutschland und der unmittelbaren Heimat

Meckenheim Park Aquarell J.H. Kern

. Beim Bild „Gewitter über Schlossborn“, einer in Pastellkreide ausgeführten Arbeit, steigen über einem von Nadelgehölz umstandenen Taleinschnitt voluminöse graue Regenwolken empor und bedecken den Himmel. Die Taunuslandschaft versinkt dabei im Dunst.
Kerns naturalistische Wiedergabe zieht sich durch alle seine Arbeiten. Sei es bei den Landschaften, deren Wälder er zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten wiedergibt oder bei den Seestücken mit Impressionen von der Ostsee.
Auch bei der Wahl der Farben orientiert sich Kern ganz an den Vorgaben der Natur. So intensiviert sich seine Palette natürlicherweise bei den Bildern, die Motive vom Schwarzen Kontinent zum Thema haben. Bei „Sunrise in Southern Africa“ versinkt eine weiße Sonne in starkem Kontrast zum orange gefärbten Himmel. Wie ein Scherenschnitt ragt ein einzeln stehender Baum rechterhand empor und gibt dem Ausschnitt in seiner Reduzierung einen plakativen Charakter.
In diesen Bildern beleben auch Tiere die Szene. Elefanten aus dem Krüger Nationalpark oder Giraffen vervollständigen die Impressionen aus der Ferne.
In einer Reihe von Ansichten aus Deutschland ist markant, dass Kern die Häuser naturgetreu in Aquarelltechnik ausführt, doch die integrierten Personen lediglich mit einigen Federstrichen skizziert. Bei dem Bild „Aachener Straßenszene“ blickt der Betrachter auf ein coloriertes Stadthaus. Im Bildvordergrund bewegen sich Menschen ungezwungen beim Einkaufsbummel oder sitzen in einem von Sonnenschirmen überdachten Straßencafe. Die angrenzenden Häuser, die Sonnenschirme und Laternen bilden nur Staffage. Auch die dem Betrachter zugewandten Gesichter der Personen hat Kern nicht ausgearbeitet und bringt so etwas von der bewegten austauschbaren Anonymität der Stadtszenen in die Bilder.
Die Arbeiten sind bis zum 3. Oktober zu sehen. Die Ausstellung ist samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.



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Kopfsache von Gabriele Wagner

Von: Susanne Gross Der Mensch steht im Mittelpunkt. Die in Niedernhausen lebende Künstlerin Gabriele Wagner präsentiert im Idsteiner Speicher unter dem Titel „Kopfsache“ Acrylbilder, in Kreide und Kohle ausgeführte Zeichnungen sowie dazu korrespondierende keramische Plastiken. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeiten bei Portraits sowie Büsten weiblicher Figuren. Ihre naturalistische Darstellungsweise verwendet sie dabei sowohl auf die Darstellung bekannter Persönlichkeiten, wie bei der charaktervollen Wiedergabe des gereiften Ernest Hemingway, als auch auf farbintensive Portraits von Menschen fremdländischer Herkunft. Darin fängt sie das stolze Antlitz einer Marokkanerin oder die sehnige Figur eines Massai-Kriegers ein. Häufig setzt die Künstlerin ein als Bild gezeigtes Motiv ebenso in der dreidimensionalen Form der Keramik um. Einend ist beiden Ansätzen die konkrete Gestaltung jenseits aller Abstraktion.

Frau mit Hut

Bei der Keramik „Madonna mit Kind“ umfängt eine Frau schützend den Körper eines Säuglings. Die Plastik steht als Sinnbild für Geborgenheit Eingebettet in die rechte Armbeuge der Mutter ragt lediglich der Kopf des Babys aus ihrem Gewand. In inniger Haltung neigt sie ihren Kopf dem Kind zu. Das dazu korrespondierende Acrylgemälde ähnelt im Aufbau der Plastik. Auch hier drückt sich in der Gestik der Mutter die Innigkeit der Beziehung aus.
Verzichtet die Künstlerin bei ihrer keramischen Arbeit gänzlich auf eine farbige Glasur, kontrastiert im Bild die gelbe Farbe der Kinderkleidung stark mit dem blauen Oberteil der Mutter. Zudem ist die Szene in den Innenraum einer Kirche verlegt. Das Kreuzrippengewölbe und eine Fensteröffnung betonen den sakralen Charakter der Szene über die universell mütterliche Geste hinaus.

Die Künstlerin präsentiert zudem eine sechsteilige Reihe von Acrylbildern aus den Jahren 2009 und 2010, die in ihrer Farbigkeit und in der Haltung der gezeigten Personen an Aufnahmen aus den Anfangszeiten der Photographie erinnern. Hier wie dort eint die ausgewählten Personen eine zeittypische Eleganz und Distanziertheit im Blick. Die Farbigkeit der Portraits beschränkt sich auf Abstufungen von Beige und Nuancen von Grau, die sich auch im Teint der gezeigten Personen wiederfinden.

Bei der Wahl der Motive greift Gabriele Wagner auf prominente Persönlichkeiten zurück, wie etwa die junge Romy Schneider oder portraitiert eine Verwandte als „Berliner Dame“, mit einem von Blüten üppig dekorierten Hut.

Einen anderen Weg geht die Künstlerin bei ihren Arbeiten in Öl-Pastell-Kreide. Hier konzentriert sie sich auf die Darstellung von vergrößerten Ausschnitten aus den Gesichtern von Menschen anderer Kontinente. Linkerhand hängen drei Arbeiten aus dem asiatischen Kulturkreis, die sich in der Darstellung auf die Farben schwarz, weiß und rot konzentrieren. So sticht der dominant geschminkte Mund einer Geisha aus ihrer blassen unteren Gesichtshälfte hervor. Rechts hingegen hängen die Vertreter von Naturvölkern der südlichen Hemisphäre. Dabei verwendet die Künstlerin erdbezogene Farben oder greift zu Schwefelgelb, um das exotisch bemalte Gesicht eines Mannes aus Papua-Neuguinea darzustellen.

Finissage „Ton und Töne“

Von: Susanne Gross Mit Klängen und Texten endete die Ausstellung „Ton und Töne“ im Idsteiner Speicher. Eine musikalische Performance auf ausgewählten Kunstobjekten setzte den Schlußpunkt der vierzehntägigen Werkschau mit aktuellen Arbeiten von Ines Nickchen und ihren Schülerinnen. Den kreative Herstellungsprozess sowie die Erfahrungen der Frauen im Umgang mit dem Grundstoff Ton spiegelten die vorgetragenen kurzen Texte wider.

Bei den musikalischen Darbietungen reichte die Bandbreite von kleinsten Soli auf keramischer Mondharfe und Percussionobjekten bis hin zu einer Improvisation auf der Querflöte durch Sabine Zekorn-Löffler. Die melancholische Melodie wurde vom glockenähnlichen Klang zweier Schalen und Bali-Glocken untermalt. Zum Abschluss setzten sämtliche Künstlerinnen ihre Ton-Instrumente ein. Die frei improvisierte Klangfolge begann verhalten, um sich in ein kraftvolles Miteinander zu steigern. Gebrauchskeramik und Kunstobjekte wurden dabei mit Hilfe von Klöppeln zum Tönen gebracht, rhythmische Akzente setzen Percussionelemente und Flötentöne wurden den Pfeifen der Windharfe entlockt.
Ingrid Hellfritz aus Königstein lobte die Klangqualität der Objekte: „Der bei 1280 Grad gebrannte Ton für Feinsteinzeug verschafft den Objekten dieses Klangstärke“, merkte die lange Jahre im eigenen Atelier als Keramikerin tätige Besucherin an.
Eingebunden in die Atmosphäre einer nachmittäglichen Kaffeetafel im Innenhof wurden den Gästen zudem Aufnahmen zu Gehör gebracht, die im Rahmen der Ausstellung entstanden waren. Für die Mitschnitte hatten sich die Ausstellungsbesucher als Tonkünstler betätigen können. Inspiriert von der Idee, den „Bambuswald des Yanmingsham“ zum Klingen zu bringen, hatten sie ihre Vorstellung von bewegten Bambuspflanzen vertont. Kraftvolles Klopfen und raschelnde Bewegungen mit dem Rainmaker zeugten von den unterschiedlichen Interpretationen.
Ines Nickchen freute sich über die Experimentierfreude der Ausstellungsbesucher: „Die Gäste sind sehr bereitwillig auf dieses Angebot eingegangen. Einige zeigten sich am Anfang etwas vorsichtig, doch hinterher waren sie stolz auf das Ergebnis. Oft haben sich zwei oder drei Personen ungeplant in ein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel hineinmusiziert“, erläuterte sie.
Die Aufnahmen sind als CD erhältlich. Unter der Leitung von Sabine Zekorn-Löffler an der Querflöte stellen Ines Nickchen und ihren Schülerinnen eigene Improvisationen vor. Darüber hinaus ist die Besucherperformance „Wie klingt der Bambuswald von Yanmingshan?“ zu hören. Die CD kostet 5,- Euro und kann unter info@ines-nickchen.de bestellt werden.

Ton und Töne von Ines Nickchen und Schülerinnen

Von: Susanne Gross Ton und Töne: Der Grundstoff für keramische Arbeiten, seine Klangnuancen sowie die Farbabstufungen der Glasuren stehen bei der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Kulturraum Speicher im Mittelpunkt. Die Glashüttener Keramikkünstlerin Ines Nickchen präsentiert mit zwölf ihrer Schülerinnen kunstvolle Klangobjekte, keramische Bilder, plätschernde Brunnen sowie Gegenstände für den täglichen Gebrauch. Zur Ausstellungseröffnung trugen die Künstlerinnen zudem eine Klangperformance mit Hilfe ausgewählter Kunstobjekte vor. Begleitend dazu las Sabine Zekorn-Löffler einen Text von Jutta Delpy vor, der den keramischen Produktionsprozess in all seinen Stufen beschreibt

Mondharfe

Die beteiligten Künstlerinnen schlossen sich zu einem Kreis zusammen, nahmen Mondharfen und Schalen, Tonflöten und Rainsticks zur Hand. Unter dem Motto „Vom Klang der Dinge“ erinnerten die ersten Töne an einsetzenden Regen mit vereinzelt fallenden Tropfen. Eine Steigerung erfuhr die Performance bei der Intonation der schöpferischen Idee sowie dem Brennvorgang im Feuer.

Experimentierfreudige Besucher können im Rahmen der Ausstellung verschiedene Objekte zum Tönen bringen und diese auf CD aufnehmen. Das Ergebnis wird im Rahmen der Finissage am 18. Juli um 16 Uhr präsentiert.

Jutta Nothacker, die erste Kreisbeigeordnete, hatte die Ausstellung mit einem Zitat aus der Bibel eröffnet. Sie verwies auf eine Passage aus dem 1. Buch Mose, worin von einem Erdenkloß als Werkstoff für den Menschen die Rede ist. In einem geschichtlichen Abriss ging sie auf die hohe Bedeutung dieses Materials für den Menschen ein.

Die Objekte in der Ausstellung sind so vielfältig wie die Persönlichkeiten der Frauen. An den Wänden hängen in Papier oder aus Keramik und Blattgold gestaltete Bilder von Ines Nicken. Dem Zitat „Der Wind im Bambus ist die Musik des Himmels“ folgend, steht diese Pflanze dabei im Mittelpunkt. Zudem präsentiert sie eine Auswahl ihrer hauchzart gearbeiteten Schalen und Vasen. Die im Dachgarten gezeigten Tonblumen von Sanja Bresslauer erinnern an noch geschlossene Köpfe phantasievoller Pilze. Die Oberfläche der zuckerhutförmigen Objekte hat sie dekoriert, durchbrochen oder mit Applikationen verziert. Jutta Delpy stellt zwei Mondharfen aus. Deren gerundete Sockel dienen als Resonanzkörper für die darauf montierten neun Scheiben. Erzeugt werden die Töne, indem man mit einem Klöppel die Scheiben berührt. Michelle Gallagher bringt das Meer zu den Betrachtern. Ihre bizarren Früchte erscheinen in Gestalt von „Oceanic forms“ und „Polypen“ und wirken so bewegt, als ob sie gerade vom Meer umspült werden. Annemarie Greisner präsentiert eine Herde Lämmer, Böcke und Schafe. Auf drei Fensterbänken im Obergeschoß kommen die naturalistisch gestalteten Tiere als Herde daher. Sibylle Hoffmann-Weiß stellt im Innenhof einen von innen beleuchteten Brunnen aus. Über mehrere kunstvoll arrangierte Ebenen ergießt sich klangvoll ein Strahl Wasser. Saskia Kewitz hat aus Steinzeug, dem Stamm eines Bonsai-Baumes, Silberdraht, Porzellan und Fimo eine gleichermaßen filigrane wie stabile Skulptur unter dem Titel „Himmel und Erde – Streben nach Erlösung“ geschaffen. Margot Koch zeigt zwei Sufi-Figuren. Die Körper der Tänzer nehmen deren tranceartige Drehbewegung im schwingenden Rock und den erhobenen Armen auf. Heide Marwede verleiht ihrer „Sehnsucht nach Bali“ Ausdruck mit einem Sortiment an runden Dosen in unterschiedlicher Größe und variationsreicher Oberflächengestaltung. Margit Obermüller spielt mit Ton in unterschiedlichen Farben bei ihren drei Gefäßen. Unter dem Titel „Hommage an Klee“ variiert sie im Neriageverfahren die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Winter. Rebecca Stone beweißt Humor bei ihren „Greetings from Switzerland“. Sie vereint das Aussehen von Kuhglocken mit den charakteristischen Käselöchern sowie Spuren von Schnittstellen in der Glasur. Trude Trautmann hat in wörtlichsten Sinn zwei Sprossenleitern aus Ton gefertigt. Zudem schuf sie eine Collage zum Thema „Tonleiter-Studien“ an. Sabine Zekorn-Löffler stellt ihre Harfe vor. Sie hat sieben im Durchmesser und in der Länge unterschiedliche Tonpfeifen zu einem Klangobjekt verbunden Das Arrangement soll in der Natur seinen Platz finden.
Die Ausstellung dauert bis zum 18. Juli. Sie ist jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

„Kachelbilder von E. Schmidt „aus der IZ vom 22.06.2010

Von Susanne Gross Eine Ausstellung in der man lauthals lachen kann, schmunzelnd durch die Räume schlendert, zustimmt oder den Kopf schüttelt, bietet der Idsteiner Speicher. Der Taunussteiner Maler und Grafiker Eber Schmidt zeigt zum zweiten Mal seine „Spülmaschinengeeigneten KACHEL-BILDER“. Achtundvierzig überwiegend neue Arbeiten präsentiert der Künstler in seinen humorvollen, makaberen und kritischen Zeichnungen auf schlichten 15 mal 15 Zentimeter großen Haushaltskacheln. Typisch für die Ausdrucksweise des Künstlers ist die Reduzierung der verwendeten Farben. Zumeist begnügt er sich mit schwarz und rot. Der kreativen Umsetzung von Wortspielereien kommt zudem eine große Bedeutung in seinem Schaffen zu. Bei der Wahl seiner Themen kennt Eber Schmidt keine Grenzen. Er beginnt bei Adam und Eva und greift ebenso kritisch Tendenzen der Gegenwart auf. Schwerpunkte bei der aktuellen Ausstellung bilden Reflektionen über typische Verhaltensweisen von Mann und Frau, Kritisches zur Kirche sowie Augenzwinkerndes zur menschlichen Sexualität

Borngasse 23 Foto: Klaus Gottschick

Zeitkritisch äußert er sich in einer Arbeit aus dem Jahr 2009. „Klobalität“ zeigt unsere Weltkugel auf einer geöffneten Toilettenschüssel. Als krönendes Detail erweist sich die Aneinanderreihung von Dollarscheinen auf dem Toilettenpapier.

