Nicht nur ein architektonisches Kleinod ist der Speicher in Idsteins Altstadt.
Bevor ich Ihnen meine Idee vorstelle, möchte ich allen voran meiner Tochter Antje Veldman vom Architektenstudio Moeve in Frankfurt, für die Architektur und Bauausschreibung, Herrn Leven, der die Bauaufsicht führte und allen beteiligten Handwerkern ganz herzlich für die engagierte Mitarbeit danken. Es gibt einen für mich sehr denkwürdigen Spruch:
Ich denke das gilt für die vielen Hände, die an diesem Bau geschafft haben und habe deshalb auch alle Handwerker eingeladen.
Dieses Wohngebäude mit Nebengebäuden– vielen Idsteinern als das „Alte Brauhaus“ bekannt, wurde 1704 vom Hofschreiner Joh. Michel Hofmann erbaut und bleibt bis 1822 im Besitz der Familie. 1822 geht die Hofreite an den Küfer Adam Merz über.1858 wird unter Adam Merz ein Brauhaus in der Chronik erwähnt.
1862 übernimmt dessen Sohn Wilhelm, ein Bierbrauer das Anwesen und richtet eine Gastwirtschaft ein.
Als sein Sohn Julius um 1900 die Brauerei in die Bahnhofstrasse umsiedelt, bleibt die Gastwirtschaft jedoch bestehen und viele Idsteiner – unter anderem auch unser Ehrenbürgermeister Hermann Müller, haben hier das erste Fernsehen erlebt.
Nach langem Leerstand und dem tragischen Tod unseres Vorbesitzers Herrn Wiedemann, erwarben mein ehemaliger Ehemann und ich das Anwesen.
Wir renovierten das Haus in Eigenarbeit von Grund auf . Es dauerte 6 Jahre . Sechs Jahre ohne Wochenende oder Urlaub und trotzdem hat es Freude gemacht etwas Neues zu schaffen und ich habe viele Handwerkstechniken gelernt – obwohl ich mehr der Handlanger war, wie der alte Herr Michel- unser lieber Nachbar immer sagte.
Nachdem im November 1999 – wir hatten das Haus vermietet- der Dachstuhl vollständig ausbrannte und das Haus , auch durch das viele Löschwasser, unbewohnbar geworden war, habe ich das Vorderhaus wieder renoviert und bin dann im Jahr 2001 selbst eingezogen.
Die alte Scheune hatte schon 1993 ein neues Dach erhalten , war aber im übrigen sehr baufällig und hatte feuchte Mauern.
So entschloss ich mich auf weite Reisen zu verzichten und weiter zu bauen.
Als ich mit den Plänen für dieses Atelier im alten Brauhaus begann, eröffnete in der alten Feuerwache das Idsteiner Brauhaus.
Um nun nicht die bierdurstigen Seelen vergeblich zu mir zu ziehen, habe ich über andere Namen nachgedacht und kam auf „ Speicher“.
Das Wort „Speicher“ stammt vom lat. Spica „Ähre“.
Der Speicher ist also ursprünglich der Kornboden. Das „Korn“ das vielfältige Frucht bringt – das gefiel mir für meine Idee.
Im Spätlateinischen wurde das Wort „spicarium“ etwa im 4. Jahrhundert erwähnt und später wurde daraus durch die hochdeutsche Lautverschiebung im mittelhochdeutschen „spicher“.
Auf dem Speicher wurden also die wichtigen Vorräte für den Winter gelagert- Nahrung , nicht nur für den Körper, auch für die Seele, das soll dieser Speicher sein -. Heute dient der Speicher oft als Rumpelkammer - und so sah diese Scheune auch vor Baubeginn aus – aber manchmal findet man – so man sucht – gerade dort wertvolle Schätze !
Das Wort Speicher wird auch in der Computer- und Chipbranche vielfältig genutzt. Die Speicher bewahrt auch hier ein Menge an wertvollen Daten auf. Letztendlich gilt das Wort auch für unser Gehirn. Wir Speichern die Eindrücke über unsere Sinne wie z.B. die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und vielfältigen kulturellen Engagements in der „Kornkammer unseres Lebensgedächtnisses“.
In meinem Gästebuch, welches ich auf der alten Werkbank- die ich übrigens hier in der Scheune gefunden habe – ausgelegt habe, zitiere ich :
Dieses möglichst vielen Menschen zu ermöglichen ist mein Anliegen.
Ich möchte Künstlern die Chance geben sich den Idsteinern und ihren Gästen mit Theater, Musik, Malerei, Skulptur und Literatur vorzustellen.