Makaber gestaltet Eber Schmidt die Arbeit „Ha-la-li“. Der Künstler platziert fünf Jäger in der oberen Hälfte der Kachel. Die Männer halten ihre Jagdhörner in die Luft, um zum Halali zu blasen. Darunter liegen die erlegten Wildschweine in Reih und Glied.

Ironischerweise befindet sich ein erschossener Jagdhelfer in leuchtender Warnweste unter den Opfern. Wie den Tieren wurde auch ihm ein Eichenlaubblatt in den Mund gesteckt.
Die Arbeit „Geschlechterspezifische Erkenntnis“ setzt sich aus vier Kacheln zusammen. Adam und Eva stehen in einer Landschaft mit Kokospalme und südländischem Baum. Eva hält Adam ein rotes Feigenblatt vor sein Geschlecht. Ironischerweise bedeckt Adam jedoch Evas Mund mit einem Blatt. Das Werk „… nichts anzuziehen“ zeigt Eva unentschlossen bei der Wahl zwischen einem grauem und einem rotem Feigenblatt. Hier spielt Eber Schmidt stereotype Rollenmuster von Mann und Frau durch.
Auch vor Anmerkungen zur Kirche macht der Künstler keinen Halt. Bei „KonDom“ stülpt er rosa Verhütungsmittel über die Türme einer Kirche, in die gerade eine Schar Gläubige strömt. Die „Beichtkachel“ rundet diesen Zyklus ab. Hierbei zeigt er einen Priester hinter diagonalen Gittern, die einen Beichtstuhl imitieren.
Sexualität spielt in den Bildern „Von Phall zu Phall“ oder „Ohrgasmus“ eine Rolle. Bei „Equipment“ zeigt er einen nackten Mann in unterschiedlichen Phasen der Erregung. Sie steigert sich von „Software“ im linken Bildteil zu „Hardware“ auf der rechten Hälfte. Hier steht der erregte Penis des Mannes steil nach oben.
Eber Schmidt hält sich in seinen Arbeiten die Treue, wenn er eine ureigene Art quer zu denken bildlich umsetzt. Schon mit der Ergänzung von einem Buchstaben verändert er das Wort und schafft komplett neue Sinnzusammenhänge. und Verfremdungen.
Die Ausstellung dauert bis zum 27. Juni. Öffnungszeiten jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Emotionen und Lebensfreude

tArtorte: Tango,Jazz und Balkanmusik der Veronika Todorova-Band im Idsteiner Speicher Von Susanne Gross - sgr Eine ungewöhnliche Mischung aus Tango Nuevo, Jazz und Balkanmusik bot am Freitagabend die Veronika Todorova Band im Idsteiner Speicher. Im Rahmen der Reihe tArt-Orte präsentierte die 23-jährige Bulgarin gemeinsam mit Detlef Görke am Bass und Axel Spreitzer hinter dem Schlagzeug ein Open-Air-Konzert im Innenhof. Neben musikalischen Ausflügen in die Welt Lateinamerikas und in den Osten Europas war es überdies ein Abend voller Gefühl. Die ausgewählten Stücke von Chic Corea, Astor Piazzolla oder Renzo Ruggieri waren von starker Emotionalität in der Komposition und der Spielweise bestimmt. Die Melodien erzählten Geschichten, die von Lebensfreude oder Ergriffenheit sprachen, Dramatik und Temperament zu Gehör brachten

Veronika Todorova-Band

Bereits am Vorabend hatte die Band im ausverkauften Künstlerhof von Ilka Fanta in Wallrabenstein für allerbeste Stimmung gesorgt. Auch im Speicher stellten sie in ihrem neunzigminütigen Programm ihr Können und ihre Spielfreude unter Beweis.

Bei Veronika Todorova macht es keinen Unterschied, ob sie ein Stück von Renzo Ruggieri, einem italienischen Jazz-Akkordeonisten vorträgt oder heimatliche Klänge bei der „Balkan-Suite“ anstimmt. Sie spielt ihr Instrument immer mit der gleichen Intensität und Hingabe. Notenblätter? Überflüssig! Veronika Todorova hat die Stücke verinnerlicht.
Sie beginnt ihre musikalischen Darbietungen mit geschlossenen Augen, den Kopf leicht nach vorne geneigt. Konzentration ohne Anstrengung zeichnet sich auf ihren Gesichtszügen ab. Dann wirft sie den Kopf in den Nacken, ein Strahlen um die Mundpartie breitet sich aus. Ab und an wechselt die Musikerin einen Blick mit dem neben ihr sitzenden Bassisten. Detlef Görke spielt gleichermaßen hingebungsvoll die Begleitung mit seinem Fretless-Bass. Das Instrument, von der Klangcharakteristik her eine Mischung aus Kontrabass und elektrischem Bass, unterstreicht gemeinsam mit dem Rhythmus des Schlagzeuges das Spiel. Schon beim ersten Stück, der Polka „Quick Silver“, zeigt Veronika Todorova ihr Können. Ihre Hände bewegen sich in einem unglaublichen Tempo über die Tasten und Knöpfe.
Beeindruckend auch die Interpretation der Komposition „Spain“ von Chic Corea. Das von Renzo Ruggieri für die Band bearbeitete Jazzstück präsentiert sich als ein Feuerwerk an Lebensfreude, ein lang anhaltendes Fest, sehnsuchtsvoll und einer Hymne gleich.
Pfiffe und Zurufe erhält die Gruppe für die Ergriffenheit mit der sie „Medi-Tango“ von Astor Piazzolla vorträgt und die Inbrunst im Spiel des „Violent Tango“.
Balkanmusik im 11/16 oder 7/8 Takt, temperamentvoll, temporeich und energiegeladen rundet das Programm ab und führt zu den Wurzel der Spielerin zurück. Mit dem „Train-Song“ verabschieden sich die Spieler vom Publikum. Die Imitation eines Zuges vom Pfiff über die Abreise bis hin zur vollen Fahrt motiviert das Idsteiner Publikum zum Mitklatschen schon bevor der wohlverdiente Schlussapplaus einsetzt.

Der Weg ist das Ziel

Kunst - Bilder von Doris Popp

Von Susanne Gross - sgr Abstraktion exakt bis zu jenem Punkt, der beim Betrachter Neugier auslöst. Ästhetik, doch nicht um einer vordergründigen Schönheit willen, sondern tiefere Gesetzmäßigkeiten aufspürend. Doris Popp zeigt unter dem Titel „eigenART“ bis zum 6. Juni im Idsteiner Speicher ihre charakteristischen Arbeiten. Die Künstlerin präsentiert knapp dreißig Werke aus den Jahren 2006 bis zur Gegenwart. Das die Idsteinerin ihre Bilder in unterschiedlichen Formaten ausführt sowie verschiedene Techniken bei der Gestaltung und Bearbeitung der Werke nutzt, unterstreichen ihr Credo „Der Weg ist das Ziel“. Experimentierfreude und ihr Wunsch nach kreativer Weiterentwicklung drücken sich darin aus. Zwar arbeitet die Künstlerin überwiegend in Acryl, doch darüber hinaus näht und klebt sie oder integriert Metall, Muscheln oder Steine in ihre Werke.

Bei der Arbeit „Malheur auf dem Weg in die Oper“ deutet sie die Rückenansicht einer Frau im eleganten Abendkleid an, deren Gesäß entblößt ist. Humorvoll unterstreicht Doris Popp die Wirkung dieser peinlichen Situation indem sie einen Ohrring an dieser prägnanten Stelle platziert.
Eindrucksvoll zeigt sich das großformatige Werk „Stätte“. Ein Flur führt aus der Tiefe des Raumes auf den Betrachter zu. Die Künstlerin erreicht diesen Effekt indem sie entgegen unserer Sehgewohnheiten die Diagonale des Flures von links oben nach rechts unten gestaltet. Die durchweg dunklen Farben verlieren sich zum oberen Bildrand hin. Doch je näher der Flur auf den Betrachter zukommt, desto konkreter und deutlicher wird er. Verstärkt wird dieser Effekt durch mehrere Öffnungen an der rechten Seite der begrenzenden Wand. Zwar sind die Türeinfassungen dunkel gerahmt, dennoch dringt helles Licht auf den Weg. Dazu korrespondiert der begleitende Text der sich vom „Ende“ zum „Anfang“ hin entwickelt.
Im Obergeschoß erwartet den Besucher eine Überraschung. Diagonal durch den Raum liegt eine Raufasertapete auf dem Steinboden. Rechts und links wiederholt sich das Zitat „Der Weg ist das Ziel“. Symbolisch queren dunkle Abdrücke eines nackten Fußes die Strecke. Ein gewundener roter Faden unterstreicht die Symbolik.
Im Bild „Heilung“ findet sich ein unmittelbarer Bezug zu dieser Installation. In die schmale Arbeit setzt Doris Popp an den unteren Bildrand dieses Zitat. Über eine aus blauschwarzem Acryl und Steinen aufgebaute Struktur erhebt sich am oberen Bildrand der abstrahierte Kopf einer Frau. Sie hält die Augen geschlossen, doch ihre träumerischen Gesichtszüge und der sinnlich rote Mund lassen vermuten, dass sie bald die Zeit der Erstarrung hinter sich lassen wird.
Sinnlich präsentieren sich auch jene Werke, die den weiblichen Körper zum Mittelpunkt haben. Doris Popp zeigt weibliche Akte oder Frauenköpfe mit Hut. Besonders markant wirken die Figuren in der Landschaft. Ein liegender Frauenkörper greift die Linienführung der ihn umgebenden Naturszene auf. Objekt und Hintergrund verschmelzen in Form und Farbe miteinander.
Die Ausstellung dauert bis zum 6. Juni. Öffnungszeiten: Sa und So von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Der Blick für besondere Motive
Aus der Idsteiner Zeitung


Von Susanne Gross - sgr
„Ansichtssache“ – ein weites Feld, und folglich gut gewählt als Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Fünf Amateur-Fotografen aus dem Idsteiner Land präsentieren in ihrer ersten gemeinsamen Werkschau siebzig Arbeiten, die von Makroaufnahmen über Portraits bis hin zu stimmungsvollen Landschaftsbildern reichen. Zwar zeigen Peter Baum, Volker Grassmann, Alexandra Groß, Jürgen Schrepfer und Gerald Wolf durchaus unterschiedliche Schwerpunkte bei ihrer Bildauswahl, doch ungeachtet ob es sich dabei um einen Schnappschuss handelt oder das Objekt mit viel Geduld in Szene gesetzt wurde, eint sie ihr Blick für besondere Motive.

Die Perlen der Nachbarin

Gerald Wolf präsentiert vier unterschiedliche Arbeitszyklen. Als „Seelenschmeichler“ bezeichnet er seine atmosphärischen Naturstudien einer Seenlandschaft im Hochtaunus. Bei seinen Makroaufnahmen und den „Le quattro stagioni“ stehen jeweils übergroß gezeigte Naturelemente, etwa eine Essigfliege oder helle Federn auf Schnee, im Mittelpunkt. Von ihm stammt auch die Fotografie für das Plakatbild. Es zeigt Ausschnitte von einem mit Tautropfen besetzten Spinnennetz. Wie Glasperlen auf einer Schnur reihen sich die Kügelchen aneinander.
Peter Baum stellt zehn Fotografien unter dem Titel „Menschen vor der Kamera“ aus. Bei seinen nahe an den Betrachter heran geholten Gesichtern lichtet er die Männer in schwarz-weiß ab, wohingegen er die Kinderbilder und Frauenköpfe in Farbe ausführt. Besonders ausdrucksstark wirkt die Aufnahme des Cellisten Christopher Herrmann. Das aus dem Jahre 2008 stammende Bild präsentiert den jungen Mann in einem Augenblick voller Hingabe. Mit seiner rechten Hand die Saiten des Instrumentes umfassend, die Augen geschlossen, wirkt er gleichermaßen kraftvoll wie im Spiel versunken und der Welt entrückt. Baum gelingt es mit dieser Momentaufnahme Entscheidendes über die Persönlichkeit des Musikers auszusagen.
Volker Grassmann bezieht sich in seinen Arbeiten auf eine Textzeile von Paul Cezanne. „Mann muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet“, zitiert er den französischen Maler. So widmet Grassmann sich vor allen Dingen Naturaufnahmen. Bei den „Flüchtigen Momenten“ und in der Reihe „Schwarzweiß, spontan, stimmungsvoll“ zeigt er Impressionen am Strand von Teneriffa oder der Insel Wangerooge. Geradezu gespenstisch muten seine Aufnahmen von Nadelwäldern an.
Alexandra Groß nimmt die Betrachter mit auf ihre Reisen. Unter dem Motto „Man kommt rum“ zeigt die Hobby-Fotografin Bilder, die in der Wahl ihrer Motive dennoch nicht auf den ersten Blick einer bestimmten Region zuzuordnen sind. Sie findet ihre Motive dabei in heimischen Gefilden, wie etwa die bei der Paarung abgelichteten Libellen am Beuerbacher See. Doch ebenso in einer mysteriös anmutenden Wurzel im Nature’s Valley in Südafrika. Unter dem Titel „Reich mir die Hand kleine Eva“ zeigt sie dem Besucher einen verwitterten Baumstamm, dessen teilweise noch erhaltene dunkle Rinde wie eine verlockend ausgestreckte Hand anmutet. Im dunklen Holz versteckt sich hier die Fratze eines einäugigen Teufels.
Jürgen Schrepfer hat sich auf die Wiedergabe von Szenen aus dem urbanen Stadtleben spezialisiert. In seinen Werken „Stadtlandschaften“ geht es vor allen Dingen um Licht und Schatten sowie deren Wirkung. Die monochrom wirkenden Aufnahmen der Fassade des Wiesbadener Lilien-Carrés oder sein Blick in den Salzbach-Kanal in Wiesbaden wirken geradezu abstrakt. Hingegen bestechen die Aufnahmen der nächtlich erleuchteten Theodor-Heuss-Brücke bei Mainz oder der Unterführung in Wiesbaden durch ihre Illumination.
Die Ausstellung dauert bis zum 16. Mai. Öffnungszeiten: Sa. 14-18 Uhr, So. 11-18 Uhr, 13. Mai (Himmelfahrt) 11-18 Uhr, 15. Mai geschlossen.
Die Gruppe der Fotografen ist offen für neue Mitglieder. Das nächste Treffen findet am 20. Mai um 19:30 Uhr in der Gaststätte „Zur Peif“ in Idstein statt. Nähere Auskünfte erteilt Volker Grassmann unter vgrassmann@gmx.de.



SPUREN- SICHERUNG im SPEICHER

aus der Idsteiner Zeitung vom 02.März 2010

Eine Seh-Schule der besonderen Art präsentierte sich am Freitag, 26. Februar, den Besuchern einer Vernissage im SPEICHER in Idstein. Unter dem Titel „Spuren – Sicherung“ werden im Atelier von Reike Veldman bis zum 21. März Fotoarbeiten von Günter Harmeling ausgestellt.
Der fotografische Blick Harmelings gilt vornehmlich dem Übersehenen und in den Augen der meisten Zeitgenossen vielleicht sogar Un-Ansehnlichen: verwitterte Hauswände, abgeplatzte Farben, rostiges Eisen – Objekte, an denen die Zeit in Verbindung mit Naturkräften wie Wasser, Sonne, Frost und Wind ihre Spuren hinterlassen hat.
Formal entstehen durch die Wahl der Ausschnitte und der jeweiligen Distanz zum Objekt nahezu abstrakte Bilder, die den ursprünglichen Gegenstand nicht mehr oder kaum noch erkennen lassen. Der Betrachter mag sich manchmal fragen, ob es sich um die Luftaufnahme eines Regenwaldes oder doch „nur“ um ein paar Quadratzentimeter Grünspan auf einem Holzbrett handelt.
Inhaltlich stellen die Bilder eine Einladung zum Hinsehen auf Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit nicht nur der Dinge, sondern auch – und diese Übertragung beabsichtigt der hauptberuflich als Krankenpfleger tätige Fotograf ausdrücklich – des Menschen dar. Sprüche wie „zum alten Eisen werfen“ oder „der Lack ist ab“ bilden hier eine metaphorische Brücke zwischen dem „Dinglichen“ und dem „Menschlichen“.
Günter Harmeling wurde 1957 in Nortrup bei Osnabrück geboren. Studium der Philosophie und Theologie, Ausbildung zum Krankenpfleger. Seit 1996 mehrere Ausstellungen in Idstein (Kunst im Schaufenster), Eschborn, Alzey, Frankfurt sowie im Landkreis Osnabrück.
Die Ausstellung im SPEICHER in der Borngasse 23 in Idstein ist samstags und sonntags von 11.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Reduzierte Körperformen

Von Susanne Gross „Körperformen“ – so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher mit Werken der in Steinfischbach beheimateten Künstlerin Dana Tamara Trieb. Die gelernte Kommunikations-Designerin präsentiert farbige Tuschearbeiten auf Leinwand sowie Tuschezeichnungen auf Papier. Das zentrale Thema der Bilder aus den Jahren 2007 bis zur Gegenwart bildet dabei die Beschäftigung mit dem weiblichen Körper und dessen Reduzierung zur Form.

Körperformen

„Ich beschäftige mich schon sehr lange mit Formen. Durch diese intensive Auseinandersetzung begegnet man unwillkürlich dem Ornament, “ merkt die aus einer Grafikerfamilie stammende Künstlerin an. Die Hinwendung zu Körperformen erfolgte dann in den letzten Jahren. Dana Tamara Trieb zitiert als Motto: “Die Krönung der Form ist das Ornament“. So steigert sie die Formen durch Wiederholung und Ordnung soweit, dass sie einen verzierenden Charakter annehmen. Besonders deutlich wird dieser Ansatz in ihren großformatigen Werken. Hierbei setzt sie aus vier rechteckigen Leinwänden ein Gesamtkunstwerk zusammen. In ihrer kreisrund angelegten Optik wirken die Arbeiten wie übergroße Mandalas und rufen Erinnerungen an kostbare, folkloristisch gestaltete Teppich hervor. Auf einem dunklen Untergrund arrangiert Dana Tamara Trieb in kraftvollem gelb, grün, rot, orange oder lila weibliche Körperteile. Bei einer in lila, gelb und schwarz ausgeführten Arbeit bilden weibliche Brustpaare die Mitte. An diesen Ansatzpunkt schließen sich elegant abgewinkelte Beine sowie der weibliche Rumpf an. Ausgespart bleiben dabei der Kopf und die Arme. Wie in ihren anderen Arbeiten akzentuiert eine Linie die Formen.
Zu ihrer Vorgehensweise merkt die Künstlerin an: “Ich arbeite fast ohne Vorzeichnungen. Mir liegt ein eher langsam geführter Strich, den ich mit starkem Druck ausübe“. Um Pinselstrukturen auf den Arbeiten zu vermeiden, verwendet sie einen selbst entwickelten Filzstift. Damit trägt die Künstlerin eine stark pigmentierte indische Tusche auf. Bei den kolorierten Arbeiten unterzieht sie die Bilder einem weitern Arbeitsgang. Die an der Nürnberger Georg-Simon-Ohm Fachhochschule für Gestaltung ausgebildete Kommunikationsdesignerin überarbeitet die einzelnen Bildtafeln mit Buntstiften. „Von oben nach unten und von links nach rechts gibt es keinen Bereich, der nicht bearbeitet wurde. Das macht die Fläche lebendig“, betont sie.
Neben den farbigen Arbeiten zeigt Dana Tamara Trieb zudem Werke, in denen die Reduktion des menschlichen Körpers auf seine Formen ebenfalls zum Ausdruck kommt. Diese hat sie in Tusche auf weißem Papier ausgeführt. Auch hierbei bleibt sie der Gestaltung von weiblichen Körpern mit deren typischen geschlechtlichen Merkmalen treu. So zeigt sie in einer Reihe von sechs Bildern Variationen von weiblichen Gestalten mit markant gestalteten Hintergründen. Rhythmisch angeordnete Striche verdichten sich zu Landschaften oder zu einer Vulva die hinter den im Vordergrund platzierten weiblichen Körpern liegt. Stets befinden sich mehrere Frauenkörper in den Bildern. Teilweise ragen ihre Gliedmaße über die weißen Rahmen heraus; in zwei Arbeiten begnügt sich die Künstlerin damit, die Figuren innerhalb des Rahmens zu belassen.
Eine Weiterentwicklung vom Körper zur Form findet insbesondere in einer der kleinformartigen Arbeiten im Eingangsbereich statt. Hier irritiert in einer Serie aus gespiegelten weiblichen Körperteilen eine Kachel, die ein angewinkeltes Bein zeigt, das ein zusätzliches Gelenk aufweist.
Auch in ihren „Gefalteten Körpern“ wird ihr Ansatz, der die anatomischen Gesetzmäßigkeiten außer acht lässt, deutlich. Die Körperformen haben sich hier eindeutig zu Bändern verändert, was in Faltungen und Drehungen der abgebildeten Körperteile deutlich wird. Unterstützt wird diese Wirkung durch eine gestrichelte Linie, die wie eine Naht auf den Bändern liegt.
Die Ausstellung dauert bis zum 20.09. Sie ist samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.



„Der Datterich“

Meisterlich in allen Rollen Von Susanne Gross MUNDART-LESUNG
Pfarrer Dieter Frey mit dem "Datterich" im Speicher Dieter Frey genügte ein weißes Käppchen aus Häkelspitze als Requisite. Wenn der gebürtige Darmstädter aus dem Datterich, dem „Kanon der Darmstädterei“, zitiert, läuft er zur Hochform auf. Kaum waren seine einführenden Worte verklungen, schlüpfte er in die unterschiedlichen Rollen des Schauspiels von Ernst Elias Niebergall aus dem Jahr 1841.

Pfr. Frey am 14.08.09 im SPEICHER mit dem „Datterich“

Das Darmstädter Mundartstück handelt von einem chronisch unter Geldnot leidenden ehemaligen Finanzbeamten. Der Datterich biegt sich die Wahrheit so zurecht, wie er sie braucht. Zudem ist er bemüht, den schüchternen Drehergesellen Schmidt mit seiner Nichte zu verkuppeln, um ihn dauerhaft auszunehmen zu können.
Doch unter all der Heiterkeit des Stücks bemerkte man den Ernst der Lage für weite Teile der damaligen Bevölkerung. Denn das Stück macht auf Missstände und Armut in der Gesellschaft aufmerksam. Die Thematik, wie Menschen sich in notvollen Zeiten durchschlagen ist damals wie heute aktuell. Daher war es für den Pfarrer der evangelischen Kirche in Idstein nahe liegend, statt Eintrittsgeldern eine Spende zu Gunsten der Idsteiner Tafel zu erbeten.
Doch Dieter Frey erfüllte sich an diesem Abend auch einen persönlichen Wunsch: „Ich wollte mir und den Besuchern mit der Aktion eine Freude bereiten“; merkte er an. Nichtsdestotrotz schwang ein Stückchen Wehmut mit, denn es handelte sich um eine seiner Abschiedsveranstaltungen, da er in Kürze in vorgezogenen Ruhestand geht.
Frey war von der ersten Minute an die Hingabe für seine Figuren anzumerken. Er meisterte souverän die Aufgabe, ein Vielrollenstück als Solo-Nummer darzustellen. So gelang ihm die hohe Stimme von Babette Dummbach, der Frau des Drehermeisters, ebenso wie die derbe Ausdrucksweise des gewalttätigen Schumachermeisters Bengler. Seine Spielfreude bereitete den Besuchern einen vergnüglichen Abend. Die Lacher des Publikums und die aufmerksam zum Stehpult gerichteten Augen der Besucher sprachen davon, dass Dieter Frey den Geschmack des Publikums getroffen hatte.
Allein durch die Drehung seines Oberkörpers wechselte er zwischen dem Nepper und Nassauer Datterich und dem schüchternen Drehergesellen Schmidt, als er deren erste Begegnung in einer Kneipe nachstellte.
Zum Höhepunkt lief Frey bei der Szene in der Dachkammer des Titelhelden auf. Eingangs versetzte er sich in die Person des Schneidermeisters Steifschächter, der jammernd und auf umständliche Art bemüht ist, das ausstehende Geld vom Datterich einzutreiben. „Bezahle, wenn man Geld hat, dass ist keine Kunst. Bezahle, wenn man kein Geld hat, das ist eine Kunst. Und die muss ich erst noch lerne“, verkündet der Schuldner schließlich. Die Szene mündete in die Konfrontation des Datterichs mit dem aufbrausenden Bengler. Der Schuhmachermeister ist um seiner Grobheit willen gefürchtet. Klugerweise wechselt Dieter Frey als Datterich nun eine Binde gegen seine Nachtmütze und spielt einen im Delirium befindlichen Kranken vor. Damit hofft er den befürchteten Schlägen zu entgehen. Der Schnorrer zetert und stöhnt, jammert und fantasiert. Die List des Titelhelden gelingt und endet in einer großen Schadenfreude.
Echte Freude hingegen erlebte Renate Wildenhain, die Koordinatorin der Tafeln im Untertaunus, an diesem Abend. Sie erinnerte an die über 1000 Personen, die täglich durch die Tafeln versorgt werden: 300 Personen allein in Idstein, ein Drittel davon sind Kinder.
Die Akkordeonklänge von Dieter Lauber begleiteten den Abend. Er spielte zum Auftakt und in den Pausen leichte Klassik sowie Volkslieder

Saxomaniacs trotzen dem Regen

Von Susanne Gross KONZERT Musikgenuss im Speicher / Besucher ließen sich nicht vertreiben. Regentropfen perlten von den bunten Schirmen und das Kopfsteinpflaster im malerischen Innenhof des Idsteiner Speichers glänzte nass vom Regen. Kurz vor Veranstaltungsbeginn öffnete am Samstagabend der Himmel seine Schleusentore und ein halbstündiger Regenschauer zwang die Musiker der Saxophonformation „Saxomaniacs“ sowie die Konzertbesucher zu Geduld und Improvisation. Während die Musiker schützende Planen über das Mischpult und die Boxen stülpten, nutzten die Gäste die Zeit, um sich mit einem Glas Wein oder Bier auf den Bänken in der Garage niederzulassen oder bestaunten die Werke in der Ausstellung „Keramik hoch drei“. Als der Himmel aufklarte, zogen die Musiker mit ihren Instrumenten, Notenständern und Stühlen in die überdachte Hofeinfahrt um. Nach einem kurzen Sound-Check begann Hobby-Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet mit seinem fast zweistündigen Programm.

Die Saxomaniacs im Hof des SPEICHERs

Mit einem kritischen Auge zum Himmel und jederzeit bereit, den Ablauf zu verkürzen, kündigte Christian Schröter, der Kopf der Gruppe, „the best of Saxomaniacs“ an. Doch das Wetter war den Künstlern fortan hold und das Team konnte sein lustvolles Spiel nach Plan durchführen. Auch wenn die Musiker ein wenig improvisieren mussten, tat dies ihrer Spielfreude keinen Abbruch
Die fünfzehn Saxophonisten, deren Saxophone von den Klangfarben Alt, Tenor und Bass umfassen und bis hin zum Sopran-Saxophon reicht, lockten mit ihrem Spiel immer wieder vorbei schlendernde Besucher in den Innenhof. Unterstützt wurde der Sound durch Schlagzeug, Bass-Gitarre und Querflöte.
Einige der Titel, die zumeist im Big Band Sound aufgeführt wurden, hatte Christian Schröder extra für Saxophone umgeschrieben. Im Stück „Senator Sam“ übernahmen die Sopran- und Alt-Saxophone die Rolle der Trompeten. Die Posaunen wurden von den Tenor-Saxophonen ersetzt.
Eine Ausflug in den Latin Jazz gewährte das Stück „Sudden Samba“. Die heitere Melodie setze einen südamerikanischen Akzent in den Verlauf des Abends. Leichtigkeit und sonnige Freude ging von der klangvollen Interpretation der Musiker unter dem besonderen Einsatz der Querflöte aus. Das Gitarrensolo erinnerte dabei an die Spielweise von Carlos Santana.
Der „Doo Wah Blues“ wurde von Christian Schröder scherzhaft als Striptease Blues angekündigt. Bereits nach den ersten Tönen und Takten verstanden die Zuhörer die Anspielung.
Mit „It’s better to smile“ gab das Ensemble den Besuchern einen in Musik verpackten Ratschlag mit auf den Weg. So motivierte das letzte Stück vor der Pause die in der merklich kühleren Abendluft ausharrenden Besucher, den Regenschauer vom Beginn mit Humor zu nehmen.
Heiße Funk Rhythmen gegen die feuchte Kälte boten der Funk Nr. 3 und Funk Nr. 4 nach der kurzen Unterbrechung. Weiterhin standen bekannte Melodien, wie etwa der Marsch „St. Louis Blues“ oder der Bossa Nova „Desafinado“ auf dem Programm. Bei dem populären Stück „Pick up the Pieces“ in der Version von Buddy Rich sorgte das eindrucksvolle Schlagzeugsolo für Zwischenapplaus. Schließlich setzte „Gonna fly now“, die Titelmelodie aus dem Film Rocky, die Besucher noch einmal in Begeisterung.



Keramik Hoch Drei

Eine Rikscha verziert die Schale
von Susanne Gross / sgr „Keramik hoch drei“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Ines Nickchen, Marlies Pufahl und Christa Steinmetz präsentieren in einer umfangreichen Werkschau Tonarbeiten, die von Gebrauchskeramik über Wandbilder bis hin zu archaisch anmutenden Skulpturen und prägnante Objekten reicht. Unabhängig davon, welche der drei Künstlerinnen ihre Arbeiten präsentiert, eint sie ihr hohes gestalterisches Niveau und die den Ideen zugrunde liegende Tiefe

Keramik im SPEICHER

Sei es die filigrane Leichtigkeit ausstrahlende Keramik von Ines Nickchen, deren hauchzarte Verarbeitung des Materials in Staunen versetzt, seien es die abstrahierten und überlang geformten Körper von Marlies Pufahl oder die archaischen Plastiken, in denen Christa Steinmetz Boote, Installationen und Häuser gestaltet. Sämtliche Arbeiten wirken durch ihre Präsenz und dokumentieren das weite Spektrum der mit dem Werkstoff Ton möglichen Arbeiten.
Ines Nickchen nimmt die Besucher mit auf eine Reise in den asiatischen Lebensraum. Ihre bezaubernden Keramiken zeichnen sich insbesondere durch die sanfte Farbgebung und die Liebe zum Detail aus. Dabei stellt sie neben Bildern, Gebrauchskeramik in Form von Vasen, Dosen und Schalen in diesem Jahr neue Arbeiten unter dem Motto „Thai-Impressionen“ aus. Es handelt sich um Dosen in ovaler, runder oder geschwungener Form, die mit Motiven aus dem asiatischen Alltag geschmückt sind, etwa der Darstellung von Elefanten, einer Rikscha oder Reispflanzen. Die Ausarbeitung reicht dabei von der individuellen Gestaltung jedes einzelnen Deckels bis hin zur kunstvoll gemalten Innenglasur.
Einen Höhepunkt stellt ihr Wandbild „Türen schließen – Türen öffnen“ dar. In der Arbeit aus dem Jahr 2007 legt sich die Weltkugel über ein Dreieck und verbindet religiöse Symbole aus der christlichen Tradition, etwa die Friedenstaube mit dem Ölzweig im Schnabel oder der Arche, mit asiatischen Elemente, etwa dem Yin- und Yang-Zeichen. Anfang und Ende treffen in diesem durchdacht gestalteten Werk aufeinander.
Marlies Pufahl beschäftigt sich in ihren Arbeiten vorrangig mit der menschlichen Gestalt. Dabei reduziert sie ihre überlangen Figuren auf deren wesentlichen Elemente, nutzt die Abstraktion, um typische Haltungen und generelle Aspekte zu betonen. Eine gewisse Experimentierfreude im Umgang mit dem Material und das Erkunden von dessen Grenzen werden deutlich.
Rakubrand und die Bearbeitung der Oberflächen mit Engoben, eingefärbte, fein gemahlene Tonmehle, die auf den noch leicht feuchten Ton aufgetragen werden, sorgt für interessante Effekte auf den Oberflächen. Zudem integriert sie Teile ausrangierter Gartengeräte in die Skulpturen. So bilden Sensenblätter und Sichel die Flügel bei ihren Engeln. Die Figuren der Doppelplastik „gemeinsam“ tragen einen Vierzack als Kopf, Schultergürtel und Armansätze. Im Werk „erdverbunden“ hält die Plastik eine Kelle wie ein Schild vor dem Körper.
Die Arbeiten von Christa Steinmetz setzen thematisch bei kompakter Architektur und bei archaisch wirkenden Nachen und Barken einen Schwerpunkt. Bei ihren Werken „Gaubenhaus“ und dem zweiteilig in Keramik, naked Raku und Acryl ausgeführten „Turmhaus“ setzt sie auf Reduzierung statt auf Details. Dadurch gewinnen ihre Gebäude an Deutlichkeit und Allgemeingültigkeit. Den Urformen von Behausung als Sinnbild für Schutz und Stabilität steht die Beweglichkeit der von ihr gestalteten Boote entgegen. Ihre in Holzofenbrand gefertigten Nachen sitzen auf unregelmäßig geformten Eisenstücken wie auf einer Welle, die zu neuen Ufern tragen kann. Dennoch zeigt sich in der stabilen Konstruktion der Schiffsrümpfe Stabilität und Sicherheit als Grundhaltung.
Die Ausstellung dauert bis zum 5. August. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.



Expressive Aquarelle und Portraits von Peter Eleven

Lebensfreude in Aquarell 29.06.2009 - IDSTEIN AUSSTELLUNG 40 Werke von Peter Eleven im Idsteiner Kultur-Speicher Von Susanne Gross „Ihr Portrait in Aquarell“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Doch der Darmstädter Künstler Peter Eleven zeigt in seinen über vierzig expressiven Bildern zudem innerstädtische Sujets sowie Acrylgemälde aus dem Zyklus „Arbeit und Mensch“.

Portrait Eleven

Der Schwerpunkt bei den siebzehn ausgestellten Portraits liegt bei Studien, in denen er mit leichter Hand die individuellen Merkmale, Charakterzüge oder die Stimmungslage einer Person erfasst. Der Bedeutung entsprechend sind die Köpfe zentral in der Bildmitte platziert.
Ergänzt werden diese Arbeiten durch Selbstportraits und eine Studie seiner Frau sowie Abbilder bekannter Persönlichkeiten, etwa von Sir Peter Ustinov oder Maria Schell.
Darüber hinaus erwarten den Besucher atmosphärische Ansichten der Idsteiner Altstadt sowie Skizzen aus Höchst und Frankfurt. Ebenfalls vertreten sind Bilder, die in diesem Jahr in Kroatien entstanden sind. Wie ein Reisetagebuch fangen die Boote im Hafen, Straßencafés oder Licht durchflutete Torbögen die südländische Atmosphäre ein.
Unabhängig davon, ob die Arbeiten in Aquarell, Öl, Bleistift oder Acryl ausgeführt sind, zeigt sich die Fähigkeit des Künstlers, einen speziellen Augenblick festzuhalten. Dabei ist kennzeichnend für den Stil von Peter Eleven, dass er einzelne Bildteile ausspart. Die Freiflächen schaffen in den durchdacht angelegten Kompositionen zusätzliche Spannung.
Der Maler zeigt sich sicher in der Wahl der Bildausschnitte und beweißt Gespür für die Perspektive. Auch die Wahl der Farben unterstreicht die Stimmung des Gemäldes.
Im Eingangsbereich des Speichers empfangen den Betrachter vertraute Ansichten: Idstein im Jahr 2009. Auf einem Bild wird der Blick vom König-Adolf-Platz zum Schlossaufgang gelenkt. Ein roter Sonnenschirm und einzelne, im Vordergrund sitzende Personen unterstreichen die sommerliche Atmosphäre. Damit korrespondiert ein Aquarell mit Regenstimmung. Zwei Paare bewegen sich unter blauen und roten Regenschirmen vom Killinger-Haus aus kommend auf den Betrachter zu. Auf der linken Bildseite drängt trotz des grauen Himmels ein helles Licht ins Bild. Es spiegelt sich auf den Gebäuden gegenüber und kündet vom Ende des Gewitters.
Als besonders eindrucksvoll erweißt sich das Selbstportrait „Zeit“ aus dem Jahr 2002. Die in Mischtechnik ausgeführte Arbeit zeigt im Uhrzeigersinn sechs Köpfe des Künstlers, die geschickt miteinander verbunden sind. Als Kind, fast noch farblos, streckt er die rechte Hand aus in die Zukunft. Es folgen ein schüchtern-optimistischer Jugendlicher und ein junger Mann. Im vierten Portrait trägt Peter Eleven erstmals eine Brille. Die Persönlichkeit hat sich entwickelt und der Kopf ist intensiv in der Farbgebung und lebensfroh im Gesichtsausdruck. Ein Profil schließt den Kreis, über den wie ein Bindeglied ein sechster Kopf liegt. Nachdenkliche Zeilen des Künstlers vervollständigen das persönliche Werk.
Lebensfreude bringt das Bild „Spiel Zigeuner“ zum Ausdruck. Die Violine in der Hand des musizierenden Zigeuners teilt das Werk in der Diagonale. Der temperamentvolle Musiker wird mit charakteristischem weißem Hemd und mit roter Weste dargestellt. In der linken oberen Ecke hingegen befindet sich, nur schemenhaft konturiert, ein Kreis von Musikern als Kontrapunkt.
Die Ausstellung dauert bis zum 12. Juli. Öffnungszeiten Samstags und Sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Voice meets Piano

Von Susanne Gross „Voice meets piano“ – unter diesem Motto eröffneten Dora Michel und Claudia Zinserling den ersten Idsteiner Kultursommer. In Zusammenarbeit mit dem Kulturring gastierten die beiden Künstlerinnen im Innenhof des Speichers und boten ein Open-Air Konzert mit privatem Charakter. Über zwei Stunden präsentierte das Duo neben sanften Interpretationen bekannter Stücke auch ausdrucksstark vorgetragene Klassiker. Die freundschaftliche Nähe der Sängerin zum Publikum sowie ihre direkte Art sorgten bei den über 70 Gästen für eine aufmerksame und zwanglose Stimmung

Dora Michel und Claudia Zinserling im Hof des SPEICHERS

„Es ist unser Wunsch, einen harmonischen Abend zu gestalten, damit die Besucher sich wohl fühlen““, betonte Dora Michel. Doch die engagierte Sängerin hob auch hervor, dass sie die Zuhörer mit auf eine Gefühlsreise nehmen wollte, die bis hin zur stürmischen See reicht und worin sich alle Nuancen entfalten sollten.
So boten Dora Michel und Claudia Zinserling in vierzehn ausgewählten Stücken vornehmlich bekannte Titel, die sie neu arrangiert hatten. Ihre Favoriten reichten dabei von „Summertime“ von George Gershwin zur Eröffnung über „Burning ring of fire“ von Johnny Cash bis hin zu dem selbst komponierten Titel „A piece of sky“.
Überwogen im ersten Teil Stücke, die sanft intoniert wurden, so boten die beiden Künstlerinnen nach der Pause mit „Summer in the city“ von Joe Cocker und „Music“ eine kraftvolle Steigerung. Wertschätzende Pfiffe und Rufe begleiteten den Applaus nach dem fulminanten Vortrag des Klassikers von John Miles.
Claudia Zinserling bot am Piano mit „Hijo de la Luna“ nach der Pause ein stimmungsvolles Solo. Weitere Einzelpassagen bei mehreren Stücken wurden mit Zwischenapplaus belohnt.
Zwar waren im Verlauf des Abends die Temperaturen merklich zurückgegangen, doch beim letzten Stück „Joy to the world“ swingten die Zuschauer im Rhythmus und klatschten mit. Der Titel stand am Ende für das Motto der gesamten Veranstaltung. Dora Michel und Claudia Zinserling hatten alles daran gesetzt, dem Publikum vergnügliche Stunden zu bereiten: eine abgerundete Musikauswahl, persönliche Kommentare, die Rezitation eines Lieblingstextes und Zitate berühmter Literaten.
Mit dem gleichermaßen kraftvoll wie gefühlvoll vorgetragenen Stück „Somewhere over the rainbow“ und „Thank you for the music“, dem bekannten Abba-Song, verabschiedeten sich die beiden Künstlerinnen mit zwei zusätzlichen Klassikern.
Die Zuschauer genossen die Stunden im Innenhof des Speichers, lauschten mit geschlossenen Augen der Musik, ließen sich von der Präsenz Michels gefangen nehmen oder lehnten Schulter an Schulter bei den romantischen Stücken.
Prämiert wurde an diesem Abend auch der schönste Klappstuhl. Die Zuhörer hatten ihre Sitzgelegenheit selbst mitgebracht. Unter sieben, mit Künstlerpostkarten nominierten Stühlen, loste Reike Veldman die Gewinnerin aus. Die Besucherin erhielt ein „Paket der Sinne“ mit zwei Flaschen Riesling, einer CD von Dora Michel und einem lyrischen Taunuskalender.

Verborgen in Träumen

Von Susanne Gross „Verborgen in Träumen“ so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Die aus Kroatien stammende Künstlerin Jela Sare zeigt Gemälde, die den Betrachter mit jenen Seiten der menschlichen Persönlichkeit konfrontieren möchten, die er nicht so gerne von sich Preis gibt. Mehr als zwanzig Werke in Acryl, dazu Bleistiftskizzen, Tuschearbeiten und durchdacht konzipierte Collagen aus Papier und Farbe, zeigen transformierte Darstellungen: Ereignisse und Objekte, die im künstlerischen Schaffensprozess einer Verwandlung unterzogen wurden.

Jela Sare

„Alles lässt sich transformieren, jedes Objekt hat seine eigene Welt“, betont die in Wiesbaden lebende Künstlerin. Daher schenkt Jela Sare auch Gebrauchsgegenständen ihre Aufmerksamkeit, etwa Vasen, Flaschen oder Blütenköpfen. „Bei mir steht weniger das konkrete Objekt um seiner selbst willen im Mittelpunkt meines Schaffens. Der Arbeitsprozess als solcher hat immer höhere Priorität als ein bestimmtes Thema“, erläutert die Künstlerin. So etwa bei einem Werk, das sich vordergründig als Collage in satten, leuchtenden Farben präsentiert. Der Betrachter kann in den abstrakten Farbflächen eine angedeutete grüne Tischplatte erkennen. Ein in zwei Stücke zerbrochener Teller sowie eine überdimensionale Seifenblase in blau bewirken die Assoziation an ein abstraktes Stillleben. Dunkle Konturen entlang der einzelnen Farbflächen setzen bewusst Akzente. Die Komposition ist keineswegs zufällig in ihrer Anordnung. „Selten entsteht etwas beliebig in meinen Arbeiten“, verrät Jela Sare. „Alles hat eine Wirkung und eine Funktion und ist so beabsichtigt“, stellt sie fest. So liegt diesem Bild ohne Titel ein Entwurf auf Packpapier zu Grunde. Im Verlauf des Schaffensprozesses übertrug die Künstlerin das Papier auf die Leinwand und unterzog es einer weiteren Bearbeitung mit Farbe. In ihren Collagen zerreißt sie die Zeichnungen in Streifen, die sie dann zu neuen Kompositionen anordnet.
Die Innenwelt, die Jela Sare dem Besucher der Ausstellung zum Betrachten anbietet, erlebt dieser in einer breiten Farbpalette. Gleichwohl verwendet Jela Sare oftmals gedeckte Farbtöne. Ein Sinnbild für die oftmals wenig ausgeleuchtete Innenwelt des Menschen.
Besonders deutlich wird dies bei den Arbeiten, die seitlich der Terrassentüren hängen. Linkerhand sind auf einem hochformatigen Bild offene oder noch halb geschlossene Blüten von fünf Sonnenblumen zu erkennen. Das in Mischtechnik gearbeitete Bild ist fast ausschließlich in Anthrazit ausgeführt. Lediglich helles Blau und Rostbraun lenken den Blick, stimmen nachdenklich. Die kraftvolle Dynamik der Bewegung innerhalb des Bildes spricht von Leben und steht damit in deutlichem Kontrast zu den ausgewählten Farben. So auch im rechten Bild. In einem nach oben offenen Rahmen überwinden zwei dynamisch wuchernde, in ihren Formen bewegt-tanzende, Blütenköpfe das Dunkel. Eine minimale Farbgebung in zartem Rosa und Grün setzen einen interessanten Kontrapunkt. Die Bilder reihen sich ein in den Reigen von Arbeiten, die danach streben, mehr Fragen aufzuwerfen, als sie zu beantworten.
Die Ausstellung ist am 6. und 7. sowie am 13. und 14. Juni jeweils von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.


Pinselstrich und Auslöser aus der Idsteiner Zeitung

„Pinselstrich und Auslöser“ AUSSTELLUNG Werke von Frederike Moulé und Lothar Siegmund im Idsteiner Speicher Von Susanne Gross „Pinselstrich und Auslöser“ – so lautet der Titel der aktuellen Gemeinschaftsausstellung mit Werken von Frederike Moulé und Lothar Siegmund im Idsteiner Speicher. In Gemälden und Photographien präsentieren die beiden Künstler ihre Sicht der Dinge.

Blaues Pferd. von F. Moule

Frederike Moulé geht es um die Darstellung von Gefühlen und Bewegung. Grazile Figuren mit überlangen Gliedmaßen und in anmutiger Körperhaltung dienen ihr dazu, die Schönheit einer Drehung oder Haltung einzufangen. Bei der Gestaltung von stilisierten Pferdekörpern, Katzen und Personen steht nicht die detailgetreue Wiedergabe der Szene im Mittelpunkt. „Ich nutze die Malerei als Medium, um die Anmut von Bewegungen zu zeigen sowie die Emotionalität in der Verbindung zwischen Mensch und Tier darzustellen“, merkt sie an. Bei der Wahl der Farben setzt sie auf Einfachheit. Selten weisen ihre Arbeiten mehr als zwei oder drei Töne auf. Ihre Palette ist sanft, erdig, still. Damit unterstreicht sie die Aussagekraft der Bilder. Etwa jenes Werk, das eine Person beim Füttern ihres Pferdes zeigt oder eine Figur, die von einer Welle aus Schmerz überrollt zu werden droht.
Als weiteres Gestaltungselement fügt sie Bilder aus einzelnen Flächen zusammen. Dabei setzt sie gleichformatige Kacheln auf einen andersfarbigen Untergrund. So bei der Arbeit, wo sich ein tanzendes Paar und ein Solotänzer aus blauen Dunst herauslösen. Anders jenes Werk in der Verbindung von Rauputz und Acrylfarbe. Hierin zeigt sie Figuren in unterschiedlichen Bewegungen auf gelben und orangen Rechtecken.
Bewusst verzichtet die Künstlerin darauf, den Bildern einen Titel zu geben. So soll der Betrachter voller Unvoreingenommenheit das Bild auf sich wirken lassen.
Lo Siegmund widmet sich schon seit zwanzig Jahren der Photographie. Ohne auf ein bestimmtes Genre festgelegt zu sein, stehen Tiermotive, Reiseimpressionen aus Frankreich und Street-Life im Mittelpunkt seines Interesses. „Der besondere Reiz bei diesem Hobby besteht für mich darin, die Dreidimensionalität des täglichen Lebens auf zwei Dimensionen umzusetzen. Die Kunst ist dabei, dennoch die Aussage des Bildes zu bewahren“, hebt er hervor. Diesem Anspruch nähert er sich mit einer modernen Digitalkamera. Doch gerne greift er auch auf eine analoge Minolta zurück. Siegmund zeigt in seiner ersten Ausstellung eine Auswahl an Tierbildern, die seine starke Affinität zu Pferden und anderen Huftieren ausdrückt. Etwa in der ungewöhnlichen Rückenaufnahme eine Okapi, dessen dunkel und weiß gestreiften Beine mit dem Schwarz des Bildhintergrundes verschmelzen. Zudem präsentiert er Aufnahmen, die auf seinen Reisen nach Frankreich entstanden sind. Hierbei reicht das Spektrum von der schwarz-weiß Photographie eines selbstbewusst vor seinem Café stehenden „Maître d’hotel parisien“ bis hin zur Aufnahme eines Malers vor seinem Motiv. Bei „Vomir ou avaler“ wirkt ein im Schatten liegender Freskenkopf vom Nordturm der Kathedrale von Notre Dame so, als ob er das Ensemble von Sacre Coeur ausspeit oder fressen möchte.
Einen Schnappschuss hat ihm seine Aufmerksamkeit im Alltag beschert. Ein Bild zeigt einen Plakatkleber, der gerade dabei ist, „Brot für die Welt“ über die Burger-Werbung eines Fastfood-Anbieters zu kleben.
Die Arbeiten sind bis zum 17. Mai zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung samstags von 10 – 16 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Ein Erlebnispfad für die Gefühle

Die Ausstellung von Andra Bresson im SPEICHER.

von Susanne Gross

Embrio


„Bilder leben, Bild erleben, Bilderleben“ – so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Die in Taunusstein-Neuhof lebende Künstlerin Andrea Bresson stellt in den Räumlichkeiten in der Borngasse knapp dreißig ihrer Werke aus. Arbeiten, die in unterschiedlichen Techniken ausgeführt wurden. Das Spektrum reicht dabei von Gemälden in Acryl oder Öl über Collagen bis hin zu Bilder als Mediamix, worin sie Zeichnung, Fotografie und Computerarbeit in Glanzfoliendruck auf Tintorettokasten kunstvoll miteinander verbindet.
In den Serien und Einzelarbeiten setzt sie sich wiederholt mit der Entstehung und Vergänglichkeit, mit Wachstum, Entwicklung und Verschmelzung auseinander. Bereits die Wahl des Titels spielt darauf an, dass es ihr ein Anliegen ist, mit Hilfe der Bilder zur Reflexion zu gelangen. „Meine Bilder sollen dem Betrachter als Erlebnispfad für seine Gefühle, das Herz und die eigene Spiritualität dienen“, wünscht sich die Künstlerin. Kurze Texte zu den Arbeiten dienen dem Betrachter als Handreichung. Vier- bis fünfzeilige, in ihrer Form an Gedichte erinnernde Bildbeschreibungen, bieten den Besuchern Anhaltspunkte, ohne festlegen zu wollen.
Die ältesten Arbeiten von Andrea Bresson stammen aus dem Jahre 2003. Beim Zyklus „Leben“ handelt es sich um sieben Bilder, die in einer Mixtechnik ausgeführt wurden. Sie geleiten den Besucher der Ausstellung vom Eingang bis in die erste Etage und nehmen ihn gleichzeitig mit auf eine Reise quer durch die Entstehungs- und Vergangsgeschichte des Menschen und allen Seins. Der Prozess beginnt bei „Stille“, geht über „Embrio“, „Geburt“ sowie „Frausein“ und „Mannsein“ bis hin zum „Paarsein“ und löst sich im „Reifsein“ mit der Rückkehr zur Quelle wieder auf und schließt den Kreis der Entwicklung.
Die Werke sind alle im gleichen quadratischen Format ausgeführt. Wiederkehrende Elemente sind ein Sonnenball im Hintergrund, Wasser und Luft, darin eingebunden die menschlichen Wesen. Gestalterisch bleibt Andrea Bresson abstrakt. Sie deutet die Körperformen von Mann und Frau an, füllt deren Körper mit an Blattgewebe erinnernde Strukturen oder mit schwarzen und weißen Kaorelementen.
Auch in den drei Arbeiten „Eva-Scham“, „Adam nicht perfekt“ und „Evadam“ ist von Synthese und Wandlung, Zuwendung und Schöpfung die Rede. Die Rückenansicht eines Frauenkörpers, eingebettet in einen blauen Hintergrund und ein männlicher Torso, umgeben von kräftigem Gelborange, verschmelzen im dritten Bild zu einer weiblichen Figur, die sich nun dem Beterachter zuwendet.. Die Farben des Körpers sind zarter gewählt, und im Hintergrund mischen sich nun hellerer Blautöne und Akzente des Gelborange.
Auf der Empore befindet sich die dreiteilige Arbeit „Im Chaos liegt die Leichtigkeit“. Hier verzichtet die Künstlerin auf die Darstellung von Menschen, ohne sich von ihrem Grundthema, dem Reifen innerhalb von Lebensabläufen, zu lösen. Beginnend mit zwei gleichformatigen Arbeiten, die den Anfang und die Dynamik von Entwicklung aufgreifen, verwendet sie beim dritten Bild ein größeres Format. Als Ergebnis des Prozesses ist alles weiter geworden. Die schon vorher existierende Fülle und Lebendigkeit hat sich vermehrt und lässt eine Vielzahl an Details zu. Enorme Kraft, Energie und Dynamik kennzeichnen den Ausdruck.
Die Ausstellung dauert bis zum 19. April. Sie ist samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am 8. April startet im Atelier ein Malkurs „Vom Farbton zum Klangbild - Malen zu live gespielter archaischer Musik". Informationen dazu bei Andrea Bresson, Keplerstr.3, Taunusstein, Tel. 0 61 28 / 98 93 47.

Wechel-Jahre

Es trifft jeden, auch den MannAus der Idsteiner Zeitung vom 10.03.2009

Von Susanne Gross „Wechseljahre – Es trifft jeden – auch den Mann“. Weit gefehlt, wer hinter dieser Behauptung einen wissenschaftlichen Vortrag über die Zeit bis zur Menopause erwartet hatte. Christina Ketzer und Carola von Klass lieferten den Zuschauern einen Reigen an heiteren Soli und pointierten Dialogen rund um die Themen Alter, Schönheit und Jugend. Vor ausverkauftem Haus feierte das Künstlerduo „Allerhand“ mit seiner Show zwischen Comedy und Kabarett Premiere im Idsteiner Speicher. „Uns geht es darum, dem Publikum eine vielfältige Mixtur aus Nachdenklichem, Albernem und Drastischem zu bieten. Die Zuschauer sollen sich in den Inhalten der Stücke wieder erkennen können“, umschrieben die beiden Künstlerinnen ihr Hauptanliegen.

Carola von Klass und Susanne Ketzer

Gekennzeichnet war der Abend von der Spielfreude der beiden Frauen und der abwechslungsreichen Programmgestaltung. Der Funke zum Publikum sprang schnell über. Ihre ungeschminkt doch warmherzig vorgetragenen Spiegelungen alltäglicher Probleme setzte auf Themen, denen Männer und Frauen tagtäglich begegnen: Freundinnen, die der Weg ins Fitness-Studio führt, um dem Schönheits-, Schlankheits- und Jugendwahn zu huldigen, eine megacoole Geschäftsfrau, die sich nur noch in en Worthülsen voller Anglizismen zu verständigen weiß, eine mit ihrem Sexualleben zufriedene Frau, die sich nur aufgrund von Dossiers in Frauen-Zeitschriften zu einer fachmännischen Beratung gezwungen sieht.
Die Wandlungsfähigkeit der beiden Darstellerinnen unterstrich jeden einzelnen der dreizehn Programmpunkte. In sekundenschnelle verwandelte sich Carola von Klass von der eleganten Dauertouristin mit Sonnenbrille, Strohhut und Chiffonschal in eine abgeklärte Sex-Therapeutin. Saß Christina Ketzer gerade noch im Korbsessel und präsentierte sich als früh verwitwete Fünfzigjährige, die sich noch ein Kind wünscht, fachsimpelte sie gleich darauf als leicht genervte Religionsberaterin.
Zusammen mit den wechselnden Outfits machten ihre gut gewählten Gesten die Auftritte so überzeugend. Als sächselnde Dresdnerin streckte sich Carola von Klass breitbeinig, in Jeans und Turnschuhen, vor dem Publikum aus. Ihre Rolle als lispelnde Frau, deren Traum eine Tätigkeit als Telefonistin oder Rundfunkmoderatorin ist, charakterisierte sie durch deren strenge Frisur, eine konservative Brille und zu X-Beinen zusammengestellte Knie.
Christina Ketzer brillierte als Englisch sprechende Professorin mit ihrem Vortrag über „Virile Pseudoklimakteriologie“. Das Publikum jauchzte vor Vergnügen, als die Schauspielerin die Wechseljahre beim Mann in Abrede stellte. Stattdessen vertrat sie die Auffassung, dass Männer Seitensprünge begehen, da sie dem natürlichen Impuls zur Fortpflanzung nachgeben. „Er ist fort, um zu pflanzen“, legte sie die deutsche Sprache aus und erntete anhaltende Lacher aus den Reihen des Publikums. Die Besucher bedankten sich mit Blumen und begeistertem Applaus für den kurzweiligen und amüsanten Abend.


Ganz im Banne archaischer Musik

Meditative Bildbetrachtung und Klangperformance im Idsteiner SPEICHER

Ganz im Banne archaischer Musik
21.04.2009
Von Susanne Gross

Meditative Bildbetrachtung und Klangperformance im Idsteiner Speicher

Zu einer meditativen Bildbetrachtung mit Klangperformance luden am Wochenende die Künstlerin Andrea Bresson sowie der Musiktherapeut Klaus Wollner in den Idsteiner Speicher ein.
Anlässlich der Finissage zur Ausstellung "Bilder leben, Bild erleben, Bilderleben" präsentierten die beiden instrumentale Begleitung mittels archaischer Instrumente sowie Obertongesang.

Der chinesische Tam-Tam-Gong

„Mit war es wichtig, mit diesen Schwingungen den Anwesenden die Möglichkeit zu bieten, sich auf die Bilder einzustimmen", betonte Andrea Bresson. „Andererseits ging es mir darum, den Kreis zu schließen, denn auch die Vernissage wurde von diesen Tönen begleitet. So wie in den Bildern Zyklen dargestellt sind, sollte die Abschlussveranstaltung einen Bogen zum Anfang spannen", merkte sie an.

Um die Betrachter unbeeinflusst in Kontakt mit den Gemälden kommen zu lassen, hatte Andrea Bresson die Bildunterschriften entfernt. Die einstündige Performance eröffnete Klaus Wollner mit Klängen auf einem großen Tam-Tam-Gong. Mit Hilfe eines Schlegels erzeugte er intensive Tonfolgen und weckte mit seinen ziehenden Bewegungen über das Metall Erinnerungen an den Klang von Streichinstrumenten. Untermalt wurde diese Sequenz von windartigem Rauschen aus einer „thunder drum“ und regenähnlichen Geräuschen mit Hilfe eines Rainmakers.

"Der chinesische Gong ist ungestimmt", erläuterte Wollner. „Daher bietet er ein breites Spektrum an tiefen und hohen Tönen. Beim Rainmaker hingegen handelt es sich um den getrockneten Arm einer Kaktusart. Dessen Stacheln werden nach Innen eingeschlagen und der Hohlkörper wird mit Steinen befüllt", führte er aus.

In zweiten Teil bestimmten die Töne eines Didgeridoos, ein traditionelles Instrument der Aborigines aus Eukalyptusholz, die Performance. Ergänzt wurden sie durch sphärische Klänge einer Kristallklangschale und Percussion-Elemente, die die Räume im Speicher in eine andere Welt verwandelten. Mal abrupt endende, dann wieder lang anhaltende Passagen kennzeichneten diese Sequenz.

Eine letzte Steigerung erlebten die Besucher durch den Obertongesang von Klaus Wollner. Begleitet wurde er durch den Dauerton einer Shrutibox, einer Art verkleinertem Harmonium ohne Tastatur. Die Besucher verharrten regungslos und teils mit geschlossenen Augen im Bann der Musik. Am Ende erfüllte sekundenlang ehrfurchtsvoller Stille den Raum.

"Die heutige Veranstaltung weicht von allem ab, was ich bislang im Speicher erlebt habe", äußerte sich Mechthild Scheid aus Idstein. „Der Raum gewann eine weitere Dimension für mich. Er eignet sich hervorragend für diese Form der archaischen Musik und meditative Zwecke", zeigte sie sich begeistert.

Andrea Bresson und Klaus Wollner bieten am 22. April, 6. Mai, 20. Mai und 3. Juni Malseminare mit Lifemusik im Speicher an. Die Veranstaltungen dauern jeweils von 19 bis 22 Uhr. Informationen erteilt Andrea Bresson unter 0 61 28 / 98 93 47 oder a.bresson@atem-kunst.de.


Presse zur Ausstellung „Die andere Sicht der Dinge“

Eine völlig andere Sicht der Dinge Ausstellung mit Werken von Marlis Göbl und Ulrike Mennemann im Idsteiner „Speicher“ Von Susanne Gross „Die andere Sicht der Dinge“ – zu diesem Thema stellen Marlis Göbl aus Idstein und die Taunussteinerin Ulrike Mennemann Photographien und Plastiken im Idsteiner Speicher aus. Wie der Titel bereits andeutet, erwarten den Besucher Bilder, die durch die ungewöhnliche Wahl der Motive ihren besonderen Reiz beziehen.

Foto Göbl

Wie der Titel bereits andeutet, erwarten den Besucher Bilder, die durch die ungewöhnliche Wahl der Motive ihren besonderen Reiz beziehen. So etwa bei der Aufnahme einer geheimnisvollen Prägung im Sand, die bei einer Reise durch Danzig entstanden ist. Auch die Spiegelung des Fachwerkhauses in der Heckscheibe eines PKW birgt durch das so erzielte Querformat einen außergewöhnlichen Anblick. Ihre eigenwillige Betrachtungsweise entdeckt das Besondere im Alltäglichen.
So stellt Marlis Göbl mit einem Teil der Bilder gewohnte Sichtweisen in Frage. In einer Auswahl an Aufnahmen zeigt sie Motive, die auf den ersten Blick nicht eindeutig zu erkennen oder zuzuordnen sind. Ein Stück Baumrinde aus der Toskana ähnelt den Bögen einer steinernen Landschaft. Der Ausschnitt aus dem Domportal zu Münster ruft Assoziationen an einen Vogel hervor. Baumscheiben, Schnitte in einem verrostetem Blech oder ein es Schwimmbecken geben Rätsel auf. Der Photographin geht es nicht um die Dokumentation des Vordergründigen. Daher regen die knapp dreißig Bilder zu einer inspirierenden Auseinandersetzung an. Sämtliche Werke sind unbetitelt, so dass der Betrachter vollkommen unbeeinflusst in seinen Interpretationen bleibt.
Die Ausstellung wird abgerundet durch zwölf Arbeiten der Bildhauerin Ulrike Mennemann. Speckstein, Keramik und Kalk-Sandstein bilden die Grundlage ihres handwerklichen Schaffens. Bei der Auseinandersetzung mit dem Material erhält der Stein eine neue Bedeutung. Dabei berücksichtigt sie dessen Eigenleben, Maserungen und Einschlüsse in der Komposition. So entstehen die Werke einerseits nach Vorlagen, doch stets auch im Dialog mit dem Material. Auf besondere Art gelungen ist dies bei einer Plastik, die im Hof zu sehen ist. Bei dem Objekt „“Quader“ wurde ein gebrochenen Sandstein bearbeitet. Die Bildhauerin hat die Tendenz seiner Ursprungslinien verstärkt und ging den Formen nach, die der Stein bereits andeutete. So entstand ein Objekt, das trotz seiner Massivität eine enorme Bewegung ausstrahlt. Keine der Linien oder Flächen weist ein gleiches Maß auf. Dennoch strahlt der Stein eine proportionierte Ausgewogenheit und spürbare Ruhe aus. Seine genarbte Oberfläche kündet von den Spuren, die das verwendete Spitzeisen bei der Bearbeitung hinterließ. Einen Überblick über die Vielfalt ihrer Arbeiten erhält man bei der Betrachtung der Werke, die an der Stirnseite des Raumes in der ersten Etage platziert sind. Die Objekte Schnecke, Steinbock, Zueinander und Nächtlicher Besucher bieten einen Querschnitt der verwendeten Materialien und deren unterschiedliche Farbigkeit. Auch die Beschaffenheit der Oberflächen unterscheidet die Werke voneinander. Besonders reizvoll ist das Objekt Steinbock. Es vereint die glatt polierte Oberfläche von Speckstein mit einer fein strukturierten Partie in der Bruchkante des Steins und dessen zweiter Hälfte.
Die Ausstellung ist bis zum 28. September samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Idsteiner Zeitung vom 05.08.2008

Momente harmonischer Stimmung. Ein Artikel zur Ausstellung von Werken der Malerin Pascale Werckshagen.

Frühlingstag

Ausstellung im Idsteiner Speicher – Malerei von Pascale Werckshagen

Von Susanne Gross / sgr


Sie sitzt auf dem Boden. Eine dunkelhäutige Schönheit voller Anmut, das lange glatte Haar von einem zierlichen Reifen zurückgehalten, den Kopf leicht gesenkt und die Augen fast geschlossen. Konzentriert widmet sie sich dem Eintopfen einer Zimmerpflanze. Dabei wirkt sie still, achtsam und unbeobachtet. Trotz der floralen Vielfalt, die sich im Muster des Fußbodens, auf dem Kleid der jungen Frau, in den Gardinen und im der Ornamentik des Fensters variiert, präsentiert sich das Bild in einer ausgewogenen, ruhigen Stimmung.

Eingefangen und festgehalten hat diesen intimen Moment der Konzentration und Hingabe die Wiesbadener Malerin Pascale Werckshagen. Das Gemälde mit dem Titel “Frühling“ sowie sechsundzwanzig weitere Arbeiten in Acryl und Öl zeigt die Ausstellung „Secret World“ bis zum 24. August im Idsteiner Speicher.

Die Bilder erheben nicht den Anspruch, eine äußere Realität nachzuzeichnen, vielmehr zeigen sie Momente ruhiger Gemütsverfassungen und stehen stellvertretend für harmonische Stimmungen. Die freischaffende Künstlerin wählt dafür den Typus einer Frau, anonymisiert in einer exotisch anmutenden Weiblichkeit, ohne spezifische individuelle Merkmale: oftmals mit geschlossenen Augen, ganz in einer inneren Welt versunken, die Nase filigran in einen der Augenbrauenbögen übergehend. Diese Frauen suchen nicht den Dialog mit der Außenwelt, doch der Betrachter kann sich in deren gesammelten Bewusstseinszustand vertiefen.
Unterstützt wird die Wirkung von Ruhe und Balance durch die zentrale Darstellungsweise. Zumeist sind die Figuren auf dem Boden sitzend dargestellt. Dies betont den Aspekt einer inneren Verwurzelung. In früheren Arbeiten zeigen sie sich eingetaucht in das Element Wasser, das sie wie einen Schutzmantel umgibt. Kraftvolle, doch harmonisch aufeinander abgestimmte Farben und florale Verzierungen, die in ihrer Vielfalt und Musterung an Volkskunst erinnern, zeugen von einem ausgeprägten Sinn für Lebensfreude.

Die Frauendarstellungen bezeugen einen Moment der vollkommenen Hingabe und des in sich Ruhens. Sie zeigen sich nicht der Welt abgewandt, sondern gehen der Verrichtung alltäglicher Beschäftigungen nach: dem Teetrinken, dem Bürsten der Haare wie im Bild „Nach dem Bad“ oder halten bei dem Werk „Mondschein“ eine Schale in den Händen. So künden sie von der Möglichkeit paradiesischer Ruhe im weltlichen Alltag.

Die Figuren wirken weniger geheimnisvoll, als dass sie von dem Geheimnis der Gelassenheit, der Zeitlosigkeit in der Gegenwart und von Langsamkeit sprechen.

Eines der aktuellsten Werke, das Tryptichon „Am Strand“, zeigt die Weiterentwicklung hin zu einer gewissen Abstraktion. Die Frauengesichter sind hier nur noch durch Wimpern akzentuiert. Zudem überragt eine der Figuren teilweise das vorgegebene Format und öffnet so die zuvor in sich abgeschlossene Welt. Geradezu überschwänglich ist es in der Wahl der Muster und Farben auf den Kleidern, Sonnenschirmen und Dekorkacheln.

Neben den Frauenbildern gibt es eine Reihe von zumeist kleinformatigeren Gemälden, die Tiere zeigen: im Treppenaufgang eine Serie schwarzer Katzen vor farbenfrohem Hintergrund, eine bunte Vogelschar auf den Ästen eines Baumes, ein geradezu menschlich aufragendes Krokodil. Hierbei zeigen sich wiederum dekorative Elemente. Sie lehnen sich allerdings stärker an nord- und mittelamerikanische Vorbilder an und zeigen sich gedeckter und sandiger in den Farben.

Öffnungszeiten: Samstag 13-18 Uhr und Sonntag 11 bis 18 Uhr

Frühschoppen im Hof des Speichers - Eintauchen in eine Welt

Frühschoppen im Speicher mit Wein, Brezeln und toller Musik der Frankfurter „Saxomaniacs“. Acht Saxophone in den Klangfarben Bariton, Alt, Tenor und Sopran, dazu ein Schlagzeug, Bass, Elemente von Querflöte und Gitarre, bereichert um die Klänge eines Keyboards: Diese klangvolle Mischung verwandelte den Innenhof des Idsteiner Speichers am Sonntag für zwei Stunden in eine Welt voller Töne.

Die Saxomaniacs

Der Tag bot weitaus mehr als Funk, Blues, Latin-Jazz und anderen musikalischen Leckerbissen – bei Wein und Brezeln, Sonnenschein und Keramik-Kunst der Glashüttener Keramikerin Ines Nickchen war es ein echter Genießer-Frühschoppen. Vierzehn Musiker der Frankfurter Formation „Saxomaniacs“ – übersetzt „die Saxophon-Besessenen“ - stellten Teile ihres Repertoires einem großen Publikum vor.
Geboten wurde ein abwechslungsreiches Programm, das von Klassikern wie „Pick up the pieces“, mit einem langen Schlagzeugsolo, über Blues, der in seinem getragenen Tempo dem gospeligen Südstaatensound Rechnung trug, bis hin zur Premiere des Stücks „Waltz for Spring“ reichte, das die die Gruppe bislang nur in privatem Kreis aufgeführt hatte,. Passend zu der heiteren Atmosphäre des Sommertages auch eine Melodie aus dem Latin-Jazz: „Sudden Samba“. Mit seiner hellen Tonlage, dem swingenden Sound und einem Querflötensolo lud es zum Träumen ein. Den Abschluss bildete eine Variation der Titelmelodie aus James Bonds „Diamonds are forever“ und des James Bond Themas, die übergangslos miteinander verbunden wurden.

Moderiert wurde der Auftritt der ambitionierten Hobbymusiker von Christian Schröder, einem freiberuflichen Musiker und Übungsleiter. Er betonte, dass die Gruppe sich durch die Vielfältigkeit ihres Repertoires und das leidenschaftliche Spiel auszeichnet: „Mir ist es wichtig, dass die Musiker mit dem Herzen dabei sind und wir innerhalb der Band eine sehr gute Atmosphäre haben. Das Publikum spürt dann echte Begeisterung“, sagte er mit Überzeugung.

Die große Spielfreude war den vier Frauen sowie zehn Männern anzumerken, und sie übertrug sich schnell auf die anwesenden Besucher, vom Kleinkind bis hin zu Senioren. Reike Veldman, die Betreiberin des Idsteiner Speichers, hatte sowohl den Innenhof und die Garage geöffnet als auch ihre an die Ausstellungsräume angrenzende Terrasse und den zum Hof hin liegenden Wintergarten dem Publikum zur Verfügung gestellt. So saßen die Musikinteressierten auf Stühlen und Bänken zusammen, lehnten sich über die Balustrade des Balkons oder lugten aus den Fenstern des Wintergartens in das mit Kapuzinerkresse und violett blühenden Trichterwinden malerisch anmutende Areal rund um den Trompetenbaum.
Das Publikum war entsprechend begeistert: „Herrliches Wetter, ein schönes Ambiente und die gut hörbare Musik. Es könnte nicht besser sein“, waren sich vier Besucherinnen aus Kröftel einig.

Von Susanne Gross

KERAMIK

Sinn für Proportion und Ästhetik so lautet der Pressetext von Suasnne Gross in der Idsteiner Ausgabe der Rhein-Main Presse

Sinn für Proportion und Ästhetik

Ines Nickchen und Schülerinnen zeigen „Impressionen aus der Werkstatt“

Von Susanne Gross


„Kunst ist das Streben nach Harmonie“, so lautet das Credo von Ines Nickchen, und das Ergebnis ihrer Suche nach der perfekten Balance von Gewicht, Form und Glasur in ihren keramischen Arbeiten präsentiert die aktuelle Ausstellung „Impressionen aus der Werkstatt“ im Idsteiner Speicher.
Die in Glashütten lebende Künstlerin zeigt einen Querschnitt ihrer Werke aus den letzten Jahren. Dabei vertreten sind sowohl alltagstaugliche Gebrauchsgegenstände, wie etwa Teekannen nebst Tassen sowie Vasen, Dosen und Schalen in unterschiedlichen Größen als auch künstlerisch frei gestaltete Objekte, Bilderserien in variationsreicher Ausführung sowie still sprudelnde Brunnen.
Kennzeichnend für die Gebrauchskeramik ist deren dünnwandige Beschaffenheit. Fein ausgedreht und in geduldiger Handarbeit mit der Variation eines chinesischen Glückssymbols verziert, zeugen die in dezente Farben oder kräftiges Lackrot getauchten Geschirrteile vom ausgeprägten Sinn der Künstlerin für Proportion und Ästhetik.
Dem gegenüber stellen die freien Arbeiten die Vielfalt ihrer Ideen unter Beweis. So befinden sich auf dem Balkon zwei im wahrsten Sinne des Wortes brandneue Arbeiten, die erst am Morgen der Ausstellungseröffnung aus dem Ofen kamen. Es handelt sich um pyramidenförmig ausgeführte Stücke, deren Durchbruchmuster an die Fenster gotischer Kathedralen erinnert. Eine der beiden geometrischen Formen umläuft ein Band aus filigranen Aussparrungen, während bei der anderen die Felder spitz nach oben zulaufen und sich so der Ursprungsform anpassen.
Immer wiederkehrend zeigt sich das runde fünfteilige Glückssymbol. Am deutlichsten tritt es bei einem als Tischfuß dienenden Objekt, das eine Glasplatte trägt, hervor. Dieser Sockel wird zudem von einem schlangenhaften Wesen mit Drachenkopf umspannt.
Eindrucksvoll sind auch die Kimonobilder. In einer eigens dafür entwickelten Arbeitsweise druckt Ines Nickchen Vorlagen aus einem japanischen Musterbuch sowohl auf thailändische Seide als auch in Ton. Die Arbeiten werden nebeneinander präsentiert und beziehen ihren Reiz trotz der Ähnlichkeit ihrer Motive aus den unterschiedlichen Effekten der verwendeten Materialien.
Bestechend in ihrer Farbigkeit zeigt sich die Reihe der Bilder mit Ansichten des Stechlin Sees. Einzelne Passagen erinnern an schimmernde Kristalle wie Amethyste, Malachit oder Saphire.
Auf der Galerie und im Garten präsentieren sich die Objekte von acht ihrer Schülerinnen. Diese reichen von Keramikköpfen, deren Ausgestaltung an die Werke des italienischen Künstlers Guiseppe Archimboldo erinnert bis hin zu Variationen zum Thema Schutzengel.
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 27. Juli jeweils samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr sowie mittwochs von 15 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 06174-963656.

„Colours of Wine“ aus der Idsteiner Zeitung vom14.06.2008

Ein Abend für alle Sinne mit Malerei von Michael Apitz, Musik von Klaus Brantzen und edlen Weinen aus dem Rheingau.

Johannisberg

„Colours of Wine“ - Weinprobe mit Malerei und Musik im Idsteiner Speicher

Ausstellung mit Bildern von Michael Apitz

Von Susanne Gross / sgr


Kann man den Geschmack von Wein malen? Wie klingt ein vollreifer Riesling, erstes Gewächs? Intensivieren Bildbetrachtung und Musik den Genuss einer Weinprobe? Ein sinnlicher Abend in den Räumlichkeiten des Idsteiner Speichers, der Fragen aufwarf und die Antworten jedem der Besucher selbst überließ.
Michael Apitz, vielen bekannt als Karikaturist von „Karl dem Spätlesereiter“, präsentierte im Rahmen der Veranstaltung „Colours of Wine“ in Begleitung des Schauspielers und Musikers Klaus Brantzen am Donnerstagabend sechs ausgewählte Rieslingweine in Kombination mit eigens dafür komponierter Musik und einem Landschaftsgemälde des Künstlers zum jeweiligen Anbaugebiet.
Zur Entstehungsgeschichte des Projekts sagte der bekennende Weinliebhaber: „Die Verbindung der Themen Malerei, Geschmack und Landschaft hat mich schon seit meiner Studienzeit interessiert“. Diese Spur hat er seitdem mit Leidenschaft weiter verfolgt.
Ausgehend von der Überlegung, dass sowohl das Anbaugebiet eines Weines, sein „Terroir“, ihm eine spezifische Prägung verleiht, als auch von der Erkenntnis, dass Menschen bei der Befragung nach den Farben, die sie einem Wein zuordnen, immer wieder zu annähernd übereinstimmenden Aussagen kommen, setzte sich Michael Apitz mit der malerischen Gestaltung von sieben prominenten Rieslinglagen des Rheingaus auseinander. Parallel dazu entwickelte Klaus Brantzen die Musik. Das „Riesling-Thema“ variierte er dabei in unterschiedlichen Kompositionen und durch die Wahl verschiedenartiger Musikinstrumente, vertreten durch Piccoloflöte, Zither, Psalterium sowie Harfe.
Den Auftakt zu jedem Wein bildeten ein literarisches Zitat, von Goethe, Schiller oder Heine, sowie Ausführungen zur Geographie der Weinbergslage und deren vorherrschenden Geschmacksnuancen. Sobald die Musik erklang und Michael Apitz das dazugehörige Bild präsentierte, wurde der Wein verkostet. Mit allen Sinnen wohlgemerkt: hörend, riechend, sehend und schmeckend – so erhielten die Kunstfreunde und Weinliebhaber die Möglichkeit, sich ein eigenes umfassendes Geschmacksbild zu machen.
Die Auswahl der Weine aus reichte von einem würzigen Martinsthaler Langenberg über einen vollreifen 1989 Berg Schlossberg aus dem Keller der Staatsweingüter Kloster Eberbach bis hin zu einem edelsüßen Kiedricher Gräfenberg. Frische Aromen von Aprikose und Apfel, erklangen als Töne auf Flöte und Streichpsalter. Das dazugehörige Gemälde zeigte eine in leuchtendem Gelb strahlende Weinbergslage. Ebenso vertreten vollreife Geschmacksnuancen von Papaya und Honig, intoniert auf einer Bassflöte und malerisch umgewandelt in einen tief orange leuchtenden Berg mit schiefrigen Grautönen.
Den Abschluss bildete der edelsüße Wein. Begleitet von Harfenklängen sahen die Besucher eine Landschaft, die mit gelber Leuchtkraft einerseits die Leichtigkeit des jungen 2006er Weines präsentierte und mit einem orangen Vordergrund auch dessen süße Fruchtigkeit aufnahm.
Die Bilder zu dieser kunstvollen Weinprobe befinden sich längst in Privatbesitz und mussten eigens für diese Veranstaltung zurück geliehen werden. „Es wird in dieser Form wohl die letzte Verkostung von „Colours of Wine“ gewesen sein“, bekannte Apitz. Doch ließ er vernehmen, dass er sich ein ähnliches Projekt auch mit anderen Weinen vorstellen kann.
An den kommenden zwei Wochenenden sind darüber hinaus in den Räumlichkeiten des Speichers Arbeiten des Malers aus den letzten fünf Schaffensjahren zu sehen. Eine Besonderheit bilden dabei vier großformatige Werke aus der in 2008 entstandenen Serie “13“. Dabei handelt es sich um „Weinberg-Portraits erster Lagen“.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. Juni und ist jeweils samstags und sonntags von 12:00 – 18.00 Uhr geöffnet

Idsteiner Zeitung vom 26.05.2008

Neue Arbeiten von Erika Kaiser

Von Susanne Gross

Wer malt, bedient sich einer nonverbalen Ausdrucksform. Er kommuniziert mit Hilfe von Farbe, Pinselstrich und Perspektive. Zu diesem Dialog lädt die Ausstellung „Neue Arbeiten“ mit Bildern der Taunussteiner Malerin Erika Kaiser in den Idsteiner Speicher ein. Gezeigt werden Acrylbilder, die vorrangig in den Jahren 2006 bis 2008 entstanden sind. Die Motive reichen dabei von Landschaftsdarstellungen - immer wiederkehrend das Meer und Schiffe - über Menschen bis hin zu Blumen- und Gartenfülle. „Meine künstlerische Neigung geht bis in meine Kindheit zurück“, bekennt die im Rheingau aufgewachsene Künstlerin. Und seit 1975 ist sie ihrem Interesse an der Malerei kontinuierlich nachgegangen, hat Mal- und Zeichenkurse belegt und sich an mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen beteiligt. Zudem erteilt sie seit 1992 Malunterricht im „Alten Bahnhof“ in Bleidenstadt. Die Künstlerin entscheidet oftmals erst im Malprozess, ob das Gemälde in seiner endgültigen Fassung eher ungegenständlich oder mehr konkret sein wird. Und gerade dieser Ansatz macht den Besuch der Ausstellung so lohnenswert. Bei manchen der dreiunddreißig gezeigten Gemälde spürt man diesen Entscheidungsprozeß in der Entstehung deutlich. Etwa bei der Komposition „Genesis“ im ersten Stock, worin graue, beige und blaue Nuancen sich sowohl in einer abstrakten Farbensprache ausdrücken, doch der Betrachter auch konkret Himmel und Erde, feste Steine erkennen kann. Spürbar ist zudem die bewusste Auseinandersetzung mit dem von Reike Veldman geführten Atelier und Veranstaltungszentrum. „Ich habe mich in dieses Haus verliebt und bin der Einladung zur Ausstellung gerne gefolgt“, sagt Erika Kaiser. „Dieses Fachwerkambiente ist sehr spannend. Es war durchaus eine künstlerische Herausforderung, die Bilder hier zu hängen“, gibt sie nicht ohne Stolz zu. Mal ist es sehr harmonisch gelöst, so etwa bei den Bildern „im Gärtchen“ und „aus dem Gärtchen“, die sich seitlich von der Tür zum begrünten Freisitz in der ersten Etage befinden – rechts eine deutlich impressionistisch wirkende Gartenszene, links eine Art Essenz aus diesem Werk, ein Strauß, der einzelne Sommerblumen ins Visier fasst. Dann wiederum bestimmen starke Kontraste die Hängung der Werke. So beispielsweise entlang der Treppen zur Empore, wo sich die Themen Mensch, Schiff und Blumen aneinanderreihen. Unterstützt wird dieser Effekt durch die unterschiedliche Farbigkeit der Gemälde sowie der Bandbreite von Abstraktion hin zur Impression.

Wiebadener Tagblatt vom 25.10.2007

Wo der Kater um die Kunst schleicht

Von Anja Baumgart-Pietsch

Im sonnigen, von Kapuzinerkresse bewachsenen Innenhof unter einem reich blühenden Trompetenbaum setze ich mich auf einen Stuhl und genieße einfach: Katzenschleichen vorbei, von ferne schlägt die Kirchturmuhr - ein Idyll.
Als Reike Veldman eintrifft und die Geschichte dieses Hauses erzählt, ist dabei aber nicht nur Sonniges zu berichten. Um so staunenswerter ist es, dass die 66-Jährige hier in der Idsteiner Altstadt dieses Kleinod für Kunst und Kultur herrichten konnte, in dem sie sich mit Kater "Monpetit" so richtig wohlfühlen und dabei noch einen Lebenstraum verwirklichen konnte.

Das historische Fachwerkhaus, bis in die fünfziger Jahre eine Brauerei, hatte sie früher vermietet, die Scheune, die heute als Ausstellungsraum und Treffpunkt dient, war noch nicht restauriert.

Als das Haus 1999 abbrannte, hätten viele es aufgegeben. Nicht Reike Veldman, die das ehemalige Brauhaus mit ihrer Tochter Antje, einer Architektin, restaurierte, selbst ins Vorderhaus einzog, das nun zusätzlich eine Ferienwohnung birgt, und die Scheune herrichten ließ, um sich ihrem Faible für die Kunst zu widmen.
Sie malt selbst, stellt auch Skulpturen her. Und die Künstler, die ihre Arbeiten im von ihr "Speicher" getauften Raum zeigen, sind von ihr handverlesen.

Zum Zeitpunkt meines Besuches sind Steinskulpturen von Rene Kreuzer und Zeichnungen von Sebastian Entstrasser zu sehen, als nächstes haben sich Rose-Barbara Münch und Brigitte Pega mit "Neuen Blättern" für den November angekündigt.
An fast jedem Wochenende ist hier etwas los.
Wenn gerade keine Kunstausstellung gezeigt wird, finden Seminare und Workshops statt - Ikebana, Kalligraphie oder Yoga zum Beispiel.
Es gastieren Kleinkünstler und Musiker, Literaten und Chansonniers, die auch den Innenhof mit nutzen können. Bühnenelemente, Bänke und Tische hat Reike Veldman ebenfalls angeschafft und bietet den Künstlern auf diese Weise auch die nötige Infrastruktur.
"Man lernt so viele interessante Menschen kennen", begeistert sich die agile ehemalige Lehrerin.

Sie arbeitet mit dem Idsteiner Kulturring eng zusammen, singt in der Idsteiner Kantorei und findet es wichtig, auch in einer kleinen Stadt kulturelle Angebote zu bieten und zu nutzen.
"Speicher" übrigens hat sie mit Bedacht als Namen gewählt. "Auf dem Speicher wurden die wichtigen Vorräte für den Winter gelagert - Nahrung, nicht nur für den Körper, auch für die Seele, das soll dieser Speicher sein.
Das Wort Speicher wird auch in der Computer- und Chipbranche vielfältig genutzt. Die Speicher bewahrt auch hier ein Menge an wertvollen Daten auf.
Letztendlich gilt das Wort auch für unser Gehirn. Wir speichern die Eindrücke über unsere Sinne in der Kornkammer unseres Lebensgedächtnisses", beschreibt sie die Hintergründe ihrer Namenswahl.
Das Logo hat sie übrigens von den kleinen, unregelmäßigen Fenstern abgeleitet, es taucht auf Plakaten, Visitenkarten und ihrer Webseite auf.

Das Fachwerk der Scheune ist ein besonderes - "Hänge-Sprengwerk" nennt sich die Konstruktion, die denkmalschutzgerecht restauriert wurde und dem Raum seinen speziellen Charakter gibt.
Zu Gast waren im Laufe der beiden Jahre, die es den "Speicher" gibt, schon viele Künstler.
Zum Beispiel Wolfram Diehl mit Skulpturen und Hans-Dieter Schreeb mit einer Lesung aus seinen Büchern. "Ich bin offen für alle Ideen", sagt Reike Veldman, die ihren "Speicher" als einen Raum für Kunst und Kultur versteht.

Im Innenhof des Speichers

Ein Taugenichts auf der Suche nach dem Glück

Ein Taugenichts auf der Suche nach dem Glück Theaterabend im stimmungsvollen Hof des Speichers in der Borngasse. Mit Temperament, Charme und viel Witz gibt Gertrud Gilbert ihrem jungen „Taugenichts“. Die Schauspielerin hat Eichendorfs Text leicht verändert und musikalisch durch Stücke von Schubert, Schumann und Mendelssohn ergänzt. Heiter und kurzweilig lässt sie ihren Glücksuchenden sein eigenes Leben Revue passieren. Mittlerweile leicht in die Jahre gekommen, trifft sich dieser mit Eichendorf, um die Geschichte seiner Jugendjahre zu erzählen, die ihn einst bis nach Italien geführt hatten. Gedichte, wie sie bereits der Dichter in sein Werk integriert hatte rezitiert Gilbert nun mit feinem Gespür für die Versform der Spätromantik. Beschwört allerlei Bilder von Frühlings-, Sommer- oder auch Herbstlandschaften herauf, die das komplizierte Innenleben des Reisenden beschreiben. Zu den verträumten Klängen von Pianistin Mints lässt die Schauspielerin den Abend mit einer Hommage an den Dichter Josef von Eichendorf und sein Märchen rund um den „jungen Herrn Taugenichts“ enden – und das zahlreiche Idsteiner Publikum ist begeistert.

Theater „Taugenichts“ im romantischen Hof des SPEICHER´S

Ein Jahr SPEICHER

Am 17.06.06 wird das Kulturforum "SPEICHER" ein Jahr alt. Das soll gebührend gefeiert werden.

Südseite SPEICHER




Liebe Freunde des „SPEICHERS“,

seit einem Jahr finden im „SPEICHER“, Borngasse 23 in Idstein, Ausstellungen, Theatervorstellungen, Konzerte und Workshops statt.

Ein bewegtes Jahr und ein voller Erfolg- nicht zuletzt durch Ihr/euer Interesse und rege Teilnahme.

Um das zu feiern und Ideen und Anregungen für das kommende Jahr 2007 aufzugreifen, möchte ich alle Freunde, Künstler und Interessenten zu einem kleinen Umtrunk mit Imbiss am 17.Juni 2006 um 19.00 Uhr in den Speicher einladen.

Ich freue mich auf Ihr/euer Kommen.




Idstein im Mai 2006









Beitrag zur Etablierung einer Idsteiner Jazzszene

Das 2. Konzert der "Young Jazz Connection" am 15.01.06

2.Jazzkonzert der Young Jazz Connection

Aus dem „Idsteiner Anzeiger“ v. 19.01.06

Beitrag zur Etablierung einer Idsteiner Jazzszene

Auch ganz junge Musiker können erstklassig jazzen!
Das bewies nach der Premiere vom Dezember jetzt erneut das zweite Konzert der Reihe „Young Jazz Connection“ im Atelier „SPEICHER“.
Unter dem Titel „Vocal and Rhythm“ präsentierte Organisator und Gitarrist Marek Herz diesmal die NachwuchsmusikerInnen Caro Steinmetz und Franziska Klein (Vocals). Peter Klohmann ( Saxophon), Rudolf Stenziner (Bass) und Martin Standke (Drums), die mit Klassikern wie „Dindi“ oder „Atumn Leaves“ die Zuhörer in ihren bann zogen.
Ausgezeichnete Stimmen und sehr gute Instrumentalisten, dazu das gemütliche Ambiente des bis zum Jahre 1900 als Brauhaus genutzten Gebäudes in der Borngasse sorgten für Begeisterung im Publikum, das sich schon auf den nächsten Auftritt der „Young Jazz Connection“ am 12.Februar, um 17.00 Uhr freut.
Damit die Reihe sich aber fest etablieren und jungen Musikern eine Bühne bieten kann ,wünschen sich die Organisatoren noch ein oder zwei Sponsoren.
Kontakt unter Tel. 06126/ 6896

Young Jazz Connection

Das erste Konzert "Cello meets Jazz" war ein voller Erfolg, wie Sie aus der Pressemitteilung ersehen können.

Marek Herz u. Christopher Herrmann

Cello und Jazz im Atelier „SPEICHER“

Alle guten Dinge sind ja bekanntlich Drei....
und als hätten die beiden Musiker Marek Herz (Gitarren) und Christopher
Herrmann (Cello) ihr Konzert genau danach ausgerichtet, gab es an diesem Abend dann
auch drei ganz besondere Punkte:

Als erstes natürlich der Ort: Das an diesem Abend vollbesetzte Atelier von Reike Veldman bot die perfekte Atmosphäre für diese wunderbar warme Duomusik. Zum zweiten erstreckte sich das Programm von alten Standards wie „Black Orpheus“ über den gutgelaunten „James“ von Pat Metheny bis hin zu Popklassikern von den Beatles und Sting. Den Anfang machten die beiden Virtuosen jedoch mit dem fast schon meditativen „Beneath an evening
sky“ von Ralph Towner. Dabei kamen nicht nur das Publikum, sondern
auch die beiden Musiker auf ihre Kosten. Beide genossen sichtlich jede Note,
und schnell wurde den Zuhörern klar, dass diese sonst - für Jazzmusik -
eher ungewöhnliche Besetzung bereits der dritte besondere Punkt des Abends
war. Gitarre und Cello spielten sich mal rasant, mal in ruhigen Phrasen, aber immer gekonnt die Bälle zu. In den Arrangements der dargebotenen Stücke lag der besondere Reiz auch darin, dass es den beiden Musikern scheinbar mühelos gelang, Stücke zu spielen, die traditionell von völlig anderen Besetzungen gespielt werden. Mal im Kontrast der perlenden
Gitarrenarpeggien und warmen Celloseufzern, dann wieder im schmissigen
Unisono in „Donna Lee“ war die Spielfreude der beiden Musiker zu hören, die
sich immer wieder auf das begeisterte Publikum übertrug, und Cello und
Gitarre zu neuen Höchstleistungen anspornten. Welchen Stil sie auch immer präsentierten,
beide Musiker glänzten sowohl in virtuos improvisierten Soli als auch mit
sensibler Begleitung, so dass der Spannungsbogen bis zum Ende der Veranstaltung erhalten blieb. Das Publikum dankte es mit lang anhaltendem Applaus.
Dieser Abend bildete den Auftakt zur Konzertreihe „Young Jazz Connection“, einer Serie von Veranstaltungen, die monatlich mit wechselnden Besetzungen ihre Wiederholung finden wird. Der nächste Termin wird am 15. Januar um 17:00 Uhr sein.
Kontakt: Marek Herz 06126 977015 oder: www.speicher-idstein.de