Um nur das letztere „Literatur“ aufzugreifen, könnte ich mir z.B. Lesungen oder auch Diskussionsrunden mit Autoren über Neuerscheinungen unter dem Titel „Sprachspeicher“ vorstellen.
Aber auch im Bereich kleiner Konzerte von Jazz bis Klassik ist vieles möglich.
Die Ausstellungen sollen für die Künstler möglichst mietfrei bleiben. Um die notwendigen Nebenkosten und Versicherungen zu decken muss bei Veranstaltungen und Vernissagen eine geringe Kostenbeteiligung erhoben werden. Vielleicht gelingt es in der Zukunft einen Verein zu gründen und so die Kosten zu senken und Zuschüsse zu erhalten.
Mit dem Idsteiner Kulturring, in dem ich selbst Mitglied bin, arbeite ich eng zusammen.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte meiner Website und rufen Sie mich an, wenn Sie weitergehende Fragen haben (Tel. 06126/6896 ).
Liebe Gäste,
nach der Einstimmung auf unseren musikalischen Frühschoppen durch die Band „Tri-o-lait“ möchte ich Sie zum 10jährigen Jubiläum des „SPEICHER“s herzlich willkommen heißen.
Herzlich willkommen auch dem 1. Stadtverordneten Herrn Hartmann, der Presse, dem Vertreter der Nass. Sparkasse Herrn Wynandy.
Die Naspa hat den Wein von Schloss Vollrads gesponsert. Vorab herzlichen Dank dafür !
Als ich vor 10 Jahren am 17. Juni 2005 dieses Atelier in der Scheune des „Alten Brauhauses“ der Brauerei Merz eröffnete, war das für mich der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser.
Das alte Brauhaus wurde 1704 von dem Hofschreiner Hoffmann erbaut und ist ab 1858 ein Brauhaus der Fam. Merz.
Ab 1870 bis in die 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts gab es im Vorderhaus eine Gastwirtschaft.
Nach einem tragischen Unfall des Vorbesitzers
kauften mein Mann und ich das Haus 1984.
Es hatte lange leer gestanden und war in keinem guten Zustand.
6 Jahre dauerte allein der Ausbau des Vorderhauses, der mit viel Eigenleistung im Jahr 1991 vollendet wurde.
Nach einer WG von drei Piloten der Lufthansa mietete ein leitender Angestellter der Fa. Opel das Haus.
1999 brannte das Dachgeschoss völlig aus und auch der Rest des Hauses war durch Löschwasser unbewohnbar geworden.
Dazu kam die Trennung und Scheidung von meinem Ehemann nach 32 Jahren Ehe.
So begann ich völlig neu... stritt mit der Versicherung um die Kosten, verhandelte mit den Handwerkern.....Es waren schwere Zeiten !
2001 zog ich in das restaurierte Vorderhaus selbst ein und startete 2003 mit dem Ausbau der Scheune, tatkräftig unterstützt von meinen Kindern – vor allem meiner Tochter Antje, die Architektin ist .
Ich hatte zuerst an den Ausbau als Wohnung gedacht und so auch bereits alle notwendigen Leitungen verlegen lassen.
Dann kann mir die Idee diesen schönen Raum mit den kleinen Dachgärtchen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und da es schon immer mein Wunsch war etwas kulturell zu gestalten eröffnete ich am 17.Juni 2005 das Atelier „SPEICHER“.
Der Name „ Brauhaus“ war vom Idsteiner Brauhaus besetzt und ich wollte ja auch kein Bier ausschenken, sondern etwas zum kulturellen Leben in Idstein beitragen.
Das Wort „ Spicher“ ist aus dem lateinischen Wort „spicarium“ „Ähre“ abzuleiten, welches bereits im 4. Jahrhundert erwähnt wurde.
Im Speicher wurden wertvolle und wichtige Vorräte für den Winter gelagert.In diesem Fall Korn für das Bier der Brauerei.
Heute ,im Computerzeitalter gilt das Wort als Begriff für die Bewahrung wertvoller Daten und letztendlich auch für unser Gehirn.
Zsammenfassend könnte man sagen: „Wir speichern die Eindrücke unserer Sinne in der Kornkammer unseres Lebensgedächtnisses.“
Nahrung – nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele sollte dieser Speicher sein.
Wenn man Kunst als die Übertragung seelischer Vorgänge in sinnliche Wahrnehmbarkeit ansieht, so ist die Aufgabe, die ich mir mit dem Speicher gestellt habe klar:
Ich wollte möglichst vielen Künstlern und Mitmenschen diese Möglichkeit geben.
Ich wurde gewarnt: “Das wird ein Fass ohne Boden – eine undankbare Aufgabe usw...“
Ich begann trotzdem.
Künstler, die ausstellen wollten musste ich nie suchen. Sie sahen die Räumlichkeiten, hörten von der niedrigen Miete (80,- Euro für 4 Wochenenden ) und waren begeistert.
Es war ein Zuschussgeschäft. Nach drei Jahren glaubte ich aus finanziellen Gründen schließen zu müssen.
Dann ergab sich aber die Möglichkeit die Räume in der Woche durch die VHS und andere für Kurse wie Yoga oder Fortbildung zu nutzen und so wurden die Betriebskosten aufgefangen.
Auch für Familienfeiern wurden die Räume und der Hof gern genutzt.
Vor 6 Jahren begann ich mit zusätzlichen kleinen Theaterstücken, Konzerten und dem Kabarett Allerhand, welches hier Premiere hatte.
Inzwischen kommen auch durch die gute Zusammenarbeit mit der Presse Besucher aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und sind immer wieder begeistert vom Ambiente der Räume und des Innenhofs.
Durch meine Ferienwohnung im Vorderhaus erfahre ich auch von ausländischen Gästen wie sehr diese schöne Altstadt mit ihren restaurierten Häusern gefällt.
Vor einem Jahr wurde der Hr auf den SPEICHER aufmerksam und drehte hier einen Film, der inzwischen dreimal , so auch am letzten Sonntag, ausgestrahlt wurde.
Leider fand sich , trotz mehrmaligen Apells niemand, der sich an den Aufgaben beteiligen wollte – weder Stadt, noch Kulturring, noch andere Kulturschaffende waren zu einer Zusammenarbeit bereit.
Das bedauere ich sehr.
Ich habe und hatte nie ein finanzielles Interesse, bin aber nicht in der Lage zuzuzahlen und das ist leider seit die VHS in größere Räume gegangen ist der Fall.
Außerdem ist durch ähnliche Veranstaltungen
und Ausstellungen im Gerberhaus, Höher-Hof, bei Artefact und Kleist, sowie durch den Kulturbahnhof eine Konkurrenz entstanden, die nach meiner Meinung in einer kleinen Kommune wie Idstein zu viel ist.
Wir leben ja nicht auf dem Land, sondern im
Großraum der Städte Frankfurt, Wiesbaden und Mainz in dem viel Kultur geboten wird.
Aus diesem Grunde werde ich den SPEICHER Ende des Jahres schließen.
Es hat mir viel Freude gemacht und ich habe immer wieder Anfragen von Künstlern, die gern auftreten oder ausstellen möchten, aber ohne tatkräftige Mithilfe und finanzielle Unterstützung schaffe ich es nicht mehr dieses Kulturforum zu erhalten.
Ich möchte auch nicht im Minus landen, sondern lieber auf der Höhe des Erfolgs aufhören.
So wird es noch bis Ende Oktober Ausstellungen, Konzerte und Kabarett geben.
Dann werde ich das Atelier zu einer Wohnung umbauen, hier einziehen und das Vorderhaus vermieten.
Viele Künstler, die hier ausgestellt oder performed haben sind heute hier und haben sich bereit erklärt eine kleine Kostprobe ihres Könnens darzubieten. Dafür vorab schon einmal ganz herzlichen Dank.
Ich habe alle Plakate der 10 Jahre gesammelt und chronologisch aufgehängt, sodass sie sich einen Überblick über die ca. 200 Veranstaltungen in den 10 Jahren SPEICHER schaffen können.
Auf der alten Werkbank im Ausstellungsraum habe ich alle Gästebücher ausgelegt.
Das Gästebuch dieses Jahres liegt auf dem kleinen Tisch im unteren Flur.
Bitte tragen Sie sich dort ein. Auf dem Flyer-ständer finden Sie das Programm für das letzte Halbjahr.
Ganz oben auf der Galerie finden Sie ein Fotoalbum in dem der Umbau der Scheune dokumentiert ist und zwei Ordner mit Pressemeldungen.
Die traurige Mitteilung von der Schließung des SPEICHER´s soll uns jedoch nicht davon abhalten die 10 erfolgreichen Jahre zu feiern und so möchte ich mit Ihnen auf das Jubiläum anstoßen und uns ein paar schöne fröhliche Stunden wünschen.
Reike Veldman, Borngasse 23, 65510 Idstein, Tel.: 06126-6896, Fax: